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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0140
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III.3. Der Umgang mit Buch und Text

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und Stiften in Süddeutschland. Dazu gehörte auch das Benediktinerkloster Tegern-
see, dessen Abt Konrad er aus seiner Wiener Studienzeit kannte.
Als sich Wann im Oktober 1485 in Innsbruck aufhielt, bat er den Abt brieflich,
ihm bis Ende des Monats verschiedene Bücher in die unweit gelegene Stadt Wasser-
burg zu senden, wo er ein Mitglied des Passauer Domkapitels treffen wollte.129 Der
umfassenden Bücherliste fügte Wann in einem Nachtrag zwei Werke hinzu, zu
denen er Register anfertigen wollte: Das „Bienenbuch“ sowie De conscientia timo-
rata, einen Gewissenstraktat Johannes Niders: Item mittatur michi Apiarius, super
quo pro tempore conficiam registrum et non obliviscamini tractatus magistri
Johannis Nider de conscientia timorata etc.130 Bei dem betreffenden Exemplar des
Bonum universale de apibus handelt es sich offenbar um den heutigen Codex Clm
18430 der Bayerischen Staatsbibliothek, der 1455 in Kloster Tegernsee geschrieben
worden war.131 Tatsächlich befindet sich in dieser Handschrift ein alphabetisches
Registrum super Apiario Thome Brabantini (fol. 2r-10v) - jedoch nicht aus der
Hand des Paulus Wann.
Wann erhielt allerdings seine Bücherleihe noch und konnte seine Arbeit ausfüh-
ren. Dies belegen zunächst die Vermerke des Abtes Konrad, wonach die Mehrheit
der erbetenen Bücher übersendet worden seien, andere jedoch wegen Ausleihe in
der Bibliothek fehlten. Überdies hat sich das von Wann erstellte Register erhalten -
in einer Sammelhandschrift aus dem Besitz des Tegernseer Priors Augustin Holz-
apfler.132 Eine große Überschrift kennzeichnet den Urheber des detaillierten Ver-
zeichnisses (Jllud registrum fecit magister Paulus Wann de Kemnat sacre pagine
doctor egregius super apiariuni), welches sich über 19 Seiten (fol. 328r-337v) er-
streckt. In alphabetischer Reihenfolge benennt das Register einzelne Themen und
verweist unter Angabe von Buch, Kapitel und Unterkapitel auf den jeweiligen Ab-
schnitt im Haupttext (z. B. fol. 328r, erster Eintrag: Abbatis infulati arguuntur, Hb.
I, cap. 6, a. 2). Analog zu seiner Anordnung in einer Sammelhandschrift, die den
Text des „Bienenbuches“ gar nicht enthält, bietet das Verzeichnis damit eine allge-
mein zugängliche Liste an Themen, die nicht auf eine bestimmte Handschrift oder

129 Brief als Dokument Nr. 10 im Abschnitt zu Paulus Wann, Mittelalterliche Bibliothekskataloge
Deutschlands und der Schweiz 4,1, S. 45-46. S. auch Redlich, Tegernsee, S. 67-71 sowie Lindner,
Familia S. Quirini in Tegernsee, S. 100-109.
130 Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz 4,1, S. 46.
131 Belege für die Provenienz sind: ein Besitzvermerk auf fol. 12r (Liber iste attinet Monasterio Sancti
Quirini martiri in Tegersee ordinis Sancti Benedicti in Bavaria}, das Explicit auf fol. 134r (Explicit
Uber vocatus bonum universale anno ab incarnatione domini mille'"0 CCCC° quinquagesimo quin-
to feria quarta proxima ante nativitatis gloriose virginis Marie per fratrem lohannem professum
in Tegernsee. Deo gratias) und ein Schreibervermerk auf fol. 134v (Explicit Apiarius scriptum per
me fratrem lohannem Kal. Deplaven alias Peyherttingprofessum in Tegernse).
132 München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm. 18679. S. auch Lindner, Familia S. Quirini in Tegern-
see, S. 105.
 
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