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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0263
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Albert der Große zwischen Natur, Macht und Wirkung I 259

III
Was haben unsere bisherigen Beobachtungen über Alberts Individualität, über
seine sozialen Bindungen, seine Stellung, Rolle und ihre Wahrnehmung inner-
halb des Ordens mit den Schlagworten Natur, Macht und Wirkung, die im Fo-
kus unserer Reflexionen stehen, gemeinsam? Welcher Naturbegriff ist hier ge-
meint und welches Machtverständnis? Sind mit der Wirkung nur Alberts
Aktivitäten innerhalb des Ordens zeit seines Lebens gemeint oder auch sein
Einfluss auf die breitere Außenwelt in der Wissenschaft, Kirche, Gesellschaft
und Politik sowie die Langzeitwirkung dieses Einflusses? Vor dem Hintergrund
dieser Fragen, auf die hier kurz eingegangen wird, gilt es nun Alberts innovative
Gestaltungsgabe und Kreativität sowie seine Wirkmächtigkeit an einigen Bei-
spielen zu verdeutlichen.
Will man Albert in dem so umrissenen Horizont näher kennenlernen, genügt
es nicht die abstrakten Begriffe Natur, Macht und Wirkung in seinem Verständ-
nis zu beleuchten, sondern man muss Albert auch in der für ihn real erfahrba-
ren, von ihm erlebten, erforschten und gestalteten Weltwirklichkeit sehen. Seine
Wahrnehmung der Realität, sein Sinn für das Detail und das Ganze sowie sein
Bemühen, all dies rational zu erschließen und dem gerecht werden zu können,
kann vielleicht am deutlichsten an seiner Begegnung mit der Natur beobachtet
werden. Hiervon erfährt man am ehesten aus seinen naturkundlichen Schriften
De mineralibus, De vegetabilibus und De animalibus. Seine Naturverbunden-
heit und Erfahrungen seit dem Kindes- und Jugendalter spiegeln sich dort in
Beschreibungen solcher Erlebnisse und Beobachtungen wider wie z. B. die Jagd
mit Falken und Hunden in den Donau-Auen:30

Fakultät bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, Köln/Weimar/Wien 1993, S. 47-73, 254-257,
332-343, 357-385, 396-460; Hans Gerhard Senger, Der Kölner Albertismus, in: Jan A. Ae-
rtsen (Hg.), Albert der Große in Köln (Kölner Universitätsreden 80), Köln 1999, S. 43-53;
Wilhelm Janssen, Das Erzbistum Köln im späten Mittelalter 1191-1515 (Geschichte des Erz-
bistums Köln 2), Köln 2003, S. 523-556.
30 Albertus Magnus, De animalibus libri XXVI (wie Anm. 5), hier: De animalibus VIII.2.6,
Bd. 1, Bücher I-XII, S. 617.27-618.4 (n. 110): Fertur autem, quod in Tracia in loco qui antiqui-
tus dicebatur Radiculi, manent accipitres in quodam loco nemoroso, in quo sunt multae aquae:
columbarum autem quarum est habitatio ibidem: propter quod venatores columbarum fre-
quenter exeunt ligna sonora portantes in manibus, quibus arbores percutiendo et proiciendo
fugant columbas, quas cum insecuntur accipitres, cadunt ad terram timore accipitrum et a
venatoribus percutiuntur et colliguntur. Dant autem de praeda columbarum accipitribus,
quia aliter de cetero non exirent cum eis ad venationem columbarum. Huius autem simile ego
ipse cum essem iuvenis, de falconibus sum expertus: quandocumque enim mecum ad campum
duxi canes, qui vocantur canes avium, eo quod sciunt aves invenire, falcones m aere volantes
super me sequebantur ad campum etpercusserunt aves quas canes fugaverunt: et illae timentes
 
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