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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0177
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176 I Oliver Auge

Schleuse ein weitläufiger, oftmals mehrere 100 Meter langer Kanal abgezweigt
wurde.30 Teilweise wurde das Wasser dann sogar direkt zur Klosteranlage be-
fördert oder sogar unter den Klostergebäuden hindurchgeleitet. Im untersten
Kanalabschnitt, kurz vor der Einmündung des Wassers wieder in den Aus-
gangsfluss beziehungsweise -bach, wurde das Gefälle und damit die Fließ-
geschwindigkeit erhöht, sodass flüssige und feste Abfälle jedweder Art leichter
fortgeschwemmt und mechanische Einrichtungen wie etwa Mühlen sowie
Hammer- und Sägewerke wirkungsvoller angetrieben werden konnten.
Bereits in der von Abt Arnold von Bonneval (f um 1156) verfassten Vita Bern-
hards von Clairvaux (* um 1090; f 1153) wurden solche Wasserbaumaßnahmen
im Zuge der um 1135 erfolgten Verlegung des Klosters Clairvaux „als frühestes
Zeugnis für das ,Interesse der Zisterzienser an dem Wasserhaushalt ihres Klos-
terorganismus'"31 genau beschrieben: Zunächst habe Bernhard gezögert, das
bestehende Kloster an einen neuen Standort zu verlagern, weil am alten Platz
bereits sehr hohe Kosten für künstliche Wasserläufe entstanden waren. Lohnar-
beiter und Klosterbrüder hätten dann aber einen Wasserlauf vom Fluss Aube
abgezweigt und sein Niveau bis zur Mühle hin angehoben. Auch sei der Bach
durch unterirdische Kanäle durch alle Häuser geleitet worden, wo er für die
handwerkliche Arbeit von Nutzen oder Nöten gewesen sei.32
Eine ebenfalls schon oft zitierte Beschreibung vom Anfang des 13. Jahrhun-
derts bringt die vielseitige Wassernutzung etwa im Kloster von Clairvaux gleich-
sam anschaulich zum Ausdruck: „Ein Arm dieses Flusses, der die zahlreichen
Werkstätten der Abtei durchquert, wird überall gesegnet wegen der Dienste, die
er erweist. [...] Sein Bett [...] ist nicht von der Natur ausgehöhlt, sondern durch

30 Albrecht Hoffmann, Zwischen Arnsburg und Walkenried - Grundzüge und Merkmale frü-
her wasserwirtschaftlicher Tätigkeit der Zisterzienser im hessisch-thüringischen Bergland,
in: Vorträge der Tagung „Historische wasserwirtschaftliche Anlagen im Harz" in Goslar
vom 20. bis 23.09.1990 (Mitteilungen aus dem Leichtweiß-Institut für Wasserbau der Techni-
schen Universität Braunschweig 113), Braunschweig 1991, S. 67-107, hier S. 72: „Wasserlauf,
Klostermühle und Fischteich bilden eine Standardeinheit, die auch bei kleinen Klosteranla-
gen möglichst nicht fehlen darf." - Siehe auch Ders., Wasser für die mittelalterlichen Klöster
in Hessen und Thüringen, in: Antike und mittelalterliche Wasserversorgung in Mitteleuro-
pa, hg. von Dems. (Kasseler Wasserbau-Mitteilungen 3), Kassel 1995, S. 49-64; Tremp, Tech-
nische Leistungen (wie Anm. 16), S. 52f.

31 Schich, Die Bedeutung (wie Anm. 28), S. 81. - Siehe auch Wolfgang Braunfels, Abendlän-
dische Klosterbaukunst. Kunstgeschichte, Deutung, Dokumente (DuMont Dokumente),
Köln 51985, S. 302.

32 Braunfels, Abendländische Klosterbaukunst (wie Anm. 31), S. 302-304. - Siehe auch
(falsch unter Citeaux statt richtig unter Clairvaux) Paul BENoiT/Monique Wabont, Mittel-
alterliche Wasserversorgung in Frankreich. Eine Fallstudie: Die Zisterzienser, in: Wasserver-
sorgung im Mittelalter (Geschichte der Wasserversorgung 4), Mainz 1991, S. 185-226, hier
S. 201f.; Schich, Die Bedeutung (wie Anm. 28), S. 80.
 
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