Nr. 36
141
2’ [Wenn zwei Finger da sind un]d der zweite zur Rechten der Gallenblase liegt: Der Fürst wird das Land seines
Feindes
3’ [Wenn zwei Finger da sind un]d der zweite auf der rechten Seite gegenüber der Gallenblase liegt und ein Samenkorn
so (groß), wie ein Samenkom se[in soll], vorhanden ist:
4’ [Der Fürst wird die Stadt] seines Feindes erobem und die Mauer seines Feindes niederreißen und seine ...
einrichten [.].
5’ [Wenn zwei Finger da sind und der zwei]te über dem Palasttor liegt: Der Fürst wird einen Palast, der wie [sein
eigener] Pala[st ist, erobem],
6’ [der Sohn des Kö]nigs, der auf den Thron seines Vaters steigt, wird immense Stärke zeige[n (.)].
7 ’ [ W enn z wei Finger da sind und der z weit] e bei der S tärke liegt: Der Für st wird ein Land, das ihm nicht gehört, erobem.
8’ [Wenn zwei Finger da sind und der zweite] zur Rechten der Präsenz liegt: Das Land, das gegen ihn rebellierte, wird
zum Fürsten zurückkehren, und der seinen Befehl ausführt, [ .].
9’ [Wenn zwei Finger da sind und der zweite zur Linken der Präse]nz liegt: Das Land des Fürsten wird gegen ihn
rebellieren ... [.].
Bemerkungen:
Vs. 3’ Die Lesung dieser Zeile bietet einige paläographische Schwierigkeiten. So ist das auf EDIN folgende Zeichen keineswegs
ein eindeutiges MES, sondem bietet nur einen der normalerweise drei Winkelhaken, und die folgenden Zeichen sehen wie
SI und NA aus. Da jedoch EDIN.MES !-.S7-n« grammatikalisch unmöglich ist, wird hier angenommen, der Schreiber habe
EDIN.MES(-M) a-na schrieben wollen und die letzten beiden Winkelhaken von MES sehr unschön auf der Tafel plaziert,
siehe das Kollationsergebnis auf S. 467. Für ähnliche Omina siehe VAT 9934 (KAR 423, Nr. 1) iii 41 und 43.
4’ Zur Ergänzung der Apodose siehe VAT 10125 (Nr. 52, KAR 428) Vs. 12. Die Ergänzung muß unsicher bleiben, da von
dem Zeichen GAZ nur die ersten beiden waagerechten Keile erhalten sind.
5’-6’ In CAD E 267b, R 430a und S 190a wurde die Stelle als ina GISSU-sa er-bet „(der Zweite) tritt in seinen Schatten ein“
gedeutet, was in den Kontext paßt, aber nicht am Original nachzuvollziehen ist, das eindeutig das Zeichen NI und - weni-
ger eindeutig - das Zeichen KAL bietet.
7’ KA.Si.SI wird hier als Variante des gut belegten Logogramms SÄ.Si.Si(.KE) für summirätu „die Ziele“ aufgefaßt.
8’ Zur Apodose vergleiche auch VAT 10811+ (Nr. 40) Vs. I. Kol. 19’.
9’-10’ Wie J.-J. Glassner, RA 77 (1983) 5f. richtig gesehen hat, ist dieses Omen einem von L. W. King, Chronicles II, 135 § XII
publizierten Omen sehr ähnlich: [BE BÄ 2] SU.SI.MES TUK-ma ina ZAG ZE S'MUKUL GAR-m« GÜB IGI [u ana IGI]-sü 7
DU8.MES ina 150 ZE BÜR SUB-di BA-ut Na-ram- dXXX [sd ina UZ]U an-ni-i ana UTUA-pi-sal DU-ku-ma [pi-il-s]u ip-lu-su
lRi-is- dISKUR LUGAL umA-pi-sal [ 1ÜSUKKA]L umA-pi-sal SU-su KUR-du „[Wenn die Leber zwei] Finger aufweist und zur
Rechten der Gallenblase eine Keule liegt und nach links zeigt [und auf] seiner [Vorderseite] sieben Einkerbungen sind und
zur Linken der Gallenblase ein Loch liegt: Omen des Naräm-Sin, [der anhand] dieses [Vorzeich]ens nach Apisal zog und
[ein Loch] (in die Stadtmauer) bohrte (und so) Ris-Adad, den König von Apisal [und den Wesi]r von Apisal gefangen
nahm.“ Hiernach handeln die Omina von einem zweifach vorhanden Finger, wie er in der siebten Tafel des Kapitels summa
ubänu der Serie bärütu behandelt wird, vgl. die das Incipit dieser Tafel, das als Stichzeile in MLC 1865 (BRM IV/12) 82,
K 4030 (DA 220-221) + K 7999 + K 8030 + K 8121 (unp.) Rs. 17' und als Incipit in Rm 315 (unp.) Vs. 1 erhalten ist: BE
SU.SI.MES 2-ta Zl-ib MUNUS.HUL ana NUN „Wenn zwei Finger da sind: Aufkommen von Unheil für den Fürsten”. Der
bislang einzige zur siebten Tafel zu stellende Textvertreter ist Rm 315 (unp.), der aber nur die Omenanfänge bietet. Durch
die Identifizierung des vorliegenden Textes als zum „Finger“ gehörig, dürfte auch die Parallele Rm 89 (unp., siehe zu
Rs. 4’-10’) zur siebten Tafel des Kapitels summa ubänu zu stellen sein.
