62
Divinatorische Texte II: Opferschau-Omina
III 19
III 20-22
III 23
III 24
III 25-27
III 28
III 30
III 31
einen spricht das fehlende phonetische Suffix -ni dagegen, zum anderen wird auch in anderen Opferschau-Texten die weiße
Farbe einer Flüssigkeit beschrieben, siehe dazu BLO 19/88 und 27/70.
Vgl. das nur teilweise erhaltene Omen in K 3864 (CT 30/1), Rs. 6’: BEZEGIM na-[ ... ],das wahrscheinlich eine Parallele
zum vorliegenden Omen bietet. Bei der Apodose könnte man mit VAT 10868 (Nr. 26, KAR 442) Vs. 9’ an eine Ergänzung
NUN ina E.GALAw HI.GAR.MESAw „man wird gegen den Fürsten in seinem Palast revoltieren“ denken, doch kommen auch
andere Ergänzungen in Frage, vgl. etwa ii 52 und VAT 10868 (Nr. 26, KAR 442) Vs. 2’.
//1. Starr, SAA IV, Nr. 281 Z. 5-8, wie schon J. Nougayrol, RA 62 [1968] 46 gesehen hat. Die Deutung des ersten Teils
der Apodose folgt Starr („it is a split referring to the diviner’s negligence“) gegen Nougayrol („denoument d’une negli-
gence du devin“), da alle weiteren Teile der Apodose negativ sind und deshalb auch im ersten Teil eine negative Aussage
zu erwarten ist. Zur Protase siehe auch VAT 10540 + VAT 10893 (Nr. 67) ii 7.
Jean Nougayrol hat darauf hingewiesen (RA 62 [1968] 46f.), daß BAR in der häufig erscheinenden Verbindung BAR-ma
DU8 nicht von wussuru „lose sein, herunterhängen“ abgeleitet werden kann, da dies in vielen Belegen sinnlos ist. Anhand
von Vergleichen unter anderem des vorliegenden Textes mit seiner Parallele kommt er zu dem Schluß, daß BAR-ma hier
„au mitan“, also „in der Mitte“ zu übersetzen ist. Als Lesung von BAR schlägt er für einige Fälle eine „klassische“
Ableitung von zäzu „teilen“ (dann: zizma) und für andere Fälle mislumma (bzw. maslama) von masälu „gleichen, gleich
sein“ vor. Nougayrols Deutung sind sowohl U. Jeyes, JCS 30 (1978) 230 als auch I. Starr, AfO 26 (1978/79) 49 und ders.,
JNES 42(1983) llögefolgt.
Zum Kaufmann (tamkäru) in Opferschau-Texten siehe U. Jeyes, OBE 182 zu Z. 7, die auch die vorliegende Stelle zitiert.
Ihre Umschrift ( rki'-is'-su 1 ZÄ[H]) ist jedoch zu korrigieren. Zum Beutel des Kaufmanns siehe W. G. Lambert, BWL, 320.
Das Zeichen NA4 in dem Logogramm ku§NIG.NA4 für kisu „Beutel” wird wie in zahlreichen mittel- und neuassyrischen
Texten (siehe auch VAT 13803 + 13810 [Nr. 19] Vs. 2) wie das Zeichen DAG geschrieben.
// AO 7264 (Nr. 31) Rs. 19’ (Stichzeile) sowie VAT 9488 (Nr. 84, KAR 434) Rs. ! 10’. Leider lassen sich die beschädigten
Zeichen der Apodose nicht mit den Parallelen in Einklang bringen. Dieses Omen stellt sehr wahrscheinlich das Incipit der
dritten Tafel des Kapitels summa martu der Serie bärütu dar, das in der Stichzeile von Sm 986 + Sm 1050 (CT 30/49) Rs.
21, einem Manuskript der zweiten Tafel des Kapitels summa martu, nur fragmentarisch als BE 2-ta ZE.M[ES herhalten ist.
J.-W. Meyer, Untersuchungen 155f. hat dieses Omen graphisch dargestellt.
