6.2 Bearbeitungen, Zitate und Paraphrasen
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sen, beide Bücher zu vergleichen, so dass es den Sünder nicht bedränge - teils
eines inneren Antriebs des Menschen wegen, teils durch äußere Einflussnahme
des Teufels, teils aber auch, weil der Mensch es vermeiden wolle, sich dem Urteil
seines Gewissens zu stellen.359 Glücklich sei, wer dennoch von Gott hierzu be-
wegt werde; beklagenswert der, bei dem der Teufel diese Aufgabe übernehme,
denn dieser würde den Menschen zur Verzweiflung treiben.360 Wer Gott belei-
dige, dem sende er zur Strafe sein eigenes Gewissen („he sends our own Con-
science“) - eine göttlich inspirierte Gewissenserweckung. Es bedürfte keiner
weiteren Instanz, um den Menschen festzunehmen, vorzuladen, anzuklagen, wi-
der ihn zu zeugen, ihn zu verurteilen und dieses Urteil zu vollstrecken als das
eigene Gewissen.361 Cade bringt das vollständige Arsenal forensischer Rede über
das Gewissen vor, um dessen Funktion für den Menschen zu verdeutlichen und
entwirft dabei ein wahres Schreckensszenario.
Was aber könne der arme Sünder tun, um das Gewissen zu beruhigen, ohne es
einzuschläfern? Zunächst einmal, so die lapidare Antwort: nicht gegen das Ge-
wissen sündigen, es wachhalten. Doch sei nun einmal, weiß auch Cade, nicht
jeder Mensch so vollkommen, wie er sein sollte, weshalb bereits Gottes Gnade
den Menschen vor vielem bewahre.362 Wenn wir also ein gutes Gewissen haben,
können wir uns glücklich schätzen; wenn unser Herz uns nicht verdammt, dann
haben wir Zuversicht in Gott. Doch, dämpft Cade auch diese Zuversicht, weil
das Herz des Menschen betrügerisch sei, würden zwar viele mit einem guten
Gewissen prahlen, nur wenige aber ein solches besitzen. Daher habe Bernhard
vier Arten des Gewissens beschrieben: zwei schlechte und zwei gute.363
Cades Rekurs auf das Schema ist zweifellos stark von seinen seelsorgerischen
Erfahrungen beeinflusst, wie die von ihm herangezogenen Beispiele nahelegen.
Zugleich übernimmt er zahlreiche Charakterisierungen, die in der Gewissenslite-
359 „But oftentimes the Conscience seemeth to be asleep, and doth not compare these books to-
gether; it stirres not, troubles not the sinner: partly because of the vehemencie of his desires [...]
or lusts of the flesh [...] and partly, because the devil politickly presents him with such objects
and projects [...] that he findes no time to think on God, his benefits, nor his own dutie and
danger. And partly, because after the accomplishing of his sinne, he is indeed loth to look into
his Conscience, lest it trouble him, and make him to forsake et repent his sinne Ebd.,
S. 46f.
360 Ebd., S. 48.
361 Ebd., S. 50f. Vgl. zum Zusammenhang oben S. 25.
362 Ebd., S. 53.
363 „If we have a good Conscience [...] happy are we for [...] If our heart condemne us not, then
have we confidence to God [...] But because the heart is deceitfull, above measure, take heed
you be not deceived: for many men brag a good Conscience, but few men have it. S. Bernard
delivereth foure sorts of Consciences: two not good, two good. 1. There is a Conscience quiet,
but not good: 2. There is a conscience neither quiet nor good: 3 There is a Conscience good, but
not quiet: 4. There is a Conscience both good and quiet.“ Ebd., S. 54f.
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sen, beide Bücher zu vergleichen, so dass es den Sünder nicht bedränge - teils
eines inneren Antriebs des Menschen wegen, teils durch äußere Einflussnahme
des Teufels, teils aber auch, weil der Mensch es vermeiden wolle, sich dem Urteil
seines Gewissens zu stellen.359 Glücklich sei, wer dennoch von Gott hierzu be-
wegt werde; beklagenswert der, bei dem der Teufel diese Aufgabe übernehme,
denn dieser würde den Menschen zur Verzweiflung treiben.360 Wer Gott belei-
dige, dem sende er zur Strafe sein eigenes Gewissen („he sends our own Con-
science“) - eine göttlich inspirierte Gewissenserweckung. Es bedürfte keiner
weiteren Instanz, um den Menschen festzunehmen, vorzuladen, anzuklagen, wi-
der ihn zu zeugen, ihn zu verurteilen und dieses Urteil zu vollstrecken als das
eigene Gewissen.361 Cade bringt das vollständige Arsenal forensischer Rede über
das Gewissen vor, um dessen Funktion für den Menschen zu verdeutlichen und
entwirft dabei ein wahres Schreckensszenario.
Was aber könne der arme Sünder tun, um das Gewissen zu beruhigen, ohne es
einzuschläfern? Zunächst einmal, so die lapidare Antwort: nicht gegen das Ge-
wissen sündigen, es wachhalten. Doch sei nun einmal, weiß auch Cade, nicht
jeder Mensch so vollkommen, wie er sein sollte, weshalb bereits Gottes Gnade
den Menschen vor vielem bewahre.362 Wenn wir also ein gutes Gewissen haben,
können wir uns glücklich schätzen; wenn unser Herz uns nicht verdammt, dann
haben wir Zuversicht in Gott. Doch, dämpft Cade auch diese Zuversicht, weil
das Herz des Menschen betrügerisch sei, würden zwar viele mit einem guten
Gewissen prahlen, nur wenige aber ein solches besitzen. Daher habe Bernhard
vier Arten des Gewissens beschrieben: zwei schlechte und zwei gute.363
Cades Rekurs auf das Schema ist zweifellos stark von seinen seelsorgerischen
Erfahrungen beeinflusst, wie die von ihm herangezogenen Beispiele nahelegen.
Zugleich übernimmt er zahlreiche Charakterisierungen, die in der Gewissenslite-
359 „But oftentimes the Conscience seemeth to be asleep, and doth not compare these books to-
gether; it stirres not, troubles not the sinner: partly because of the vehemencie of his desires [...]
or lusts of the flesh [...] and partly, because the devil politickly presents him with such objects
and projects [...] that he findes no time to think on God, his benefits, nor his own dutie and
danger. And partly, because after the accomplishing of his sinne, he is indeed loth to look into
his Conscience, lest it trouble him, and make him to forsake et repent his sinne Ebd.,
S. 46f.
360 Ebd., S. 48.
361 Ebd., S. 50f. Vgl. zum Zusammenhang oben S. 25.
362 Ebd., S. 53.
363 „If we have a good Conscience [...] happy are we for [...] If our heart condemne us not, then
have we confidence to God [...] But because the heart is deceitfull, above measure, take heed
you be not deceived: for many men brag a good Conscience, but few men have it. S. Bernard
delivereth foure sorts of Consciences: two not good, two good. 1. There is a Conscience quiet,
but not good: 2. There is a conscience neither quiet nor good: 3 There is a Conscience good, but
not quiet: 4. There is a Conscience both good and quiet.“ Ebd., S. 54f.