Das Logogramm U4.ZAL dürfte hier für namir, dem Stativ von namäru stehen. J. Nougayrol, RA 40 (1945-46) 77 hat vor-
geschlagen, die Apodose zu i[p-lu-su] zu ergänzen. Dies harmoniert zwar gut mit der Parallele, doch sind die erhaltenen
Reste des letzten Zeichens eher als i[k denn als i[p zu lesen.
Rs. 3’ Zur Lesung des zweiten Teils der Protase siehe AHw 621b, dem auch in CAD M/346a gefolgt wird. Der Lautwert mäl des
Zeichens DIR ist in der mittelbabylonischen Zeit selten belegt, siehe W. von Soden und W. Röllig, Syllabar 4, 17, die auch
den vorliegenden Beleg buchen.
4’-10’ Dieser Abschnitt ist parallel zu Rm 89 (CT 20/18) l’-7’, wie bereits J. Denner, WZKM 41 (1934) 220 zu Z. 25 gesehen
hat. Dieses Fragment bietet jedoch nur die Protasenenden und ist daher für die Ergänzung der Apodosen unergiebig.
5’ Zur Apodose siehe BLO 62/6.
6’ Die Lesung arhis imaqqut in CAD S/II 110b ist am Original nicht nachzuvollziehen, vielmehr ist eindeutig ga-m[i]-ru-ta5
zu lesen.
7’ Siehe J. Goodnick Westenholz, OrNS 54 (1985) 325 mit Anm. 11 zur Wendung mätu lä suätu.
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2’ [Wenn zwei Finger da sind un]d der zweite zur Rechten der Gallenblase liegt: Der Fürst wird das Land seines
Feindes
3’ [Wenn zwei Finger da sind un]d der zweite auf der rechten Seite gegenüber der Gallenblase liegt und ein Samenkorn
so (groß), wie ein Samenkom se[in soll], vorhanden ist:
4’ [Der Fürst wird die Stadt] seines Feindes erobem und die Mauer seines Feindes niederreißen und seine ...
einrichten [.].
5’ [Wenn zwei Finger da sind und der zwei]te über dem Palasttor liegt: Der Fürst wird einen Palast, der wie [sein
eigener] Pala[st ist, erobem],
6’ [der Sohn des Kö]nigs, der auf den Thron seines Vaters steigt, wird immense Stärke zeige[n (.)].
7 ’ [ W enn z wei Finger da sind und der z weit] e bei der S tärke liegt: Der Für st wird ein Land, das ihm nicht gehört, erobem.
8’ [Wenn zwei Finger da sind und der zweite] zur Rechten der Präsenz liegt: Das Land, das gegen ihn rebellierte, wird
zum Fürsten zurückkehren, und der seinen Befehl ausführt, [ .].
9’ [Wenn zwei Finger da sind und der zweite zur Linken der Präse]nz liegt: Das Land des Fürsten wird gegen ihn
rebellieren ... [.].
Bemerkungen:
Vs. 3’ Die Lesung dieser Zeile bietet einige paläographische Schwierigkeiten. So ist das auf EDIN folgende Zeichen keineswegs
ein eindeutiges MES, sondem bietet nur einen der normalerweise drei Winkelhaken, und die folgenden Zeichen sehen wie
SI und NA aus. Da jedoch EDIN.MES !-.S7-n« grammatikalisch unmöglich ist, wird hier angenommen, der Schreiber habe
EDIN.MES(-M) a-na schrieben wollen und die letzten beiden Winkelhaken von MES sehr unschön auf der Tafel plaziert,
siehe das Kollationsergebnis auf S. 467. Für ähnliche Omina siehe VAT 9934 (KAR 423, Nr. 1) iii 41 und 43.
