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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0125
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III. Die Rezeptionsgeschichte

Das wohl prominenteste Beispiel für die genaue Katalogisierung eines „Bienen-
buch“-Ankaufs liefert - allerdings in Bezug auf eine Inkunabel, nicht jedoch eine
Handschrift - die sagenhafte Bibliotheca Colombina des spanischen Kosmographen
und Sammlers Ferdinand Kolumbus (1488-1539). Zwischen 1520 und 1522 bereiste
Ferdinand, der uneheliche Sohn des berühmten Christopher Kolumbus, im Gefolge
Karls V. Deutschland und Flandern. Zunächst begleitete er den Habsburger zu dessen
Krönung nach Aachen und dann zum Wormser Reichstag. Bei allen dienstlichen Ge-
schäften kamen jedoch auch Ferdinands persönliche Interessen nicht zu kurz, und so
verwendete er einen beträchtlichen Teil seiner Gelder darauf, in großen deutschen
Zentren der Buchherstellung und des Buchhandels Bücher aufzukaufen.75 Zusammen
mit Bänden aus dem Erbe seines Vaters bildete diese erste Sammlung den Grund-
stock für die Bibliotheca Colombma, die mit ca. 15.000 Büchern eine der größten
Sammlungen ihrer Zeit war, sicherlich aber die größte Privatbibliothek im humanis-
tischen Europa. Anfänglich im Privathaus des Kolumbus in Sevilla aufbewahrt, wur-
den große Teile der Bibliothek nach dem Tod ihres Begründers 1539 in der dortigen
Kathedrale beherbergt.
Schon den Zeitgenossen war die Bibliothek des Ferdinand Kolumbus nicht nur
wegen ihres Umfangs, sondern auch wegen ihrer Systematik bekannt: Alle Ankäufe
wurden in ein chronologisches Register eingetragen und dann in einen nach Sachthe-
men geordneten Katalog übernommen. Überdies ließ Ferdinand Kolumbus stets do-
kumentieren, wo und zu welchen Konditionen er das betreffende Werk gekauft hat-
te.76 Dank dieser präzisen Vorgehensweise wissen wir, dass er 1522 in Köln einen der
frühen Drucke des „Bienenbuchs“ kaufte, nämlich ein Exemplar der 1516 bei Nicolas
Bonaspes in Paris gefertigten Ausgabe.77 Der Bibliothekskatalog vermerkte detail-
liert Inhalt und Umfang des Werkes (neben dem eigentlichen Text auch eine Einlei-
tung des Herausgebers, etliche Register sowie die Thomas-Biographie des Johannes
Gielemans) sowie den Kaufpreis.78 Inhaltlich passte diese Anschaffung gut zu den
75 S. hierzu Kollinger/Pommeranz, Fernando Colons Buchkäufe, Pommeranz, Fernando Colons
Buchkäufe sowie Corsten, Buchproduktion und Buchhandel. Zur methodischen Herausforderung,
Buchkäufe nachzuvollziehen, s. neuerdings Coppens/Nuovo, Printed catalogues sowie Ammannati,
Book prices.
76 Zur Systematik der Bibliothek S. McDonald, Ferdinand Columbus sowie McDonald, The print
collection.
77 Zur Überlieferung in (volkssprachigen) Drucken s. van der Vet, Het Bienboc, S. 422-432.
78 Nr. 138: Liber de proprietatibus apum, alias de apibus misticis seu bonum universale nuncupatus
fratris Thome de Cantiprato, Brabantino. Bonespei Putaeni epistola incipit: Cum mecum. ... Costö
en Colonia 24 fenins por hebrero de 1522. Catälogo Concordado, S. 506. Für ein Faksimile des
Katalogs s. Huntington, Catalogue, fol. 39v. Offenbar wurden diese Angaben auch in der Inkuna-
bel (die jedoch als Summa collationum des Johannes Galen katalogisiert wurde) festgehalten, vgl.
die Angaben zur Sign. 6-6-4 im Katalog der Bibliothek von Sevilla (http://213.97.164.119/ABSYS/
abwebp.cgi/X5102/ID1378/G0?ACC=DCT3): Este libro costö en Colonia 20 fennins por hebrero
de 1522 y el ducado de oro vale 296fenins. Estci registrado 1486.
 
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