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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0110
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III. 1. Handschriften als Kommunikationsmedien - Methodischer Zugang

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verstellen Manuskripte nicht als abgeschlossene Artefakte, sondern als Spiegel
sowohl der ursprünglichen Entstehungszeit wie auch späterer Rezeptionsphasen: Ne-
ben dem Gesamtarrangement lassen sich vor diesem Hintergrund Korrekturen, Be-
sitzvermerke, Kommentare, Eingriffe in den Text, Hinzufügungen weiterer Passagen
oder die Entwicklung von Ordnungsschemata in Form von Registern und Verzeich-
nissen als Reflexion der ursprünglichen Fassung durch spätere Leser und Nutzer ver-
stehen. Nicht immer muss dabei der Text an sich im Mittelpunkt stehen - auch Nutzer
oder Besitzer einer Handschrift konnten späteren Rezipienten den Ansporn zur Aus-
einandersetzung mit dem Codex und seinem Inhalt geben.
Der Zusammenhang zwischen dem Arrangement eines Manuskripts und seiner
kommunikativen Gebrauchsfunktion ist auch für die Überlieferungsgeschichte des
Bonum universale de apibus zentral. Um diese in ihrem inhaltlichen Facettenreichtum
wie auch ihrer regionalen Dynamik darstellen zu können, werden zunächst äußere
Untersuchungskriterien wie Datierung, Provenienz, Inhalt bzw. Umfang, Titel und
Autorenzuschreibung berücksichtigt (Abschnitt III.2.). In Anlehnung an die Studien
von Snijders und Rudy wird sodann der Umgang mit Text und Handschriften auf
mehreren Ebenen beleuchtet. Dazu gehören Gestaltungsfaktoren (Layout oder Gliede-
rungsstrukturen),6 Vermerke mit Auskünften über Schreiber oder Auftraggeber7
ebenso wie Arbeiten am oder Eingriffe in den Text (z. B. Kommentierungen oder Hin-
zufügungen, s. u. Abschnitte III.2. sowie III.3.2-4). Diesem durchaus naheliegenden
Katalog sind zwei weitere Themenbereiche hinzuzufügen, die sich an verschiedenen
Fallbeispielen von „Bienenbuch“-Handschriften aufzeigen lassen: der Prozess der
„Handschriftenmigration“ und -Weitergabe durch Kaufen, Schenken oder Leihen in
bestimmten sozialen oder regionalen Netzwerken8 (s. u. Abschnitt III.3.1-2) sowie die
Weiterverwendung9 und -bearbeitung des übermittelten Textes durch Kommentieren,
Exzerpieren oder Adaptieren (s. dazu Kapitel III.3.5.).
III.2. Provenienz, Sprache, Datierung: Die handschriftliche
Überlieferung des Bonum universale de apibus im Überblick
Neben 16 volkssprachigen Exemplaren10 sind bislang 123 lateinische Handschriften
des Bonum universale de apibus bekannt, die aus dem Zeitraum zwischen dem 13. und
6 S. hierzu von den Brincken, Tabula alphabetica sowie Palmer, Kapitel und Buch.
7 Grundlegend hierzu: Derolez, Pourquoi les copistes.
8 S. auch Snijders, Near Neighbours sowie Snijders, Manuscript Communication, S. 241-278.
9 Zur terminologischen und analytischen Problematik s. Bolle/Theis/Wilhelmi, Wiederverwenden.
10 Diese stammen aus dem 14.-17. Jahrhundert. Die früheste Übersetzung (1372) ist die französische
Prachthandschrift für Karl V. von Frankreich (Bruxelles, Bibliotheque Royale cod. 9507). S. hier-
zu Kopp, König und die Bücher, S. 377, La librairie de Charles V, Nr. 193, S. 111 sowie für eine
detaillierte Beschreibung Kelders, Cote KBR 9507. Alle weiteren Übersetzungen bieten Versio-
 
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