Dieses Omen wird mit abweichender Apodose noch einmal in vertikaler Schriftrichtung zwischen der zweiten und dritten
Kolumne wiederholt: BE 2-ta ZE.MES-m« SUR-si-na a-he-e A.MES-si-na SUM.MES DUMU LUGAL AS.TE AD-sü DAB-bat
„Wenn zwei Gallenblasen da sind und ihr Ausführgang geteilt ist, sie (aber) ihre Flüssigkeit austauschen: Der Königssohn
wird den Thron seines Vaters besteigen.“
Zur Lesung masrähu des Logogramms SUR siehe R. D. Biggs, RA 63 (1969) 161f„ der ebd. Anm. 4 zeigt, daß die Lesung
in CAD FJ 235b und 240a von SUR hier und in der Parallele VAT 9488 (Nr. 84, KAR 434) Rs. ! 10’ als isdu „Basis“ nicht
zu halten ist. Die von Biggs gefundene Lesung wird jetzt auch von einer Glosse in einem Opferschau-Protokoll bestätigt,
da dort das Logogramm SUR als mas-rah glossiert wird, siehe I. Starr, SAAIV, Nr. 350 Z. 4, und vgl. dort die Anmerkung
sowie die Kopie auf S. 391, da die Glosse in der Umschrift nicht deutlich wird. Das masrähu der Gallenblase bezeichnet
den Ductus cysticus, den „Gallenblasengang“, siehe hierzu W. von Soden, OrNS 16 (1947) 79-81, gefolgt von J.-W. Meyer,
Untersuchungen 73, U. Jeyes, OBE 62,1. Starr, SAA IV, XLIV und Th. Richter, AoF 21 (1994) 216 Anm. 15.
// VAT 10751 (Nr. 86, KAR 454) Vs. 1. Die Lesung i-dir-ti-ma in CAD A/I 126b und I. Starr, Rituals, 103 ist zu korrigie-
ren, die Tafel bietet eindeutig - ebenso wie die Parallelen - i-dir-ti sum4-ma. Dieses Omen stellt das Incipit der zehnten
Tafel des Kapitels summa martu der Serie bärütu dar; es erscheint als Stichzeile von drei Manuskripten der neunten Tafel
(AO 6454 [TCL 6, Nr. 4] Rs. 17; K 3568 + K 12396 [CT 30/39-40] Rs. 7’ sowie K 5890 [unp.] + K 6905 [CT 30/2] 15) und
als Incipit von K 6664 (unp.) + 83-1-18, 431 (CT 30/11), einem Manuskript der zehnten Tafel des Kapitels summa martu.
Die Protase dieses Omens, für das sich keine Parallele finden läßt, birgt grammatische und lexikalische Schwierigkeiten.
So ist zum einen die Schreibung BA-tü unschön, da hier ein Genitiv amüti zu erwarten ist, und zum anderen ist es nicht völ-
lig klar, ob tatsächlich BÄ für amütu „Leber“ oder vielleicht doch ES für martu „Gallenblase“ anzusetzen ist. Da einerseits
jedoch die Schreibung ES für martu bislang nur für die altbabylonische Zeit bezeugt ist (siehe K. K. Riemschneider, ZA 57
[1965] 125f„ jetzt aber auch unten die Bemerkungen zu VAT 10540 + VAT 10893 [Nr. 67] Rs. 23’) und andererseits das
Logogramm ZE für martu in diesem Omen bereits eingeführt ist, muß BÄ hier amütu „Leber“ gelesen werden. Eine ande-
re Deutung dieses Omens wurde in CAD A/II 384a vorgeschlagen, wonach hier BÄ-m E GIR a-si-it TAR-as zu lesen und
„an omen concerning leaving, the expedition marching out will be stopped“ zu übersetzen sei. Diese Deutung hat jedoch
den Nachteil, daß dann die Protase unvollständig ist und ohne Satzaussage bleibt, man also eine Auslassung des Schreibers
annehmen müßte. Weiterhin ist ungewöhnlich, daß der Erfolg oder Nicht-Erfolg von summuru „Pläne schmieden“ hier mit
patäru und nicht wie üblich mit kasädu ausgedrückt wird.
Für eine ähnliche Protase siehe I. Starr, SAAIV, Nr. 154 Rs. 15. Für mögliche Duplikate zur Apodose siehe I. Starr, Af032
(1985) 67 Anm. 24. Das Verb masäru „schleifen“ erscheint nicht sehr häufig in Opferschau-Texten, siehe I. Starr, SAAIV,
S. 340, BLO 19/23 und 58/3-4 = 97 Rs. 9-10 = VAT 10678+ (Nr. 25) Vs. 3-4. Im vorliegenden Omen könnte es eine
Fußmarkierung bezeichnen, die sich „verschleift“, d. h. mit zunehmender Länge immer weniger ausgeprägt ist.
// VAT 8611 (Nr. 30) Vs. 1 wie schon von I. Starr, Rituals 71 mit Anm. 191 gesehen.
Die Zählung von 16 Omina zeigt, daß auch der Eintrag zwischen der II. und III. Kolumne mit Bezug zu iii 23 hier mitge-
zählt wurde. Siehe auch zu iii 10.
