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Burkhardt, Julia; Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 1): Analyse und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.56852#0012
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VORWORT

Ob „Schwarmintelligenz“ „kollektive Entscheidungsmuster“ oder die Rettung einer
aussterbenden Spezies: Bienen waren und sind in aller Munde. Gleich mehrere
Faktoren machen Bienen zu einem attraktiven und dankbaren Thema: ihre Haupt-
produkte Honig und Wachs symbolisieren beste Handwerkskunst und höchsten
Genuss; ihr sympathisches Summen erhöht das Identifikationspotential; ihr drohen-
des Aussterben markiert paradigmatisch die Herausforderungen von Natur- und Kli-
maschutz. Das öffentliche Interesse am „Bienensterben“ ist Ausweis einer wachsen-
den Sensibilität für das ökologische Umfeld und Spiegel einer allgegenwärtigen
Verunsicherung über die Entwicklung der Natur.
Aber da ist noch etwas: Bienen gelten, so hat es der Biologe Thomas Seeley
formuliert, als „Musterbeispiel für eine Gemeinschaft, deren Mitglieder Erfolg haben,
weil sie zugunsten gemeinsamer Ziele gemeinsam arbeiten.“1 Für moderne sozial-
und kulturwissenschaftliche Forschungen ist das von höchster Relevanz: Wie ent-
stehen Gemeinschaften? Was zeichnet sie aus? Können soziale Gemeinschaften von
alternativen Organisationsformen lernen - beispielsweise von Gruppen anderer kul-
tureller Kontexte oder aber von der Natur? Und lassen sich Gemeinschaften nach
einem Ideal gestalten?
Bei der Suche nach Antworten auf diese grundsätzlichen Fragen stieß der Domi-
nikaner Thomas von Cantimpre (ca. 1200-1270) im 13. Jahrhundert auf die Bienen.
In seinem lateinischen „Bienenbuch“ {Bonum universale de apihus) beschrieb er am
Beispiel der Bienen Hierarchien, Vorzüge und Abgründe des sozialen Miteinanders.
Angereichert mit unterhaltsamen Anekdoten aus dem mittelalterlichen Lebensalltag
sollte sein Handbuch die Arbeit der Dominikaner als Prediger und Lehrmeister un-
terstützen. „Von Bienen lernen“ - diese Idee fand schon im Mittelalter großes Inter-
esse, und so wurde das „Bienenbuch“ im Laufe der Jahrhunderte über einhundert
Mal handschriftlich kopiert.
Erstmals liegt das „Bienenbuch“ nun in einer kritisch kommentierten Edition mit
deutscher Übersetzung sowie einer Analyse von Werk und Überlieferungsgeschichte
vor. Dass der Name einer Herausgeberin auf dem Titelblatt steht, ist ebenso richtig
wie falsch: Eine der prägendsten Erfahrungen während der Arbeit am „Bienenbuch“
war nämlich die „Intelligenz des Schwarms“. In den vergangenen Jahren haben zahl-
reiche Studierende sowie Kolleginnen und Kollegen aus dem In- und Ausland durch
Hinweise oder Recherchearbeiten zum Gelingen des Projekts beigetragen - und zwar
ganz uneigennützig. Mehr noch: Gemeinsam haben wir diskutiert, neue Ideen entwi-
ckelt und viele davon in Workshops und Publikationen umgesetzt. Aus einzelnen

1 Seeley, Bienendemokratie, S. 12.
 
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