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Jaspers, Karl; Salamun, Kurt [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 10): Vom Ursprung und Ziel der Geschichte — Basel: Schwabe Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51322#0311
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96 Croce, Benedetto, 1866-1952; italienischer Philosoph und Humanist, der in seiner Philoso-
phie stark von Hegel geprägt war. Hauptwerke: Filosofia come Scienza dello Spirito, 4 Bde.,
1902-1917; La storia comepensiero e come azione, Bari 1938, dt. Die Geschichte als Gedanke und
Tat, Bern 1944. Bei dem Verweis auf Croce bezieht sich Jaspers auf dessen Buch Geschichte
Europas im neunzehnten Jahrhundert, Wien 2i94/ (vgl. dort das erste Kapitel »Die Religion der
Freiheit«, 7-22).
97 Wenn Jaspers hier für die Wiederherstellung der biblischen Religion eintritt und zuvor die
»heutigen Kirchen« kritisiert, bringt dies seine grundsätzliche Einstellung zur Religion zum
Ausdruck. Er sieht in der Bibel allgemein menschliche Grundwahrheiten ausgesprochen.
Diese seien in den konfessionellen Kirchen und in Glaubensgemeinschaften, die sich auf
Offenbarungsreligionen gründen, zu dogmatischen Weltanschauungen (mit absolutem
Wahrheitsanspruch, Ausschließlichkeitsanspruch, Fanatisierungstendenzen usw.) ver-
fälscht worden. Als Gegenposition zum religiösen Offenbarungsglauben gelte es, einen of-
fenen, kommunikationsorientierten, »philosophischen Glauben« zu vertreten. Vgl. dazu
Jaspers’ religionsphilosophische Hauptschriften: Der philosophische Glaube und Der philo-
sophische Glaube angesichts der Offenbarung. Zur Vielfalt der Interpretationen von Jaspers’
Begriff des philosophischen Glaubens vgl. u.a. den Jubiläumsband der Karl Jaspers Society
of North America: Philosophical Faith and the Future ofHumanity, hg. von H. Wautischer,
A. M. Olson, G. Walters, New York 2012, sowie den Sammelband Glaube und Wissen. Zum
125. Geburtstag von Karl Jaspers, hg. von A. Hügli und C. Chiesa, Basel 2008, 39-284.

Dritter Teil. Vom Sinn der Geschichte
98 Die Hegel-Metapher von der Eule der Minerva stammt aus: G. W. F. Hegel: Grundlinien der
Philosophie des Rechts, Vorrede, in: GW, Bd. 14/1,16.
99 Die Begriffe »Geschichtlichkeit« und »geschichtlich« sind bei Jaspers zwar mehrdeutig, aber
als Hinweis auf die Unvollendbarkeit des Menschen ein wichtiger Aspekt seines Menschen-
bildes. Mit »Geschichtlichkeit« bzw. »geschichtlich« wird in mehreren Kontexten auf Of-
fenheit, Unabgeschlossenheit, Freiheit, Unbedingtheit des Handelns, Selbstbestimmung,
Subjektivität, Individualität, Spontaneität, Wandelbarkeit und Kommunikationsbereit-
schaft des Menschseins verwiesen - im Gegensatz zu Geschlossenheit, dogmatischer Fixie-
rung auf Einheits-, Ganzheits- und Totalitätsideen, Autoritarismus, absolutem Wahrheits-
anspruch, strikter Determiniertheit und Kommunikationsfeindlichkeit. Dies wird u.a. in
der Entgegensetzung von »Geschichtlichkeit« und »Katholizität« in Von der Wahrheit deut-
lich: »Geschichtlichkeit des Menschen steht in Kommunikation von Existenz zu Existenz,
in der erst noch wird, was eigentlich ist. Katholizität hat eine Gemeinschaft gestiftet, in der
nur noch mitgeteilt wird, was objektiv identisch für alle besteht und an das geglaubt wird
mit dem Drange zur wiederkehrenden Funktion des Gleichen. Statt des hinauftreibenden
Kampfes der Geister gibt es Befehl und Gehorsam, gibt es Mitteilung von Wahrheitsbesitz,
den der andere nur anzunehmen hat...« (K. Jaspers: Von der Wahrheit, 834-850, 843).
100 Eddington, Arthur Stanley, 1882-1944; englischer Astrophysiker und Wissenschaftstheo-
retiker; er erwarb sich Verdienste um die Verbreitung der Relativitätstheorie im englisch-
sprachigen Raum. Hauptwerke: Science and the Unseen World, 1929; Philosophy andPhysical
Science, 1939.
 
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