4’ Zur Ergänzung der Apodose siehe VAT 10125 (Nr. 52, KAR 428) Vs. 12. Die Ergänzung muß unsicher bleiben, da von
dem Zeichen GAZ nur die ersten beiden waagerechten Keile erhalten sind.
5’-6’ In CAD E 267b, R 430a und S 190a wurde die Stelle als ina GISSU-sa er-bet „(der Zweite) tritt in seinen Schatten ein“
gedeutet, was in den Kontext paßt, aber nicht am Original nachzuvollziehen ist, das eindeutig das Zeichen NI und - weni-
ger eindeutig - das Zeichen KAL bietet.
7’ KA.Si.SI wird hier als Variante des gut belegten Logogramms SÄ.Si.Si(.KE) für summirätu „die Ziele“ aufgefaßt.
8’ Zur Apodose vergleiche auch VAT 10811+ (Nr. 40) Vs. I. Kol. 19’.
9’-10’ Wie J.-J. Glassner, RA 77 (1983) 5f. richtig gesehen hat, ist dieses Omen einem von L. W. King, Chronicles II, 135 § XII
publizierten Omen sehr ähnlich: [BE BÄ 2] SU.SI.MES TUK-ma ina ZAG ZE S'MUKUL GAR-m« GÜB IGI [u ana IGI]-sü 7
DU8.MES ina 150 ZE BÜR SUB-di BA-ut Na-ram- dXXX [sd ina UZ]U an-ni-i ana UTUA-pi-sal DU-ku-ma [pi-il-s]u ip-lu-su
lRi-is- dISKUR LUGAL umA-pi-sal [ 1ÜSUKKA]L umA-pi-sal SU-su KUR-du „[Wenn die Leber zwei] Finger aufweist und zur
Rechten der Gallenblase eine Keule liegt und nach links zeigt [und auf] seiner [Vorderseite] sieben Einkerbungen sind und
zur Linken der Gallenblase ein Loch liegt: Omen des Naräm-Sin, [der anhand] dieses [Vorzeich]ens nach Apisal zog und
[ein Loch] (in die Stadtmauer) bohrte (und so) Ris-Adad, den König von Apisal [und den Wesi]r von Apisal gefangen
nahm.“ Hiernach handeln die Omina von einem zweifach vorhanden Finger, wie er in der siebten Tafel des Kapitels summa
ubänu der Serie bärütu behandelt wird, vgl. die das Incipit dieser Tafel, das als Stichzeile in MLC 1865 (BRM IV/12) 82,
K 4030 (DA 220-221) + K 7999 + K 8030 + K 8121 (unp.) Rs. 17' und als Incipit in Rm 315 (unp.) Vs. 1 erhalten ist: BE
SU.SI.MES 2-ta Zl-ib MUNUS.HUL ana NUN „Wenn zwei Finger da sind: Aufkommen von Unheil für den Fürsten”. Der
bislang einzige zur siebten Tafel zu stellende Textvertreter ist Rm 315 (unp.), der aber nur die Omenanfänge bietet. Durch
die Identifizierung des vorliegenden Textes als zum „Finger“ gehörig, dürfte auch die Parallele Rm 89 (unp., siehe zu
Rs. 4’-10’) zur siebten Tafel des Kapitels summa ubänu zu stellen sein.
Das Logogramm U4.ZAL dürfte hier für namir, dem Stativ von namäru stehen. J. Nougayrol, RA 40 (1945-46) 77 hat vor-
geschlagen, die Apodose zu i[p-lu-su] zu ergänzen. Dies harmoniert zwar gut mit der Parallele, doch sind die erhaltenen
Reste des letzten Zeichens eher als i[k denn als i[p zu lesen.
Rs. 3’ Zur Lesung des zweiten Teils der Protase siehe AHw 621b, dem auch in CAD M/346a gefolgt wird. Der Lautwert mäl des
Zeichens DIR ist in der mittelbabylonischen Zeit selten belegt, siehe W. von Soden und W. Röllig, Syllabar 4, 17, die auch
den vorliegenden Beleg buchen.
4’-10’ Dieser Abschnitt ist parallel zu Rm 89 (CT 20/18) l’-7’, wie bereits J. Denner, WZKM 41 (1934) 220 zu Z. 25 gesehen
hat. Dieses Fragment bietet jedoch nur die Protasenenden und ist daher für die Ergänzung der Apodosen unergiebig.
5’ Zur Apodose siehe BLO 62/6.
6’ Die Lesung arhis imaqqut in CAD S/II 110b ist am Original nicht nachzuvollziehen, vielmehr ist eindeutig ga-m[i]-ru-ta5
zu lesen.
7’ Siehe J. Goodnick Westenholz, OrNS 54 (1985) 325 mit Anm. 11 zur Wendung mätu lä suätu.