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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0112
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III.2. Provenienz, Sprache, Datierung: Die handschriftliche Überlieferung

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Eine weitere Klassifizierung lässt sich mit Hilfe der Kriterien Erhaltungszustand
und Umfang vornehmen. Insgesamt sieben Handschriften gelten in Folge von Kriegs-
ereignissen als zerstört oder verloren.16 Von den verbleibenden 116 Handschriften
enthalten weitere 12 Handschriften unvollständige Textfassungen. Da der Textbe-
stand bei dieser Gruppe zu umfangreich ist, um die betreffenden Handschriften ein-
fach als Exzerpte zu klassifizieren (s. hierzu Kapitel III.3.5, „Exzerptüberlieferung“),
ist gesondert darauf zu verweisen. So fehlen in einigen Exemplaren im Gesamttext
mehrere Kapitel, entweder aufgrund eines Seitenverlustes (z. B. bei Mainz, Stadtbib-
liothek cod. I 124) oder weil die betreffenden Passagen nicht kopiert wurden (vgl.
z. B. Paris, Bibliotheque nationale de France, cod. lat. 14628). Andere Handschriften
enthalten zwar große Teile, bei weitem aber nicht beide Bücher des Bonum universa-
le de apibus (z. B. Bruxelles, Bibliotheque Royale, cod. 11488 nur bis BUA 11,16 oder
Grenoble, Bibliotheque municipale cod. 380 nur bis BUA II,31).17
Es ist beachtenswert, dass nur zwei Handschriften, nämlich die Exemplare aus
Clermont-Ferrand und Bologna, sicher auf das 13. Jahrhundert datieren. Beide dürf-
ten rund 20 Jahre nach dem Tod des Thomas von Cantimpre entstanden sein - bislang
ist also keine Handschrift des Bonum universale de apibus bekannt, die aus der Le-
benszeit des Autors selbst stammt. Im Hinblick auf ihre Provenienz verbindet ein
weiteres Charakteristikum beide Handschriften, lassen sie sich doch im Kontext des
Dominikanerordens verorten, dem ja auch Thomas von Cantimpre angehörte.18 Wie
ein stark verblasster Besitzvermerk am Ende der Handschrift aus Bologna verrät
(s. hierzu Abschnitt IV.4.1.), gehörte dieses Exemplar dem Bischof von Cervia, Teo-
dorico Borgognoni (1205-1298), der kurz vor seinem Tod einen Großteil seiner
Bücher dem Bologneser Konvent San Domenico vermachte; der Liber de apibus ging
über seinen Neffen Hugo von Lucca an das Kloster.19 Etwa 70 Jahre später wurde der
Codex als Bestandteil der umfassenden Konventsbibliothek katalogisiert.20
XVI). Würde man sie dem 14. Jahrhundert zuordnen, ergäbe sich folgende Verteilung: 2 Hand-
schriften aus dem 13. Jahrhundert, 25 Handschriften aus dem 14. Jahrhundert.
16 Münster, Universitätsbibliothek, cod. 452, cod. 256 und cod. 335; Ljubljana, Franciskanska Knijznica
cod. 3859, 9.b.7; Dresden, Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek, cod. 173; Lambach, Stifts-
bibliothek cod. Ccl 34; Gdansk, Biblioteka Gdahska Polskiej Akademii Nauk, cod. Mar. F 254.
17 Paris, Bibliotheque nationale de France, cod. lat 14628; Brugge Stadsbibliotheek, cod. 409; Bruxel-
les, Bibliotheque Royale cod. 4457-58; cod. 1018-21 sowie cod. 11488; Valenciennes, Bibliotheque
municipale cod. 234/225; Mainz, Stadtbibliothek cod. I 124; Wien, Österreichische Nationalbibli-
othek cod. 2843 sowie cod. 4149; Treviso, Biblioteca communale cod. 94; Grenoble, Bibliotheque
municipale cod. 380; Berlin, Staatsbibliothek cod. theol. fol. 140.
18 Grundlegend zur dominikanischen Buchproduktion: Humphreys, Dominicans sowie Huncaga,
Books, Libraries and the Dominicans.
19 Vgl. Bologna, Biblioteca universitaria, cod. 1674, fol. H7v: Iste liber est Hugonis Lucani Ordinis
Fratrum Praedicatorum, fratris Thederici Bon. et fratris Hugonis nepotis eins. Zu Teodorico s.
Busacchi, Fra Teodorico. S. außerdem die Angaben in der Handschriftenbeschreibung, Kapitel IV.4.1.
20 Vgl. hierfür Lucchesi, L’antica libreria, S. 233 sowie Laurent, Fabio Vigili, S. 230: In [bancha]
XVIII“: ... Item liber de apibus (cd. 1674 U.B.).
 
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