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Anzulewicz, Henryk; Breitenstein, Mirko [Hrsg.]; Melville, Gert [Hrsg.]
Die Wirkmacht klösterlichen Lebens: Modelle - Ordnungen - Kompetenzen - Konzepte — Klöster als Innovationslabore, Band 6: Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.54634#0311
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Die Wirkmacht klösterlichen Lebens I 307

dabei entscheidend und bildete den Kern dieser Kraftentwicklung. Man könnte
von einer „Primärkraft“ sprechen, die eine „klostergeschichtliche Wende“ her-
vorgebracht hat. Sie entwickelte ihre Gestaltungsmacht im Hinblick auf die ge-
samte Gesellschaft aus ihrer Idee heraus. Auch das folgende Jahrhundert bis zur
Mitte des 13. Jahrhundert kann, wenn auch mit Einschränkungen, noch zur Epo-
che klösterlicher Wirkkraft gerechnet werden. Innovative Impulse - gewisserma-
ßen Kräfte zweiter Ordnung - ergaben sich aus dieser „Primärkraft“ auf den
verschiedenen Ebenen der Organisation, der Bildung und der Wissenschaften,
der Weltdeutungen, der Seelsorge oder der spirituellen Vertiefung. Doch im spä-
teren Mittelalter begannen diese Kräfte zu versiegen. Um 1500 konnte in den
Kreisen der Reformatoren schließlich Zweifel daran entstehen, ob man Klöster
überhaupt noch benötigt. Schon bald wurde Katharina von Bora aus dem Kloster
Nimbschen „befreit“ - so ist heute auf der Gedenktafel in der Ruine zu lesen -,
um die Ehefrau von Martin Luther zu werden, und Hunderte von Klöstern wur-
den aufgelöst, um deren Ressourcen der Volksbildung, der sozialen Versorgung
und nicht zuletzt der landesherrschaftlichen Kasse zuzuführen.
 
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