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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0265
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Albert der Große zwischen Natur, Macht und Wirkung I 261

Begleiter aus seiner Zeit im Predigerorden waren. Über diesen Kampf der beiden
Vögel schreibt Albert:33
„Zu unserer Zeit beobachteten mit uns viele unserer Begleiter einen Kampf eines
Adlers mit einem Schwan. Sowohl der Schwan als auch der Adler stiegen so weit in
die Höhe, dass wir sie nicht mehr sehen konnten. Und während wir es betrachte-
ten, fielen sie nach etwa zwei Stunden zu Boden; und der Adler war über dem
Schwan, er besiegte ihn, warf ihn zu Boden und stand über ihm. Unser Diener eilte
herbei und nahm den Schwan, und der Adler flog weg.“
In seiner „Meteorologie“, die einen Kommentar zu den Meteorologien, des Aris-
toteles darstellt, widmet Albert einen Traktat dem Phänomen des Erdbebens. In
zwanzig Kapiteln, von denen acht sogenannte Digressionen des Autors sind
oder solche Digressionen enthalten, reflektiert und korrigiert er zunächst die
Ansichten früherer Naturphilosophen über das Erdbeben. Anschließend erklärt
er am Leitfaden der aristotelischen Vorlage die Ursachen des Erdbebens, seine
Ausprägungsformen sowie Dauer, Anzeichen, Begleit- und Folgeerscheinun-
gen, wie Pestilenz, Brand, Überschwemmung und Ähnliches. Im letzten Kapi-
tel, das wiederum eine Digression darstellt, erwähnt er ein Erdbeben in der
Lombardei und beschreibt es als eine Naturkatastrophe von enormer Heftigkeit,
weitem Radius und langer Dauer.34 Da Albert sich im jungen Mannesalter in den
1220er Jahren offenbar länger in Padua aufhielt und das verheerende Erdbeben
sich im Januar 1223 ereignete, liegt es nahe, dass er als Zeitzeuge von diesem
Kataklysmus berichtet. In jedem Fall nimmt er es aber zum Anlass, die aristote-
lische Auffassung des Erdbebens und die Erklärung seiner Ursachen um die
Berücksichtigung regional-klimatischer, geographischer und geologisch-tekto-
nischer Faktoren zu ergänzen.35
33 Albertus Magnus, De animalibus lihri XXVI (wie Anm. 5), hier: De animalibus VIII.2.4,
Bd. 1, Bücher I-XII, S. 600.38-601.6 (n. 72): Temporibus enim nostris multis videntibus ex
nostris sociis pugnavit aquila cum cigno et elevabantur tarn cignus quam aquila ita in altum,
quod invisibiles facti fuerunt nobis, et nobis contemplantibus quasi post spatium duarum ho-
rarum deciderunt, et aquila fuit super cignum et vicerat eum etproiecit in terram et stetit su-
per eum, et accurrens famulus noster accepit cignum, et aquila fugit. Vgl. Layer, Albert der
Große und seine schwäbische Heimat (wie Anm. 30), S. 47-48; Meinolf Lohrum, Albert der
Große: Forscher - Lehrer - Anwalt des Friedens, Mainz 1991, S. 13; Scheeben, Albertus
Magnus (wie Anm. 31), S. 22.
34 Albertus Magnus, Meteora, III.2.20 (wie Anm. 19), S. 150.26-30: Fuit tarnen in plano Lom-
bardiae in pluribus civitatibus terraemotus magnus et duravit per multum tempus. Sed causa
illiusfuit, quia illudplanum cingitur mari in parte una et montibus in aliac, et tarn mare quam
montes operantur ad terraemotum, ut dictum est.
35 Albertus Magnus, Meteora, III.2.20 (wie Anm. 19), S. 150.14-26: Sed quod in locis montuosis
frequentius est terraemotus magnus quam in locis planis, causatur ex hoc quod sub montibus
 
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