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Kreative Impulse. Innovations- und Transferleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa <Veranstaltung, 2019, Heidelberg>; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Kreative Impulse und Innovationsleistungen religiöser Gemeinschaften im mittelalterlichen Europa — Klöster als Innovationslabore, Band 9: Regensburg: Schnell + Steiner, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.72131#0203
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202 I Philipp Stenzig

Reichlichere Urkunden liegen zum Betrieb der Hütten - casae - in Walkenrie-
der Besitz vor,0 mehrere Laienbrüder -fratres - sind zudem namentlich als Hüt-
tenmeister belegt, so etwa der auch in der Cedula genannte Almann (Almantis -
1216 im Wirtschaftshof des Klosters in Goslar) und die magistri Dietrich und
Heinrich (1235 in einer Urkunde über die Ablösung des Gandersheimer Zehnten
in Immedeshusen),41 alle drei waren Zisterzienserkonversen des Klosters Wal-
kenried. Weitere Dokumente beziehen sich detailliert auf die Wassernutzungs-
rechte. Die Hütten sind - auch anhand der Schlacken - archäologisch sehr gut
nachweisbar. Wie die Verlegung der Schmelzplätze in die Nähe der Wasserläufe,
namentlich des Pandelbaches, beweist, war man hier schon in der ersten Hälfte
des 13. Jahrhunderts zu einer Betriebsweise übergegangen, bei der die Blasebälge
zur Belüftung der Schmelzöfen mit Wasserkünsten betrieben wurden, dieser
Vorgang stellt vielleicht die wesentlichste technische Innovation dar, die nach-
weislich zur ,Grangienzeit', also durch die Zisterzienser eingeführt wurde.42 Ein
40 Beispiel von 1282: Staatsarchiv Wolfenbüttel, 25, Urk. 1039, in Urkundenbuch des Klosters
Walkenried (wie Anm. 25), Bd. 1, Nr. 549: Herzog Heinrich der Wunderliche von Braun-
schweig-Grubenhagen bestätigt Walkenried das Recht, Kohlen aus dem Walde Holdenberg
und anderen eigenen Waldungen des Klosters zu klostereigenen Hüttenbetrieben zu fahren,
ohne dafür Wegezoll (den sog. Fuderpfennig) zu entrichten: [...] Ceterum, ut nullus omnino
de plaustris carbonum, quos de silvis propriis ad proprias casas deduci feverint, denarios, qui
voderpfennige dicuntur in vulgo, exigat quoquemodo, liberos esse volumes, sicut dudum fue-
runt fratres monasterii saepe dicti [...]; vgl. Urkundenbuch des Klosters Walkenried (wie
Anm. 25), Bd. 1, Nr. 103 (Privileg zur Holzkohlegewinnung in Jagdhaus für die Walkenrie-
derfratres casarum); Nr. 226 (Errichtung einer Hütte in Brunnenbach, Befreiung von Kupfer-
zins und Schlagschatz, vom 26. Mai 1237; dieselbe Hütte auch in Nr. 285). Zum Ankauf von
Hütten durch Walkenried auch Spiess, Die Beziehungen (wie Anm. 1), S. 269-270.
41 Frater Theodoricus et frater Henricus magistri casarum, Urkundenbuch des Klosters Wal-
kenried (wie Anm. 25), Bd. 1, Nr. 236.
42 In unmittelbarer Umgebung der Abbaustätten selbst wurde das Holz des Harzwaldes ohne-
hin für die Stützen der Schächte benötigt, stand also nicht als Brennmaterial für die Hütten
zur Verfügung. Der Transport der Erze zur Weiterverarbeitung war daher schon vor der
Einführung der Wasserräder zum Betrieb der Blasebälge üblich, Lommatzsch, Der West-
harz (wie Anm. 13), S. 46-47; Klappauf, Spuren deuten (wie Anm. 18), S. 19-27; Marie-
Luise Hillebrecht, Der Wald als Energielieferant für das Berg- und Hüttenwesen, in: Auf
den Spuren einer frühen Industrielandschaft (wie Anm. 18), S. 83-86 (Forsterwerbungen
Walkenrieds zur Deckung des Energiebedarfs der Hütten: S. 86); und Christoph Bartels,
Der Bergbau - ein Überblick, in: Auf den Spuren einer frühen Industrielandschaft (wie
Anm. 18), S. 106-111, er sagt S. 111: „Anfangs schaffte man das Erz aus dem Bergwerk in die
Wälder zum Standort der Holzkohleerzeugung, oftmals über weite Strecken, wie am Beispiel
der Erze aus dem Rammelsberg besonders deutlich wird. Die frühe Hüttentechnik bediente
sich kleiner Schmelzöfen mit kurzer Lebensdauer, die offenbar stets in möglichster Nähe
zum gerade für die Holzkohlenerzeugung genutzten Forstbereich in den Höhenlagen mit
günstiger Zuwegung errichtet wurden" (im Hinblick auf die Situation vor der o. g. Einfüh-
rung der wasserradgetriebenen Blasebälgen); Bartels/Fessner/Klappauf/Linke, Metall-
hütten (wie Anm. 18), S. 265; Fessner/Friedrich/Bartels, Gründliche Abbildung (wie
 
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