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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0170
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166 I Martin Kintzinger

Physik, insbesondere zur Impetustheorie wie auch zur Klassifikation von Ent-
scheidungshandeln, und Oresmes Schriften zur Mathematik und Astronomie oder
zur Finanzpolitik zeigten nachhaltige Wirkung auch außerhalb der Wissenschaft.
6. Der monastische Gelehrte oder:
Übersetzung als Schlüsselqualifikation
In modernen Stellungnahmen wird gern betont, dass die naturwissenschaftli-
chen Werke der genannten Autoren weitgehend in den Bahnen der scholastischen
Methode geblieben seien und nur ihre Kombination oder kontextuelle Fügung
innovativ gewesen sei. Stets aber wird den Autoren ein empirisch-kritischer und
insofern prinzipiell ergebnisoffener Zugang zu ihren Untersuchungsgegenstän-
den attestiert, wie er dem wissenschaftlichen Kenntnisstand und der scholasti-
schen Methode an den Universitäten der Zeit entsprach. Diese Feststellung gilt
zunächst für die zahlreichen Ordensangehörigen wie die wenigen Weltkleriker
gleichermaßen, die in diesem Kontext zu nennen sind, während Laien augen-
scheinlich fehlten.
An den Höfen waren die Mendikantengelehrten seit dem ausgehenden 13. Jahr-
hundert zunehmend vertreten, dort zugleich mit den weiterhin einflussreichen
Repräsentanten der benediktinischen Tradition. Die führenden Teilnehmer der
universitären Diskurse waren hauptsächlich an der Universität Paris tätig und die
Mehrzahl der bekannten Texte aus ihrem Umfeld entstand dort. Als Förderer der
Universität und Interessent an dessen gelehrten Angehörigen war der königliche
Hof in Paris über das Geschehen an der Universität informiert. Wiederum waren
es einzelne gelehrte Persönlichkeiten, die die Verbindung zwischen beiden Insti-
tutionen, Hof und Universität, aufrechterhielten und unter ihnen maßgeblich
monastische Gelehrte.
So verfasste der Augustinereremit Aegidius Romanus ein in scholastischer
Diktion gehaltenes Regimen principum für König Philipp IV. von Frankreich,
den Schönen, das viel zitiert wurde und später geradezu als Prototyp eines Fürs-
tenspiegels galt. Der Weltkleriker und Naturwissenschaftler Nicole Oresme ge-
noss eine besondere Vertrauensstellung am Pariser Hof und war Erzieher des
späteren Karls V., des für seine bibliophilen Interessen bekannten und als Roi
sage gerühmten Königs. Oresme gehörte zum engeren Kreis jener Gelehrten, die
für den König zwischen 1370 und 1377/78 zahlreiche Übersetzungen von Schrif-
der französischen Übersetzung des Aristoteles latinus De caelo et mundo), zuletzt aktuali-
siert am 30. November 2005. URL: https://de.wikipedia.Org/wiki/Nikolaus_von_Oresme#/
media/File:Oresme.jpg - Download vom 28. Mai 2018.
 
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