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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0264
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260 I H enryk Anzulewicz

„Es wird erzählt, dass in einem Ort in Thrakien, der einst ,Würzelchen* hieß, in
einer sumpfigen und wasserreichen Gegend sich Habichte ansiedelten. Dort hatten
auch die Tauben ihre Wohn- und Brutstätte. Deshalb gingen dorthin oft die Tau-
benfänger mit Holzklappern in der Hand, mit denen sie an den Bäumen schlugen
und die Tauben hochjagten. Die Tauben flogen weg und wenn sie von den Habich-
ten verfolgt wurden, gingen sie vor Angst vor diesen zu Boden und wurden von
den Vogelfängern totgeschlagen und eingesammelt. Die Vogelfänger gaben indes-
sen den Habichten [etwas] von der Fangbeute ab, da sie sonst nicht mehr mit ihnen
auf die Jagd nach den Tauben gehen würden. Etwas Ähnliches erfuhr ich selbst als
junger Mann mit den Falken. Jedes Mal wenn ich die Hunde, die man ,Vogelhunde*
nennt, weil sie Vögel gut aufspüren können, ins Feld führte, folgten mir die in der
Luft über mich fliegenden Falken ins Feld und sie griffen die Vögel an, welche vor
den Hunden flogen. Die Vögel kamen indes verschreckt zur Erde zurück und lie-
ßen sich in die Hände nehmen; am Ende der Jagd gaben wir für jeden Falken einen
Vogel und dann verließen uns die Falken.**
Auch die Beschreibungen bestimmter Arten und Gewohnheiten der Donau-
fische und Krebse, des herbstlichen Fischfangs und des Kampfes eines Adlers
mit einem Schwan gehen zumeist auf die Erlebnisse und Erfahrungen aus Al-
berts Kindheit und Jugendzeit in der schwäbischen Heimat zurück.31 Seine ge-
zielten Forschungsexpeditionen hingegen können in die Zeit der Abfassung von
De animalibus datiert werden.32 Die chronologische Einordnung des erwähnten
Berichts vom Kampf des Adlers mit dem Schwan bleibt allerdings unsicher.
Während in Alberts Lebensbeschreibungen stets davon ausgegangen wird, Al-
bert bezöge sich auf seine Erfahrungen aus der Kindheit im Kreis der Familie in
Lauingen, können wir nicht gänzlich ausschließen, dass die socii und der famu-
lus, die in diesem Zusammenhang genannt werden, seine Weggefährten und

rediverunt ad terram et permiserunt se manibus accipi, et in fine venationis cuilibet falconi
dedimus unam, et tune recesseru.nl a nobis. Vgl. Albert Layer, Albert der Große und seine
schwäbische Heimat, in: Albert von Lauingen. 700 Jahre f Albertus Magnus. Festschrift
1980, hg. vom Historischen Verein Dillingen an der Donau, Lauingen 21980, S. 48.
31 Albertus Magnus, De animahbus libri XXVI (wie Anm. 5), hier: De animalibus VII.1.6,
Bd. 1, Bücher I-XII, S. 522.35-523.7 (n. 65), De animalibus VII.2.1, Bd. 1, Bücher I-XII,
S. 537.28-37 (n. 98), De animalibus VII.1.3, Bd. 1, Bücher I-XII, S. 503.28-31 (n. 19); vgl.
Bernhard Schmidt, Prolegomena, in: Albertus Magnus, Super Matthaeum, capitula I-XIV,
ed. Bernhard Schmidt, in: Sancti doctoris Ecclesiae Alberti Magni [...] Opera omnia [...]
(Editio Coloniensis XXI/1), Münster 1987, S. XV; Layer, Albert der Große und seine schwä-
bische Heimat (wie Anm. 30), S. 47; Heribert Ch. Scheeben, Albertus Magnus, Köln 1932,
S. 22.
32 Albertus Magnus, De animalibus libri XXVI (wie Anm. 5), hier: De animalibus IV.1.1, Bd. 1,
Bücher I-XII, S. 357.31-358.2 (n. 3): Sed ego in mari causa experimenti navigans et exiens ad
insulas et harenas, manibus collegi decem vel undecim genera (marinorum sanguineum).
 
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