IV.2. Die Erarbeitung des Editionskonzepts
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Abschnitt IV.2.4.), M4 als Vertreterin der „roten“ und P2 als Vertreterin der „grünen“
Gruppe sowie schließlich V3 als „Springer“ zwischen den verschiedenen Gruppen.54
Trotz dieser pragmatischen Auswahl legte die Probeedition weitere Fragen offen.
So war ursprünglich Dol als Vertreterin der „grünen“ Gruppe ausgewählt worden.
Bei einer näheren Analyse zeigte sich jedoch, dass BUA 11,24 in dieser Handschrift
vollständig fehlt, wobei Lagen- oder Seitenverlust auszuschließen sind. Auch in den
Kapitelüberschriften waren erhebliche Abweichungen erkennbar (z. B. bei BUA 11,2),
so dass der Integrität des überlieferten Textes und mithin P2 der Vorzug gegeben
wurde. In der „roten“ Gruppe hingegen offenbarte sich im Hinblick auf die Textinte-
grität eine Besonderheit: So fehlt in den Handschriften Ml, M2, M3 sowie M4, die
den Kernbestand dieser Gruppe ausmachen, der gesamte Abschnitt BUA 11,17. Die
Abschrift dieses Kapitels wurde offensichtlich ausgelassen; da es sich jedoch um ein
Charakteristikum der betreffenden Überlieferungsgruppe - oder zumindest eines
Teils von ihr - handelt, wurde die Auswahl von M4 beibehalten.
Mit der Auswahl von Bo, V3, W2, P2 und M4 für die Edition sind aber nicht nur
die textspezifischen Gruppen in ihrer Diversität berücksichtigt, sondern auch wei-
tere Faktoren: eine chronologische Streuung (Bo aus dem 13. Jahrhundert, V3 und
P2 aus dem 14. Jahrhundert sowie W2 undM4 aus dem 15. Jahrhundert), unterschied-
liche Fassungen im Hinblick auf den Textumfang (W2 als „längere“ Fassung, V3
und P2 als „kürzere“ Fassung, Bo und M4 als „Mischfassung“) sowie verschiedene
Grade der Textstrukturierung (Bo kaum untergliedert oder geordnet, P2 als Bei-
spiel für eine Fassung mit nummerierten Kapiteln und Unterkapiteln). Durchführung
und Evaluierung dieser Probeedition (Januar-Februar 2015) bestätigten die Systema-
tik dieser Auswahl: Trotz der Überlieferungsstabilität waren Unterschiede in Text
und Umfang deutlich erkennbar und vermittelten so einen Einblick von verschiede-
nen Rezeptionsformen.
Um diese Ergebnisse vor Projektabschluss noch einmal zu evaluieren und mögli-
che Fehler offenzulegen, wurde im Dezember 2016 ein wiederum erweiterter Hand-
schriftenbestand von insgesamt 73 Handschriften einer erneuten computerbasierten
Textanalyse unterzogen; analog zur ersten Prüfung 2014 basierte diese erneute Ana-
lyse auf den Textstellen BUA 1,4 und BUA II,55.55 Die Ergebnisse (vgl. Anhang 7.1.
und 7.2.) bestätigen und rechtfertigen den Einsatz dieser Methode vollkommen, denn
auch bei einem erweiterten Datensatz ändern sich die Ergebnisse nicht grundlegend.
Die zuvor identifizierten Gruppen der ältesten Handschriften, der Codices mit der
54 Weitere „Springer“, mit denen V3 häufig zusammenstand, sind: Bm, P5, B6 sowie (in geringerem
Maße) D, P3, Dal, Da2, R, W5 und VI. Diese „Gruppe“ erwies sich jedoch also so fluide, dass sie
nicht gesondert berücksichtigt wurde.
55 Zur Vermeidung möglicher Verzerrungen („bias“) bei der Abschrift wurde diese Transkription ei-
nem zweiten Verantwortlichen (Julian Kluge, studentische Hilfskraft im Akademieprojekt „Klös-
ter im Hochmittelalter“) übertragen.
