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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0181
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Neue Kommunikationsformen
im Bettelordenskonvent und der
Aufstieg der Universitäten

Annette Kehnel

1. Gibt es innovative Kommunikationsformen im Ordenswesen?
Hatten die mittelalterlichen Klöster als Innovationslabore europäischer Lebens-
entwürfe und Ordnungsmodelle auch im Bereich Kommunikation Leitfunktion?
Diese von Gert Melville mir übertragene Frage zur Wirkmacht klösterlichen Le-
bens im Mittelalter möchte ich heute zum Anlass nehmen, einige Ergebnisse aus
meinen Studien zur Frühzeit der Bettelorden zusammenzuführen und im Hin-
blick auf ihr Innovationspotential im Bereich der Kommunikation auszuwerten.1
Zunächst eine allgemeine Bemerkung vorweg: Die Antwort auf die Ausgangs-
frage lautet: „Ja. Ja, die Klöster hatten Leitfunktion im Bereich Kommunika-
tion.“ Schon allein der Verweis auf die zentrale Rolle der Klöster als Impulsgeber
der „Pragmatischen Schriftlichkeit“ mag hinreichen, um das innovative Potential
der Klöster im Bereich Kommunikation zu fassen.2 Klöster waren Träger dieser
Medienrevolution des Mittelalters, die seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert die
Kommunikationsstrukturen in ganz Europa fundamental veränderte. Die mit-
telalterlichen Religiösen, die Mönche und Nonnen in den klösterlichen Skripto-
rien verfügten über die notwendigen Schlüsselqualifikationen, beherrschten und
monopolisierten sämtliche für die Schrift- und Textproduktion notwendigen
Kulturtechniken und vermittelten diese an die Schüler und Schülerinnen auch
jenseits der Klostermauern in den neu entstehenden Kathedralschulen, von wo
aus sie in den herrscherlichen Kanzleien ganz Europas Verbreitung fanden. Die
Kathedralschulen wiederum boten den Nährboden, auf dem die mit der pragma-
tischen Schriftlichkeit einhergehenden Kommunikationsformen im Bereich der
1 Die Vortragsform wurde weitgehend beibehalten, die Fußnoten auf ein Minimum be-
schränkt.
2 Christel Meier Staubach, Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelal-
ter. Bericht über die Arbeit des Sonderforschungsbereichs 231 an der Westfälischen Wilhelms-
Universität Münster 1986 — 1999, Münster 2003, URL: http://www.uni-muenster.de/impe-
ria/md/content/fruehmittelalter/sfb231-bericht.pdf, Download vom 18.6.2018.
 
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