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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0191
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190 I Philipp Stenzig

gab es im ganzen nördlichen und westlichen Harz also keine geistlichen Berg-
herren mehr.14 Das Bergwerk Wildemann, von dem Pastor Hake hier namentlich
berichtet, war eine jener Gruben, die bereits vor der Montankrise des 14. Jahr-
hunderts bestanden hatten, im Jahre 1524 waren hier die Arbeiten zur Instand-
setzung der Wasserlösungseinrichtungen aufgenommen worden, um das Ge-
bäude wieder befahren zu können, aus dieser Zeit stammt auch der Name
„Wildemanns Fundgrube".15 Der Bericht Hakes erklärt die von ihm geschilder-
ten Beobachtungen in diesen nunmehr wieder aufgewältigten Gebäuden, die
einstmals schon der „Alte Mann" angelegt hatte, damit, dass hier, in Wildemann,
früher (also vor 1360) einmal Zisterzienser aus Walkenried den Bergbau betrie-
ben hätten, dem größten und ältesten Zisterzienserkloster der Region am Süd-
rand des Harzwaldes, das um 1127 gestiftet und 1129 mit Mönchen aus Kamp
besiedelt worden war; und die historischen Hintergründe dieser Erinnerung an
eine zisterziensische Präsenz im Westharz sind heute durchaus bekannt: Im Zen-
trum des damaligen Engagements der Walkenrieder Mönche stand im 13. und
14. Jahrhundert die Grangie Immedeshusen zwischen Seesen und Gittelde.
Die Erforschung der wichtigsten Zeugnisse zu dieser Eigenwirtschaft ist im
Wesentlichen das Werk des kundigen Regionalforschers Heinrich Uhde,16 der
schon in den 1960er Jahren die urkundliche Überlieferung, Erinnerungen an die
Grangienzeit in den Flurnamen, sichtbare Überreste und historische Karten
eingehend untersucht hat. Seine damals als Manuskript von ihm selbst verviel-
fältigten Schriften sind einer breiteren Öffentlichkeit heute aber leider nur be-
grenzt zugänglich. Zudem gestatten es erst heute die Fortschritte, die die Erfor-
schung des mittelalterlichen Harzbergbaus insgesamt in den letzten 30 Jahren
genommen hat, und namentlich die archäologischen Erkenntnisse, die zu neuen
Aufschlüssen über die Techniken und Ressourcen des historischen Montan-
wesens im Harz beigetragen haben, sich anhand der prinzipiell schon bekannten
urkundlichen Zeugnisse ein Bild davon zu machen, was die Fratres im 13. Jahr-
hundert dort eigentlich konkret veranstaltet haben.

14 Die Klöster des Landes waren im Zuge der lutherischen Reformation teils, wenn auch unter
formalem Fortbestand der Stiftsverfassung, unter landesherrliche Kirchenaufsicht gekom-
men, teils gänzlich aufgelöst oder doch in ihren Aktivitäten sehr vermindert und betrieben
jedenfalls keinen Bergbau. Das betrifft für das 16. Jahrhundert zumindest den nordwestli-
chen Harz. Eine gewisse Ausnahme stellen allerdings die Walkenrieder Besitzungen am
Brunnenbach (bis 1533), an der Wieda und an der Zorge dar - hier gab es noch in der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts Hüttenbetriebe in Klosterbesitz; Cord Alphei, Art. „Walken-
ried", in: Die Männer- und Frauenklöster der Zisterzienser in Niedersachsen, Schleswig-
Holstein und Hamburg, bearb. von Ulrich Faust OSB (Germania Benedictina 12: Nord-
deutschland), St. Ottilien 1994, S. 678-742, S. 710.

15 Böhme, Der Erzbergbau (wie Anm. 11), S. 104; Bartels, Der Bergbau (wie Anm. 10), S. 22.

16 Nachlass im Niedersächsischen Landesarchiv (NLA) - Staatsarchiv Wolfenbüttel.
 
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