IV. 1. Editorische Vorarbeiten und Ausgaben des „Bienenbuchs'
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interpretative Einordnung des „Bienenbuchs“ voran.8 Auf den Auswahlcharakter der
Arbeit Platelles, der immerhin ungefähr zwei Drittel des Gesamttextes berücksich-
tigt hatte, machten 2001 Jacques Berlioz, Pascal Collomb und Marie Anne Polo de
Beaulieu aufmerksam. Als Ergänzung der wegweisenden Arbeiten Platelles stellten
sie eine summarische Auflistung der von Platelle unberücksichtigten Exempel mit
Kurzzusammenfassungen in französischer Sprache zusammen.9
Dennoch gibt es zwei wertvolle Textgrundlagen, die auch für die Konzeption die-
ser Edition konsultiert wurden: die kommentierten Drucke von Georg Colvenerius
aus dem 17. Jahrhundert sowie eine handschriftliche Vorfassung der Edition, die der
„Grandseigneur“ dominikanischer Quellen, Benedikt Maria Reichert, Ende des
19. Jahrhunderts anfertigte.
IV. 1.1. Die Drucke von Georg Colvenerius (1564-1649)
Georg Colvenerius (Georges Colvener, 1564-1649) war ein flämischer Theologe und
Historiker. Obgleich er aus der Umgebung von Löwen stammte, begann er 1582 -
mitten in der Zeit konfessioneller Auseinandersetzungen - an der katholischen Uni-
versität von Douai zu studieren; 1593 schloss er dort das Studium der Theologie ab.
Bereits kurz nach seinem Lizenziats-Abschluss wirkte er in unterschiedlichen Positi-
onen an der Universität von Douai, zuerst als Zensor für neue Publikationen, später
als Professor für Theologie am College du Roi. Durch seine universitäre Arbeit und
vor allem seine Publikationen erwarb sich Colvenerius in Douai offenbar ein hohes
Ansehen, so dass er 1607 zum Rektor der Universität gewählt wurde; erst 1608 be-
kam er die Würde eines Doktors der Theologie verliehen. 1649 verstarb er mit 85
Jahren in Douai und wurde in der örtlichen St. Peter-Kirche begraben.10
Im Zentrum des wissenschaftlichen Wirkens von Colvenerius stand die kritische
Herausgabe von namhaften kirchlichen bzw. monastischen Autoren des Mittelalters
und der Frühen Neuzeit. Zu den von ihm bearbeiteten Werken zählen beispielsweise
die Schriften des Rabanus Maurus, des Flodoard von Reims oder des Johannes
Nider.11 Die erste von Colvenerius erarbeitete Edition war jedoch das „Bienenbuch“,
das 1597 bei Balthazar Bellere in Douai gedruckt wurde. Die Folgegeschichte dieser
8 Platelle, Les exemples.
9 Berlioz/Collomb/Polo de Beaulieu, La face cachee, bes. S. 74-77 mit Informationen zum Hinter-
grund von Platelles Arbeit.
10 S. hierzu ausführlich (auch mit einer Darstellung der universitätsinternen Auseinandersetzungen
1610-1620) Culvenor, The Colveneres, S. 1-37 sowie Leuridan, Les theologiens.
11 Beispiele für die von Colvenerius verantworteten Ausgaben sind: Johannes Nider, Formicarius,
1602; Thomas Aquinas, Summa Theologica, 1614; Baldericus Noviomensis, Chronicon Came-
racense et Atrebatense, 1615; Flodoardus Remensis, Historiae Remensis ecclesiae libri 4, 1617;
Hrabanus Maurus, Opera, 1626-1627. Für eine ausführliche Auflistung und Erläuterung von Col-
venerius’ Editionen s. Culvenor, The Colveneres, S. 37-56.
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interpretative Einordnung des „Bienenbuchs“ voran.8 Auf den Auswahlcharakter der
Arbeit Platelles, der immerhin ungefähr zwei Drittel des Gesamttextes berücksich-
tigt hatte, machten 2001 Jacques Berlioz, Pascal Collomb und Marie Anne Polo de
Beaulieu aufmerksam. Als Ergänzung der wegweisenden Arbeiten Platelles stellten
sie eine summarische Auflistung der von Platelle unberücksichtigten Exempel mit
Kurzzusammenfassungen in französischer Sprache zusammen.9
Dennoch gibt es zwei wertvolle Textgrundlagen, die auch für die Konzeption die-
ser Edition konsultiert wurden: die kommentierten Drucke von Georg Colvenerius
aus dem 17. Jahrhundert sowie eine handschriftliche Vorfassung der Edition, die der
„Grandseigneur“ dominikanischer Quellen, Benedikt Maria Reichert, Ende des
19. Jahrhunderts anfertigte.
IV. 1.1. Die Drucke von Georg Colvenerius (1564-1649)
Georg Colvenerius (Georges Colvener, 1564-1649) war ein flämischer Theologe und
Historiker. Obgleich er aus der Umgebung von Löwen stammte, begann er 1582 -
mitten in der Zeit konfessioneller Auseinandersetzungen - an der katholischen Uni-
versität von Douai zu studieren; 1593 schloss er dort das Studium der Theologie ab.
Bereits kurz nach seinem Lizenziats-Abschluss wirkte er in unterschiedlichen Positi-
onen an der Universität von Douai, zuerst als Zensor für neue Publikationen, später
als Professor für Theologie am College du Roi. Durch seine universitäre Arbeit und
vor allem seine Publikationen erwarb sich Colvenerius in Douai offenbar ein hohes
Ansehen, so dass er 1607 zum Rektor der Universität gewählt wurde; erst 1608 be-
kam er die Würde eines Doktors der Theologie verliehen. 1649 verstarb er mit 85
Jahren in Douai und wurde in der örtlichen St. Peter-Kirche begraben.10
Im Zentrum des wissenschaftlichen Wirkens von Colvenerius stand die kritische
Herausgabe von namhaften kirchlichen bzw. monastischen Autoren des Mittelalters
und der Frühen Neuzeit. Zu den von ihm bearbeiteten Werken zählen beispielsweise
die Schriften des Rabanus Maurus, des Flodoard von Reims oder des Johannes
Nider.11 Die erste von Colvenerius erarbeitete Edition war jedoch das „Bienenbuch“,
das 1597 bei Balthazar Bellere in Douai gedruckt wurde. Die Folgegeschichte dieser
8 Platelle, Les exemples.
9 Berlioz/Collomb/Polo de Beaulieu, La face cachee, bes. S. 74-77 mit Informationen zum Hinter-
grund von Platelles Arbeit.
10 S. hierzu ausführlich (auch mit einer Darstellung der universitätsinternen Auseinandersetzungen
1610-1620) Culvenor, The Colveneres, S. 1-37 sowie Leuridan, Les theologiens.
11 Beispiele für die von Colvenerius verantworteten Ausgaben sind: Johannes Nider, Formicarius,
1602; Thomas Aquinas, Summa Theologica, 1614; Baldericus Noviomensis, Chronicon Came-
racense et Atrebatense, 1615; Flodoardus Remensis, Historiae Remensis ecclesiae libri 4, 1617;
Hrabanus Maurus, Opera, 1626-1627. Für eine ausführliche Auflistung und Erläuterung von Col-
venerius’ Editionen s. Culvenor, The Colveneres, S. 37-56.