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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0276
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272 I Henryk Anzulewicz

Siliqua autem rosae non cadit quidem cum
foliis rosae, sed cadit, quando maturatur
pomum eius; e contrario autem in me-
spilo, in quo siliqua floris remanet in ante-
riori pomi maturi.

Knospe eindringen kann. Wenn es näm-
lich die erste Reihe durchdringt, findet es
Widerstand in der anderen. Der Kelch der
Rose fällt ja mit den Blütenblättern nicht
ab, sondern dann, wenn ihre Frucht reif
wird, im Gegensatz zur Mispel, bei der
der Blütenkelch vorne an der reifen Frucht
hängen bleibt.

[2] Albertus Magnus, De natura boni, hg. von Filthaut, S. 1.28-69

Redeamus ad primum, diffinientes et
dividentes bonum naturae sive ordinem;
et talia sunt omnia creata quae deus bonus
creavit et ad seipsum et ad gloriam suam
ordinavit. De hoc habetur Gen. 1 (31):
,Vidit cuncta, quae fecerat, et erant valde
bona1, et in Ps. (GUI, 28): ,Aperiente te
manum tuam omnia implebuntur boni-
tate1. Hane bonitatem dividit Augustinus
in modum, speciem et ordinem. Modus
autem est limes naturae uniuscuiusque,
qui scilicet limes omni creato secundum
suam essentiam finem praefigit, ne im-
moderate excedendo modum turpe videa-
tur. Species autem est forma et perfectio
rei in sua natura. Ordo vero est inclinatio
ad debitum naturae suae finem.

Sap. XI (21): ,Omnia in numero et men-
sura et pondere disposuisti1. Numerus est
forma dans proportio- nem constitutionis
naturae, sicut dicit Boethius in libro ,De
consolatione philosophiae1: ,Tu numeris
elementa ligas, ut frigora flammis, Arida
conveniant liquidis, ne purior ignis Evolet
aut mersas deducant pondere terras1. Ibi
enim vocat Boethius numeros proportio-
nes mixturae et compositionis, quibus

Wir kommen auf das Erste zurück, indem
wir das Naturhaft-Gute bzw. die [Natur-]
Ordnung definieren und gliedern. Ge-
meint ist die ganze Schöpfung, [alles, was]
Gott erschaffen und auf sich selbst und
auf seine Herrlichkeit hin angeordnet
hatte. Darüber heißt in Gn 1.32: ,Er sah
alles, was er gemacht hatte, und es war
sehr gut1; und im Ps 103.28 liest man dazu:
,indem du deine Hand aufmachst, wird
alles mit der Gutheit erfüllt1. Diese Gut-
heit hat Augustinus in Maß, Art und Ord-
nung eingeteilt. Das Maß ist nämlich die
Grenze der Natur jedes einzelnen, eine
Grenze nämlich, die jedem Geschöpf ge-
mäß seiner Wesenheit die Begrenzung
vorsteckt, damit es nicht durch grenzen-
lose Maßüberschreitung hässlich zu sein
scheint. Die Art hingegen ist die Form
und die Vollendung einer Sache in ihrer
Natur. Die Ordnung ist aber die Hinnei-
gung zu dem Ziel, dass der Natur einer
Sache geschuldet ist.
Im Buch der Weisheit 11.21 [heißt es]: ,Du
hast alles nach Zahl, Maß und Gewicht
geordnet1. Die Zahl ist die Form, welche
dem durch die Natur Gebildeten die Pro-
portion gibt, wie es Boethius in der Schrift
,Trost der Philosophie1 sagt: ,Du bindest
durch Zahlen die Elemente, damit die
Kälte mit den Flammen, das Trockene mit
dem Flüssigen zusammenkommt, damit
nicht das reinere Feuer entflieht oder die
 
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