Divinatorische Texte II: Opferschau-Omina
III 19
III 20-22
III 23
III 24
III 25-27
III 28
III 30
III 31
einen spricht das fehlende phonetische Suffix -ni dagegen, zum anderen wird auch in anderen Opferschau-Texten die weiße
Farbe einer Flüssigkeit beschrieben, siehe dazu BLO 19/88 und 27/70.
Vgl. das nur teilweise erhaltene Omen in K 3864 (CT 30/1), Rs. 6’: BEZEGIM na-[ ... ],das wahrscheinlich eine Parallele
zum vorliegenden Omen bietet. Bei der Apodose könnte man mit VAT 10868 (Nr. 26, KAR 442) Vs. 9’ an eine Ergänzung
NUN ina E.GALAw HI.GAR.MESAw „man wird gegen den Fürsten in seinem Palast revoltieren“ denken, doch kommen auch
andere Ergänzungen in Frage, vgl. etwa ii 52 und VAT 10868 (Nr. 26, KAR 442) Vs. 2’.
//1. Starr, SAA IV, Nr. 281 Z. 5-8, wie schon J. Nougayrol, RA 62 [1968] 46 gesehen hat. Die Deutung des ersten Teils
der Apodose folgt Starr („it is a split referring to the diviner’s negligence“) gegen Nougayrol („denoument d’une negli-
gence du devin“), da alle weiteren Teile der Apodose negativ sind und deshalb auch im ersten Teil eine negative Aussage
zu erwarten ist. Zur Protase siehe auch VAT 10540 + VAT 10893 (Nr. 67) ii 7.
Jean Nougayrol hat darauf hingewiesen (RA 62 [1968] 46f.), daß BAR in der häufig erscheinenden Verbindung BAR-ma
DU8 nicht von wussuru „lose sein, herunterhängen“ abgeleitet werden kann, da dies in vielen Belegen sinnlos ist. Anhand
von Vergleichen unter anderem des vorliegenden Textes mit seiner Parallele kommt er zu dem Schluß, daß BAR-ma hier
„au mitan“, also „in der Mitte“ zu übersetzen ist. Als Lesung von BAR schlägt er für einige Fälle eine „klassische“
Ableitung von zäzu „teilen“ (dann: zizma) und für andere Fälle mislumma (bzw. maslama) von masälu „gleichen, gleich
sein“ vor. Nougayrols Deutung sind sowohl U. Jeyes, JCS 30 (1978) 230 als auch I. Starr, AfO 26 (1978/79) 49 und ders.,
JNES 42(1983) llögefolgt.
Zum Kaufmann (tamkäru) in Opferschau-Texten siehe U. Jeyes, OBE 182 zu Z. 7, die auch die vorliegende Stelle zitiert.
Ihre Umschrift ( rki'-is'-su 1 ZÄ[H]) ist jedoch zu korrigieren. Zum Beutel des Kaufmanns siehe W. G. Lambert, BWL, 320.
Das Zeichen NA4 in dem Logogramm ku§NIG.NA4 für kisu „Beutel” wird wie in zahlreichen mittel- und neuassyrischen
Texten (siehe auch VAT 13803 + 13810 [Nr. 19] Vs. 2) wie das Zeichen DAG geschrieben.
// AO 7264 (Nr. 31) Rs. 19’ (Stichzeile) sowie VAT 9488 (Nr. 84, KAR 434) Rs. ! 10’. Leider lassen sich die beschädigten
Zeichen der Apodose nicht mit den Parallelen in Einklang bringen. Dieses Omen stellt sehr wahrscheinlich das Incipit der
dritten Tafel des Kapitels summa martu der Serie bärütu dar, das in der Stichzeile von Sm 986 + Sm 1050 (CT 30/49) Rs.
21, einem Manuskript der zweiten Tafel des Kapitels summa martu, nur fragmentarisch als BE 2-ta ZE.M[ES herhalten ist.
J.-W. Meyer, Untersuchungen 155f. hat dieses Omen graphisch dargestellt.
