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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0168
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IV. DIE EDITION.
KONZEPT UND RICHTLINIEN

Im Jahr 1895 reichte der Archivar Elie Berger (1850-1925) an der Universität Paris
seine Dissertation über das Bonum universale de apibus ein.1 Berger hatte darin den
Text einer kritischen Untersuchung unterzogen und im Gesamtoeuvre seines Verfas-
sers verortet. Anders als zahlreiche Kollegen, die im „Bienenbuch“ mit der für das 19.
und frühe 20. Jahrhundert typischen Skepsis eine „gekünstelte“, ,,leichtgläubig[e]
und kritiklos[e]“ [Sammlung] „legendenhafte[r] Erzählungen und Wundergeschich-
ten“ sahen (Kühl)2 und dem Dominikaner Thomas von Cantimpre gar eine „krank-
hafte Gemütsverfassung“ bescheinigten (Michael),3 brachte Berger deutlich mehr
Verständnis für den eigentümlichen Charakter des „Bienenbuchs“ auf. In einem
Punkt aber resignierte auch er - nämlich angesichts der immensen handschriftlichen
Überlieferung:
„Wie die Vielfalt der handschriftlich angefertigten Codices beweist, war das Werk
von Beginn an sowohl in Frankreich als auch in mehreren anderen Regionen vielen
bekannt. Alle diese Codices zu untersuchen und miteinander zu vergleichen, wäre
jedoch nicht nur ein sehr langwieriges und lästiges Unterfangen. Ja, vielmehr muss
man aimehmen, dass es für solch eine große Arbeit kaum jemals einen angemessenen
Lohn gibt.“4
1 Berger, Thomae Cantimpratensis. Zu Bergers Person vgl. die Nachrufe von Langlois und Delabor-
de: Langlois, Elie Berger sowie Delaborde, Elie Berger.
2 Kühl, Die Dominikaner, S. 162-163, z. B. S. 162: „Weit unergiebiger für die historische Forschung
ist das andere fast zur gleichen Zeit entstandene Bonum universales de Apibus [...], das trotz man-
cher Aehnlichkeit mit den Vitae Fratrum besonders wegen seiner pragmatisierenden Tendenz ein
ganz anderes Gepräge trägt. Dabei ist es in noch stärkerem Masse wie diese als ein kulturge-
schichtliches Zeitdokument und nicht als Geschichtswerk zu werten. Und dazu kommt ein weiterer
Unterschied, nicht allein auf ordensgeschichtliche Begebenheiten beschränkt, bietet es uns auch
eine Fülle von anderen, ausserhalb der Interessensspäre des Ordens liegenden zeitgeschichtlichen
Ereignissen [...] und vieles andere im bunten Durcheinander, wie es gerade die Durchführung des
stellenweise sehr gekünstelten Vergleiches erfordert hat: den Bienenstaat als Vorbild jeden christ-
lichen Gemeinschaftslebens und im besonderen jeder Klosterkommunität zu betrachten.“
3 Michael, Geschichte des deutschen Volkes, S. 162: Thomas sei . .von der Sucht erfüllt [gewesen],
überall Schreckgeschichten aufzuspüren. Diese krankhafte Gemütsverfassung verleitete ihn dazu,
daß er lügnerischem Gerede und Menschen, welche Wunder erdichteten, wo keine waren, eine un-
verdiente Beachtung schenkte.“ Zum Werk und Einfluss Michaels vgl. Hücker, Kulturgeschichte,
bes. S. 115.
4 Berger, Thomae Cantimpratensis, S. 16-17: Opus [...] ipsa codicum manu scriptorum multitudo
demonstrat aprincipio, tarn in Gallia quam in pluribus aliis regionibus, multis notum fuisse. Quos
omnes investigare et inter se conferre non longum modo fastidiosumque sit, immo vix credendum
estfore ul unquam tanto labori merces digna respondeat.
 
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