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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0171
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IV. Die Edition

Edition spricht für die Qualität von Colvenerius’ Arbeit, denn schon 1605 und 1627
erschienen (leicht überarbeitete) Neuauflagen des Drucks.12 Für die Rezeption des
Bonum universale de apibus leistete Colvenerius damit Wegweisendes, denn bis heu-
te ist seine Ausgabe von 1627 die für wissenschaftliche Arbeiten maßgebliche Text-
grundlage.
Colvenerius, der ganz in der Tradition des von ihm bearbeiteten Autors die Initia-
tive zur Herausgabe und Verbesserung des „Bienenbuchs“ „mehreren Personen“ zu-
schrieb,13 legte jedoch nicht nur den eigentlichen Text vor. Vielmehr verfasste er
selbst ein ausführliches Vorwort, druckte biographische Texte über Thomas von Can-
timpre (z. B. die Vita des Johannes Gielemans, s. dazu Kapitel 1.5), ergänzte verschie-
dene Register mit den im „Bienenbuch“ erwähnten Autoren und Ereignissen, fügte
Auszüge aus den Schriften von Kirchenvätern ein, verwies auf andere Texte über
Bienen und vervollständigte seine Arbeit durch ein Verzeichnis der Kapitelüber-
schriften bzw. Themen der Unterkapitel sowie einen ausführlichen Kommentarteil.
Diesem sorgfältigen Ansatz entsprechend ist auch seine Fassung des „Bienen-
buchs“ weit mehr als nur eine Wiedergabe der bisherigen handschriftlichen Überlie-
ferung. Colvenerius verwendete nach eigenen Angaben drei Drucke aus früheren
Jahrhunderten14 sowie drei Handschriften des 15. Jahrhunderts aus Cambrai (Sigle
S), Douai (Sigle P) und Mons (Sigle B), die er mit unterschiedlichen Buchstabensiglen
bezeichnete; für seine überarbeiteten Redaktionen von 1605 und 1627 zog er außer-
dem eine vierte Handschrift aus Valenciennes (Sigle C) hinzu.15

12 Zur Erläuterung der Überarbeitungsschritte s. Colvl627, Praefatio, S. 9-11 (Vorwort ohne Seiten-
angabe, wurde hiervon 1-11 durchnummeriert).
13 Colvl627, Praefatio, S. 1: Rogatus a compluribus, lector beneuole, de duobus bis Thomae Canti-
pratani libris in lucem emittendis, & illustrandis, scripturam sattem in margine apposita citati-
one, & orthographiae restitutione, aliquoties recusavi. Verum dum instare pergunt ulteriüs, rem
contuli [...].
14 Colvl627, Praefatio, S. 6, nennt einen Druck von 1478 (offenbar die Kölner Ausgabe von Koelhoff)
sowie ein von Michael d’Esne (gest. 1614), dem Bischof von Tournai, übergebenes Exemplar; für
den dritten Druck wird lediglich auf Paris als Entstehungsort verwiesen, so dass es sich vermutlich
um die 1516 bei Wolfgang Hopyl und Nikolaus Bonaspes angefertigte Ausgabe handelt: Thomas
de Cantiprato, Liber Apum. Zur Kölner Druckerei Koelhoff s. Schmitz, 500 Jahre Buchtradition,
S. 18-19.
15 Colvl627, Praefatio, S. 5-9. Bei der Handschrift aus Cambrai (Sigle „S“ bei Colvenerius) handelt es
sich offenbar um Cambrai, Bibliotheque municipale, cod. 966. S. ebd. Praefatio, S. 6, die Beschrei-
bung: insignis Abbatia sancti Sepulchri in urbe Cameracensis. Bei der Handschrift „P“ aus Doaui
handelt es sich den Provenienzangaben von Colvenerius zurfolge (ex bibliotheca Praedicatorum
conuentus Duacensis, ebd. Praefatio, S. 7) offenbar um Douai, Bibliotheque municipale, cod. 435.
„C“, eine Handschrift aus Valenciennes, lässt sich nicht eindeutig zuordnen; Colvenerius verweist
auf eine kartausische Provenienz (ad me transmisit Carthusia Valentianensis, ebd. Praefatio, S. 8),
die mir bekannte Handschrift Valenciennes, Bibliotheque municipale, cod. 234/225 stammt jedoch
aus dem Bestand der dortigen Franziskaner. Ungeklärt ist schließlich die Handschrift „B“, die
Colvenerius von Renulph de Bonmarcher, einem Kanoniker von Sainte-Waudru in Mons bekam
 
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