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Meinhold, Wiebke; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 7): Ritualbeschreibungen und Gebete II — 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53166#0061
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48

Ritualbeschreibungen und Gebete II

11 [Zur Häl]fte nahm sie Schlangengift; zur Hä[lfte nahm sie] Skorpiong[ift].
12 [Einen Mund] hat sie [nicht], und doch hat sie Zähne; Z[ähne hat sie nicht, und doch packt sie die Stränge und
Bahnen (des Körpers)].
13 [Finger] hat sie [nicht], und doch packt sie die Leiste. W[ie ein Haar so dünn ist sie. nicht im Fleisch zu erkennen],
14 [Sie hat weder Vorderseite noch Öffnung, doch sie pa[ckte Oberschenkel]. Unterschenkel. [Knöchel. Hüfte.
Be]cken und Rücken.
15 [den gz/Z>gz/Zu/-Körperteil (und) alle Stränge und Bahnen (des Körpers); sie hält sä]mtliche wichtigen Stränge und
Bahnen (des Körpers) [von N. N.. Sohn des N. N.. gepackt]
16 [von dem Tag an. an dem er (= der Kranke) gezeugt wurde, unmittelbar nach] dem ihn sein Gott erschaffen hat.

u.Rd.

la [(Doch jetzt) band er sie. vertrieb sie. löste sie.]
1b [Sie (= die Krankheit) möge gelöst. vertrie]ben (und) gebunden werden!

Rs.

1 [Die Beschwörung ist nicht die meine, (sondern) es ist die Beschwörung von Ea und Asalluhi. die Beschwörung von
Dam]u und Gula. die Beschwörung von Ningiri[m].
2 [Sie haben sie (mir) gesagt und ich habe sie wiederholt. Sie (= die Krankheit) möge nach unten hinausgehen und]
nicht [nach oben] hinaufsteigen!
3 [Die böse Zunge möge zur Seite tre]ten!
(abgebrochen; es fehlen ca. 11 Zeilen)

1 ’ -3 ’ (zu fragmentarisch für eine Übersetzung)

(Rand)

Bemerkungen:
Die Mehrzahl der oben unter .Duplikate und Parallelstellen1 angegebenen Texte setzt erst bei Vs. 9 mit EN sü sumsu ein und weist
z. T. erhebliche Abweichungen vom vorliegenden Text auf. Duplikate im engeren Sinn sind nur BAM 124: Rs. III 60-IV 35 und
CT 23. 2 (K 2432 + Sm 1899): Vs. 15-21. Sie enthalten auch den aus VAT 11224+: Vs. 1-8 bekannten Text. Möglicherweise bildeten
diese Zeilen ursprünglich eine eigenständige Beschwörung, vgl. B. Böck. Mussu’u. 311. Kommentar zu Z. 153; dies.. The Healing
Goddess Gula. CHANE 67. 79; W. R. Mayer. UFBG. 387 zu ..Gula 5”; außerdem s. u. die Bemerkung zu Vs. 6-8. Die Beschwörung
sü sumsu hat sowohl einen Platz in der Beschreibung von Heilverfahren, als auch in der Serie Mussu’u, vgl. B. Böck. Das Handbuch
Mussu’u, 83-86 und siehe auch 57f. Für eine ähnliche, kürzere Beschwörung, die ebenfalls mit den Worten sü sumsu beginnt, siehe
ebd.. 293. Beschwörung VHI/m.
Die Krankheit, gegen welche die Beschwörung gerichtet ist. wird im Beschwörungstext maskadu genannt, in Rubra z. T. auch
sagallu. Beide Termini bezeichneten wohl dasselbe Krankheitsbild differenziert durch die Stärke der Schmerzen, die vor allem im
Bereich des unteren Rückens auftraten und bis in die Beine und Füße ausstrahlen konnten (so J. Scurlock und B. R. Andersen.
Diagnoses in Assyrian and Babylonian Medicine. 257f). Beschwörungen gegen maskadu bzw. sagallu sind seit der altbabylonischen
Zeit überliefert, siehe Wasserman. BiOr 69 (2012). 426-436; B. Böck. Das Handbuch Mussu’u, 290-293; BAM 182: 14’-30’ und
K 2428+: Rs. 1 ’-23’ (siehe M. J. Geller. BAM 7. 190f.. No. 31. und 236-239. No. 45); siehe auch hier Text Nr. 14. Wasserman.
BiOr 69 (2012). 426-436. argumentiert überzeugend für eine Identifizierung der Krankheit mit der von Haustieren auf den Mensch
übertragbaren Brucellose, die bis heute in Gebieten des Mittelmeers, auf dem Balkan und am Persischen Golf verbreitet ist.
Vs. 2 Die Erwähnung der Tempelnamen Ekur und Edubba spielt wohl auf Ninisinas Verbindungen nach Nippur bzw. Kis an
(siehe A. R. George. House Most High. MC 5. 78f.. Nr. 200. 116. Nr. 677): Als Frau des mit Ninurta gleichgesetzten
Pabilsag galt sie als Schwiegertochter des Gottes Enlil. Für ihre Verehrung in Nippur gibt es Belege aus der Ur Ill-Zeit
und aus der altbabylonischen Zeit (siehe W. Sallaberger. Kultischer Kalender. Teil 1. 153. Teil 2. Tab. 50; T. Richter.
Untersuchungen zu den lokalen Panthea. AOAT 2572. 69f.. 108. 113-117; D. O. Edzard. „Nin-Isina“, RIA 9. 3 87f).
Eine Verbindung nach Kis entstand durch Gleichsetzung der Heilgöttin mit der Göttin Baba, die von der zweiten
Hälfte des 2. Jahrtausends an als Gemahlin Zababas. des Stadtgottes von Kis. verehrt wurde (siehe B. Böck. The
Healing Goddess Gula. CHANE 67. llf; W. G. Lambert. OrNS 36. 111; E. Reiner. JNES 33. 225f: 20-22). Im
Paralleltext CT 23. 2: 16 steht allerdings nicht E-kur. sondern arali(E.KUR.BAD). eine Bezeichnug der Unterwelt.
Nach den mit Tempelnamen gebildeten Epitheta ergänzte B. Böck. The Healing Goddess Gula. CHANE 67. 80. im
Paralleltext CT 23. 2: 16: [dsu-zi?]-gal-an-na. Im vorliegenden Text las sie rd l[...]. Gegen diese Lesung und
Ergänzung sprechen drei Punkte: 1.) In CT 23. 2: 16 scheint der Kopie zufolge die Lücke vor -gal-an-na maximal
Platz für zwei Zeichen zu bieten, nicht für drei. 2.) Die Zeichenspuren im vorliegenden Text sprechen nicht für das
Zeichen DINGIR. sondern für GÜ o. ä. 3.) Ein Göttemame oder -epitheton (d)su-zi-gal-an-na ist sonst nicht
bezeugt. Bezeugt ist nur dSu-zi-an-na (siehe B. Böck. ebd.. 82 Kommentar zu Z. 3; M. Krebemik. ..Suzi-ana”.
RIA 13. 377-379). was hier aber nicht vorliegt.
Angesichts der Zeichenspuren im vorliegenden Text und der erhaltenen Zeichen in CT 23. 2: 16 scheint eine Ergän-
zung zu g[ü-gal an-na]. ..Kanalinspektor des Himmels”, naheliegend. Allerdings wird dieses Epitheton, das
sehr gut für Wettergottgestalten und mit ihnen assoziierte männliche Gottheiten bezeugt ist (siehe D. Schwemer.
 
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