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6. Rezeptionen und Wirkungen
conscientia?“ Eine mögliche und - wie er betont - nicht gering zu schätzende
Gliederung sei diejenige ,Bernhards‘ im Buch Vom Gewissen.454
Bei seiner knappen Wiedergabe der Begriffsbestimmungen zum guten und
ruhigen, guten und unruhigen, schlechten und unruhigen sowie schlechten und
ruhigen Gewissen beschränkte sich Palanco jedoch nicht darauf, aus dem Liber
de conscientia zu zitieren. Vielmehr setzte er hier einen deutlich eigenen Akzent,
indem er den Begriff der passiones, der Leidenschaften, in den ursprünglichen
Text einbaute, und damit die Bestimmungen der Gewissensarten in einer zentra-
len Dimension erweiterte. Die Qualität und ,Gutheit‘ des Gewissens hing somit
für Palanco wesentlich vom Vermögen eines Menschen ab, seine Leidenschaf-
ten der Vernunft unterzuordnen:
„Ein gutes und ruhiges [Gewissen] besitzt, wer sich nach dem Zeugnis seines Inne-
ren an der Rechtschaffenheit seines Lebens freut, in einem so großen und derartigen
Frieden, dass seine Leidenschaften leicht der Vernunft gehorchen und die Vernunft
Gott: Und ein solches Gewissen ist den Vollkommenen eigen.
Ein gutes und bewegtes Gewissen hat, wer recht, aber dennoch unter Mühen han-
delt, weil er aufgrund des Krieges zwischen Fleisch und Geist innerlich vom Kampf
der Leidenschaften erschüttert wird, und dieses ist den Unvollkommenen und de-
nen eigen, die voranschreiten.
Ein schlechtes und bewegtes Gewissen hat, wer schlecht handelt und durch sein Tun
Schlechtes als gut anerkennt, aber durch die inneren Stachel des Gewissens getadelt
wird, weil das Gewissen widerspricht und murrt. Und dieses ist jenen Schlechten
eigen, die sich im Schlechten noch nicht als unerschütterlich zeigen.
Ein schlechtes und ruhiges Gewissen haben schließlich jene, die im Schlechten ver-
harren, die in sich das Licht des Gewissens schon nahezu ausgelöscht haben, von
denen gesagt ist: dass sie fröhlich sind, wenn sie Schlechtes tun, und sich an den al-
lerschlechtesten Dingen freuen [Prv. 2.14].“455
454 „[...] adiungitur alia non contemnenda divisio, quam tradit Mellifluus Bernardus libro de Con-
scientia. Alia, inquit, est conscientia bona, et tranquilla, alia bona, et turbata, alia mala et tur-
bata, alia mala et tranquilla.“ Ebd., qu. II, § 1.4, S. 5.
455 „Bonam et tranquillam possidet, qui testimonio interiori gaudet de probitate vita: sua:, cum
tanta, et tali pace, ut passiones rationi facile obtemperent, et ratio Deo: et ha:c conscientia est
propria perfectorum. Conscientiam bonam, et turbatam habet, qui recte operatur, tanta tarnen
difficultate, quod intestino passionum bello quatitur propter rebellionem inter carnem, et spi-
ritum, et ha:c est propria imperfectorum, et proficientium. Conscientiam malam, et turbatam
habet, qui male operatur, practiceque approbat mala pro bonis, sed stimulis conscientia: interius
reprehenditur, conscientia contradicente, et remurmurante: et ha:c est propria malorum, qui
non dum in malo obstinati inveniuntur. Conscientiam denique malam, et tranquillam habent
obstinati in malo, qui pene iam extinxerunt in se conscientia: lumen, de quibus dictum est, quod
la:tantur cum male fecerint, et exultant in rebus pessimis [Prv. 2.14].“ Ebd.
6. Rezeptionen und Wirkungen
conscientia?“ Eine mögliche und - wie er betont - nicht gering zu schätzende
Gliederung sei diejenige ,Bernhards‘ im Buch Vom Gewissen.454
Bei seiner knappen Wiedergabe der Begriffsbestimmungen zum guten und
ruhigen, guten und unruhigen, schlechten und unruhigen sowie schlechten und
ruhigen Gewissen beschränkte sich Palanco jedoch nicht darauf, aus dem Liber
de conscientia zu zitieren. Vielmehr setzte er hier einen deutlich eigenen Akzent,
indem er den Begriff der passiones, der Leidenschaften, in den ursprünglichen
Text einbaute, und damit die Bestimmungen der Gewissensarten in einer zentra-
len Dimension erweiterte. Die Qualität und ,Gutheit‘ des Gewissens hing somit
für Palanco wesentlich vom Vermögen eines Menschen ab, seine Leidenschaf-
ten der Vernunft unterzuordnen:
„Ein gutes und ruhiges [Gewissen] besitzt, wer sich nach dem Zeugnis seines Inne-
ren an der Rechtschaffenheit seines Lebens freut, in einem so großen und derartigen
Frieden, dass seine Leidenschaften leicht der Vernunft gehorchen und die Vernunft
Gott: Und ein solches Gewissen ist den Vollkommenen eigen.
Ein gutes und bewegtes Gewissen hat, wer recht, aber dennoch unter Mühen han-
delt, weil er aufgrund des Krieges zwischen Fleisch und Geist innerlich vom Kampf
der Leidenschaften erschüttert wird, und dieses ist den Unvollkommenen und de-
nen eigen, die voranschreiten.
Ein schlechtes und bewegtes Gewissen hat, wer schlecht handelt und durch sein Tun
Schlechtes als gut anerkennt, aber durch die inneren Stachel des Gewissens getadelt
wird, weil das Gewissen widerspricht und murrt. Und dieses ist jenen Schlechten
eigen, die sich im Schlechten noch nicht als unerschütterlich zeigen.
Ein schlechtes und ruhiges Gewissen haben schließlich jene, die im Schlechten ver-
harren, die in sich das Licht des Gewissens schon nahezu ausgelöscht haben, von
denen gesagt ist: dass sie fröhlich sind, wenn sie Schlechtes tun, und sich an den al-
lerschlechtesten Dingen freuen [Prv. 2.14].“455
454 „[...] adiungitur alia non contemnenda divisio, quam tradit Mellifluus Bernardus libro de Con-
scientia. Alia, inquit, est conscientia bona, et tranquilla, alia bona, et turbata, alia mala et tur-
bata, alia mala et tranquilla.“ Ebd., qu. II, § 1.4, S. 5.
455 „Bonam et tranquillam possidet, qui testimonio interiori gaudet de probitate vita: sua:, cum
tanta, et tali pace, ut passiones rationi facile obtemperent, et ratio Deo: et ha:c conscientia est
propria perfectorum. Conscientiam bonam, et turbatam habet, qui recte operatur, tanta tarnen
difficultate, quod intestino passionum bello quatitur propter rebellionem inter carnem, et spi-
ritum, et ha:c est propria imperfectorum, et proficientium. Conscientiam malam, et turbatam
habet, qui male operatur, practiceque approbat mala pro bonis, sed stimulis conscientia: interius
reprehenditur, conscientia contradicente, et remurmurante: et ha:c est propria malorum, qui
non dum in malo obstinati inveniuntur. Conscientiam denique malam, et tranquillam habent
obstinati in malo, qui pene iam extinxerunt in se conscientia: lumen, de quibus dictum est, quod
la:tantur cum male fecerint, et exultant in rebus pessimis [Prv. 2.14].“ Ebd.