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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0298
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294 I Matthias M. Tischler

Pseudo-al-Kindi, das polemisch-apologetische Hauptwerk des cluniazensischen
Corpus Islamo-Christianum, rezipiert wurde.61 Der neuartige Ansatz dieser
Werke bestand darin, die bisherigen Islamdiskurse aus den traditionellen mora-
lisierenden Narrativen von Historiographie und Biographie in den praktischen
Bereich von Predigt, Seelsorge und Disputation zu überführen. Gleichwohl be-
ruhte ein Großteil dieser Werke noch nicht auf dem Studium des authentischen
jüdischen und muslimischen Schrifttums. Ein solches war auch im Dominika-
nerorden nur im Wirkungskontext der schon genannten Konvertiten sowie vor-
nehmlich in den mediterranen Grenzgesellschaften möglich. Dieser wichtige
Befund verweist auf die soziale und geographische Peripherie des Ordens, in
dem der lange verkannte katalanische Dominikaner Ramon Marti, ein Zeitge-
nosse und Gegenspieler des Thomas von Aquin, letztlich ein Außenseiter blieb.62
4. Das Scheitern des Dominikanerordens als Auslöser
von neuen innovativen Lösungen
Ramon Marti war bei aller zukunftsweisenden Exzellenz selbst ein Krisen-
phänomen des Dominikanerordes, dem es genauso wenig gelungen war, eine
61 Zu nennen sind die Rezeptionen dieser Werke vor allem in folgenden Werken: Vinzenz von
Beauvais, Speculum historiale, 2. Fassung um 1259; vgl. Tischler, Orte des Unheiligen (wie
Anm. 31), S. 33 Anm. 4, S. 35 noch Anm. 12, S. 35f. mit Anm. 16-18, S. 46 Anm. 70 und S. 47;
Thomas von Aquin, Summa contra gentiles, ab 1259; vgl. Jean-Pierre Torrell, Saint Thom-
as et les non-chretiens, in: Saint Thomas et la theologie des religions. Acte du Colloque or-
ganise par ITnstitut Saint-Thomas d’Aquin, Toulouse, 13-14 mai 2005 [= Revue Thomiste
106, 1-2, 2006], Toulouse 2006, S. 17-49, hier S. 37-40; Humbert von Romans, Expositio su-
per constitutiones Fratrum Praedicatorum, 1266/1267 (?); vgl. Angel Cortabarria Beitia,
Los ,studia linguarum’ de los dominicos en los siglos xin y xiv, in: Carlos del Valle Ro-
drIguez (Hg.), La controversia judeocristiana en Espana (Desde los origines hasta el siglo
xiii). Homenaje a Domingo Munoz Leon (Consejo Superior de Investigaciones Cientificas.
Institute de Filologfa. Serie B: Controversia 11), Madrid 1998, S. 253-276, hier S. 261; Hum-
bert von Romans, De praedicatione sanctae crucis contra Saracenos, infideles et paganos,
1266/1268; vgl. Tischler, Orte des Unheiligen (wie Anm. 31), S. 33; Ramon Marti, Capist-
rum ludaeorum, 1267; vgl. Adolfo Robles Sierra, Raimundi Martini Capistrum ludaeo-
rum. Texto critico y traduccion (Corpus Islamo-Christianum. Series Latina 3, 1-2), 2 Bde.,
Würzburg/Altenberge 1990-1993, Bd. 1, S. 35 mit Anm. 91 und S. 39 mit Anm. 101; Jakob
von Varazze, Legenda aurea, 2. Fassung spätestens 1272; vgl. Tischler, Orte des Unheiligen
(wie Anm. 31), S. 36; Humbert von Romans, Opusculum tripartitum, kurz vor 1274; vgl.
ebenda, S. 33 mit Anm. 6.
62 Es ist bezeichnend, dass Ramons Hauptwerke, das Capistrum ludaeorum und der Pugio fi-
del, erst nach der Krise der gescheiterten Barceloniner Judendisputation von 1263 entstan-
den, aber bei weitem nicht die Verbreitung und Wirkung von Thomas’ Summa contra gentiles
fanden; vgl. Robles Sierra, Raimundi Martini Capistrum ludaeorum (wie Anm. 61), S. 22-
25; Görge K. Hasselhoff, Towards an edition of Ramon Marti’s ,Pugio fidei‘, in: Bulletin
 
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