6.2 Bearbeitungen, Zitate und Paraphrasen
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Menschen zu Gott - oder auch seiner Ferne. Ist der Mensch bemüht, sich selbst
zu prüfen, und strebt er danach, dem ihm gesetzten Maßstab zu folgen, so wird
die Ruhe oder Unruhe seines Gewissens für ihn zum Indikator seines Fort- oder
aber Rückschrittes. Das gesetzte Ziel besteht darin, die Ruhe Christi zu finden,
das heißt eine conscientia bona et tranquilla zu besitzen. Ist der Mensch guten
Willens, dieses Ziel zu erreichen, kann er, so Brean, nicht fehlgehen. Unter den
hier vorgestellten Rekursen auf De quattuor modis conscientiarum ist der des
Franz Xaver Brean wohl ohne Zweifel der optimistischste.
Johann Adam Nieberlein: Sermones utiles et faciles
Den gleichen Ausgangspunkt wie Franz Xaver Brean legte auch Johann Adam
Nieberlein (J 1748) seiner ebenfalls dem vierten Sonntag nach dem Dreikönigs-
fest zugeordneten ,Gewissenspredigt‘ zugrunde: den Schlaf Christi auf sturm-
bewegtem Meer (Mt 8.24). Nieberlein hatte eine Vielzahl geistlicher Ämter in
den Diözesen Eichstätt und Augsburg inne; zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
seiner „Nützlichen und leicht faßbaren Predigten“ im Jahr 1741 vertrat er das
Amt des Generalvikars im Bistum Augsburg.568 In dieser Sammlung hatte Nie-
berlein nach eigenem Bekunden Predigten in den Druck gegeben, die er „vor-
mahlen als Pfarrern verfaßt/ und an verschidenen Orthen vor etlich dreyßig Jah-
ren vorgetragen“.569 Sie sollten nun, wie er im Vorwort bekannte, als Muster und
Vorlagen für jene Geistlichen dienen, die vor allem zur Seelsorge auf dem Land
verpflichtet waren, und dort unter der Vielzahl ihnen obliegender Aufgaben kaum
dazu kämen, die für den Gottesdienst nötigen Predigten selbst zu schreiben.
Wenn Nieberlein auch die gleiche Perikope zum Motiv seiner Predigt erkor
wie Franz Xaver Brean, so entwickelte er den Stoff dennoch in anderer Rich-
tung. Dies beginnt bereits mit der Rolle und Bedeutung von Sturm und Gewitter,
deren Ursache für Brean unerheblich war, die Nieberlein aber klar als von Ju-
das verschuldet erklärte.570 Der Bayer steht damit deutlich in jener von Kittstei-
ner untersuchten Tradition der Gewissensliteratur, für die ein Gewitter als Indi-
kator des Gotteszorns fungierte.571 Erst in einem zweiten Schritt kam Nieberlein
568 Vgl. zu ihm: Cl. A. Baader, Lexikon verstorbener b(tierischer Schriftsteller, Bd. 1.2, S. 86f.; Fr. K.
G. Hirsching, Historisches literarisches Handbuch, Bd. 6, S. 186-8, sowie eher anekdotisch un-
ter der Rubrik „Die gute alte Zeit“, in: Pastoralblatt des Bistums Eichstätt, 21.20 (1874) S. 83f.
569 So auf dem Titel des Bandes. Im Vorwort selbst gibt Nieberlein nach weitschweifiger captatio
benevolentiae bekannt, dass „dises Predig-Buch jene Predigen enthaltet, so ich als unwürdiger
Pfarrer und Seel-Sorger in 20. Jahren meinen anvertrauten Schäfflein und Pfarr-Kindern habe
vorgetragen.“ J. A. Nieberlein, Sermones utiles, Dedicatio auctoris, [S. 3].