Dieses Omen wird mit abweichender Apodose noch einmal in vertikaler Schriftrichtung zwischen der zweiten und dritten
Kolumne wiederholt: BE 2-ta ZE.MES-m« SUR-si-na a-he-e A.MES-si-na SUM.MES DUMU LUGAL AS.TE AD-sü DAB-bat
„Wenn zwei Gallenblasen da sind und ihr Ausführgang geteilt ist, sie (aber) ihre Flüssigkeit austauschen: Der Königssohn
wird den Thron seines Vaters besteigen.“
Zur Lesung masrähu des Logogramms SUR siehe R. D. Biggs, RA 63 (1969) 161f„ der ebd. Anm. 4 zeigt, daß die Lesung
in CAD FJ 235b und 240a von SUR hier und in der Parallele VAT 9488 (Nr. 84, KAR 434) Rs. ! 10’ als isdu „Basis“ nicht
zu halten ist. Die von Biggs gefundene Lesung wird jetzt auch von einer Glosse in einem Opferschau-Protokoll bestätigt,
da dort das Logogramm SUR als mas-rah glossiert wird, siehe I. Starr, SAAIV, Nr. 350 Z. 4, und vgl. dort die Anmerkung
sowie die Kopie auf S. 391, da die Glosse in der Umschrift nicht deutlich wird. Das masrähu der Gallenblase bezeichnet
den Ductus cysticus, den „Gallenblasengang“, siehe hierzu W. von Soden, OrNS 16 (1947) 79-81, gefolgt von J.-W. Meyer,
Untersuchungen 73, U. Jeyes, OBE 62,1. Starr, SAA IV, XLIV und Th. Richter, AoF 21 (1994) 216 Anm. 15.
// VAT 10751 (Nr. 86, KAR 454) Vs. 1. Die Lesung i-dir-ti-ma in CAD A/I 126b und I. Starr, Rituals, 103 ist zu korrigie-
ren, die Tafel bietet eindeutig - ebenso wie die Parallelen - i-dir-ti sum4-ma. Dieses Omen stellt das Incipit der zehnten
Tafel des Kapitels summa martu der Serie bärütu dar; es erscheint als Stichzeile von drei Manuskripten der neunten Tafel
(AO 6454 [TCL 6, Nr. 4] Rs. 17; K 3568 + K 12396 [CT 30/39-40] Rs. 7’ sowie K 5890 [unp.] + K 6905 [CT 30/2] 15) und
als Incipit von K 6664 (unp.) + 83-1-18, 431 (CT 30/11), einem Manuskript der zehnten Tafel des Kapitels summa martu.
Die Protase dieses Omens, für das sich keine Parallele finden läßt, birgt grammatische und lexikalische Schwierigkeiten.
So ist zum einen die Schreibung BA-tü unschön, da hier ein Genitiv amüti zu erwarten ist, und zum anderen ist es nicht völ-
lig klar, ob tatsächlich BÄ für amütu „Leber“ oder vielleicht doch ES für martu „Gallenblase“ anzusetzen ist. Da einerseits
jedoch die Schreibung ES für martu bislang nur für die altbabylonische Zeit bezeugt ist (siehe K. K. Riemschneider, ZA 57
[1965] 125f„ jetzt aber auch unten die Bemerkungen zu VAT 10540 + VAT 10893 [Nr. 67] Rs. 23’) und andererseits das
Logogramm ZE für martu in diesem Omen bereits eingeführt ist, muß BÄ hier amütu „Leber“ gelesen werden. Eine ande-
re Deutung dieses Omens wurde in CAD A/II 384a vorgeschlagen, wonach hier BÄ-m E GIR a-si-it TAR-as zu lesen und
„an omen concerning leaving, the expedition marching out will be stopped“ zu übersetzen sei. Diese Deutung hat jedoch
den Nachteil, daß dann die Protase unvollständig ist und ohne Satzaussage bleibt, man also eine Auslassung des Schreibers
annehmen müßte. Weiterhin ist ungewöhnlich, daß der Erfolg oder Nicht-Erfolg von summuru „Pläne schmieden“ hier mit
patäru und nicht wie üblich mit kasädu ausgedrückt wird.
Für eine ähnliche Protase siehe I. Starr, SAAIV, Nr. 154 Rs. 15. Für mögliche Duplikate zur Apodose siehe I. Starr, Af032
(1985) 67 Anm. 24. Das Verb masäru „schleifen“ erscheint nicht sehr häufig in Opferschau-Texten, siehe I. Starr, SAAIV,
S. 340, BLO 19/23 und 58/3-4 = 97 Rs. 9-10 = VAT 10678+ (Nr. 25) Vs. 3-4. Im vorliegenden Omen könnte es eine
Fußmarkierung bezeichnen, die sich „verschleift“, d. h. mit zunehmender Länge immer weniger ausgeprägt ist.
// VAT 8611 (Nr. 30) Vs. 1 wie schon von I. Starr, Rituals 71 mit Anm. 191 gesehen.
Die Zählung von 16 Omina zeigt, daß auch der Eintrag zwischen der II. und III. Kolumne mit Bezug zu iii 23 hier mitge-
zählt wurde. Siehe auch zu iii 10.