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Abschnitt IV.2.4.), M4 als Vertreterin der „roten“ und P2 als Vertreterin der „grünen“
Gruppe sowie schließlich V3 als „Springer“ zwischen den verschiedenen Gruppen.54
Trotz dieser pragmatischen Auswahl legte die Probeedition weitere Fragen offen.
So war ursprünglich Dol als Vertreterin der „grünen“ Gruppe ausgewählt worden.
Bei einer näheren Analyse zeigte sich jedoch, dass BUA 11,24 in dieser Handschrift
vollständig fehlt, wobei Lagen- oder Seitenverlust auszuschließen sind. Auch in den
Kapitelüberschriften waren erhebliche Abweichungen erkennbar (z. B. bei BUA 11,2),
so dass der Integrität des überlieferten Textes und mithin P2 der Vorzug gegeben
wurde. In der „roten“ Gruppe hingegen offenbarte sich im Hinblick auf die Textinte-
grität eine Besonderheit: So fehlt in den Handschriften Ml, M2, M3 sowie M4, die
den Kernbestand dieser Gruppe ausmachen, der gesamte Abschnitt BUA 11,17. Die
Abschrift dieses Kapitels wurde offensichtlich ausgelassen; da es sich jedoch um ein
Charakteristikum der betreffenden Überlieferungsgruppe - oder zumindest eines
Teils von ihr - handelt, wurde die Auswahl von M4 beibehalten.
Mit der Auswahl von Bo, V3, W2, P2 und M4 für die Edition sind aber nicht nur
die textspezifischen Gruppen in ihrer Diversität berücksichtigt, sondern auch wei-
tere Faktoren: eine chronologische Streuung (Bo aus dem 13. Jahrhundert, V3 und
P2 aus dem 14. Jahrhundert sowie W2 undM4 aus dem 15. Jahrhundert), unterschied-
liche Fassungen im Hinblick auf den Textumfang (W2 als „längere“ Fassung, V3
und P2 als „kürzere“ Fassung, Bo und M4 als „Mischfassung“) sowie verschiedene
Grade der Textstrukturierung (Bo kaum untergliedert oder geordnet, P2 als Bei-
spiel für eine Fassung mit nummerierten Kapiteln und Unterkapiteln). Durchführung
und Evaluierung dieser Probeedition (Januar-Februar 2015) bestätigten die Systema-
tik dieser Auswahl: Trotz der Überlieferungsstabilität waren Unterschiede in Text
und Umfang deutlich erkennbar und vermittelten so einen Einblick von verschiede-
nen Rezeptionsformen.
Um diese Ergebnisse vor Projektabschluss noch einmal zu evaluieren und mögli-
che Fehler offenzulegen, wurde im Dezember 2016 ein wiederum erweiterter Hand-
schriftenbestand von insgesamt 73 Handschriften einer erneuten computerbasierten
Textanalyse unterzogen; analog zur ersten Prüfung 2014 basierte diese erneute Ana-
lyse auf den Textstellen BUA 1,4 und BUA II,55.55 Die Ergebnisse (vgl. Anhang 7.1.
und 7.2.) bestätigen und rechtfertigen den Einsatz dieser Methode vollkommen, denn
auch bei einem erweiterten Datensatz ändern sich die Ergebnisse nicht grundlegend.
Die zuvor identifizierten Gruppen der ältesten Handschriften, der Codices mit der
54 Weitere „Springer“, mit denen V3 häufig zusammenstand, sind: Bm, P5, B6 sowie (in geringerem
Maße) D, P3, Dal, Da2, R, W5 und VI. Diese „Gruppe“ erwies sich jedoch also so fluide, dass sie
nicht gesondert berücksichtigt wurde.
55 Zur Vermeidung möglicher Verzerrungen („bias“) bei der Abschrift wurde diese Transkription ei-
nem zweiten Verantwortlichen (Julian Kluge, studentische Hilfskraft im Akademieprojekt „Klös-
ter im Hochmittelalter“) übertragen.