570 Ebd., Predigt IX, S. 54 b.
571 Vgl. zusammenfassend H. D. Kittsteiner, Die Entstehung des modernen Gewissens, S. 63f.
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Menschen zu Gott - oder auch seiner Ferne. Ist der Mensch bemüht, sich selbst
zu prüfen, und strebt er danach, dem ihm gesetzten Maßstab zu folgen, so wird
die Ruhe oder Unruhe seines Gewissens für ihn zum Indikator seines Fort- oder
aber Rückschrittes. Das gesetzte Ziel besteht darin, die Ruhe Christi zu finden,
das heißt eine conscientia bona et tranquilla zu besitzen. Ist der Mensch guten
Willens, dieses Ziel zu erreichen, kann er, so Brean, nicht fehlgehen. Unter den
hier vorgestellten Rekursen auf De quattuor modis conscientiarum ist der des
Franz Xaver Brean wohl ohne Zweifel der optimistischste.
Johann Adam Nieberlein: Sermones utiles et faciles
Den gleichen Ausgangspunkt wie Franz Xaver Brean legte auch Johann Adam
Nieberlein (J 1748) seiner ebenfalls dem vierten Sonntag nach dem Dreikönigs-
fest zugeordneten ,Gewissenspredigt‘ zugrunde: den Schlaf Christi auf sturm-
bewegtem Meer (Mt 8.24). Nieberlein hatte eine Vielzahl geistlicher Ämter in
den Diözesen Eichstätt und Augsburg inne; zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
seiner „Nützlichen und leicht faßbaren Predigten“ im Jahr 1741 vertrat er das
Amt des Generalvikars im Bistum Augsburg.568 In dieser Sammlung hatte Nie-
berlein nach eigenem Bekunden Predigten in den Druck gegeben, die er „vor-
mahlen als Pfarrern verfaßt/ und an verschidenen Orthen vor etlich dreyßig Jah-
ren vorgetragen“.569 Sie sollten nun, wie er im Vorwort bekannte, als Muster und
Vorlagen für jene Geistlichen dienen, die vor allem zur Seelsorge auf dem Land
verpflichtet waren, und dort unter der Vielzahl ihnen obliegender Aufgaben kaum
dazu kämen, die für den Gottesdienst nötigen Predigten selbst zu schreiben.
Wenn Nieberlein auch die gleiche Perikope zum Motiv seiner Predigt erkor
wie Franz Xaver Brean, so entwickelte er den Stoff dennoch in anderer Rich-
tung. Dies beginnt bereits mit der Rolle und Bedeutung von Sturm und Gewitter,
deren Ursache für Brean unerheblich war, die Nieberlein aber klar als von Ju-
das verschuldet erklärte.570 Der Bayer steht damit deutlich in jener von Kittstei-
ner untersuchten Tradition der Gewissensliteratur, für die ein Gewitter als Indi-
kator des Gotteszorns fungierte.571 Erst in einem zweiten Schritt kam Nieberlein
568 Vgl. zu ihm: Cl. A. Baader, Lexikon verstorbener b(tierischer Schriftsteller, Bd. 1.2, S. 86f.; Fr. K.
G. Hirsching, Historisches literarisches Handbuch, Bd. 6, S. 186-8, sowie eher anekdotisch un-
ter der Rubrik „Die gute alte Zeit“, in: Pastoralblatt des Bistums Eichstätt, 21.20 (1874) S. 83f.
569 So auf dem Titel des Bandes. Im Vorwort selbst gibt Nieberlein nach weitschweifiger captatio
benevolentiae bekannt, dass „dises Predig-Buch jene Predigen enthaltet, so ich als unwürdiger
Pfarrer und Seel-Sorger in 20. Jahren meinen anvertrauten Schäfflein und Pfarr-Kindern habe
vorgetragen.“ J. A. Nieberlein, Sermones utiles, Dedicatio auctoris, [S. 3].
570 Ebd., Predigt IX, S. 54 b.
571 Vgl. zusammenfassend H. D. Kittsteiner, Die Entstehung des modernen Gewissens, S. 63f.