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Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
39 philosophische Grund| Orientierung im Sein, im Hinblick auf Dasein, Bewußtsein,
Geist, auf Welt und Transzendenz, auf Existenz und Vernunft.
Dieses Grundwissen ist zwar nicht allgemeingültig wie wissenschaftliche Erkennt-
nisse; das zeigt sich daran, daß es bisher in keiner Gestalt allgemein verbreitet und ein-
mütig anerkannt wurde. Jedoch handelt es sich um ein Gebiet philosophischen Den-
kens, auf dem begründete Hoffnung auf Einmütigkeit der Menschen als Menschen
unsere Gedanken führt. Sie wäre das Medium der uneingeschränkten Kommunikation
ganz verschiedener Glaubens- und Lebensverfassungen. Sie selber ist zwar nie vollen-
det, sondern, wie Wissenschaften, auf dem Wege des Fortschreitens. Aber es wäre ein
immer noch werdendes philosophisches Grundwissen möglich als Raum, in dem alle
Weisen der Einsicht sich treffen können.
Im vierten Teil beginnt das Thema, das uns als die Mitte dieses Buches gilt, die Er-
örterung des Reiches der Chiffern. Der Glaube versteht sich in einer Sprache, in der
Transzendenz spricht und angesprochen wird. Diese Sprache ist vielfältig und viel-
deutig.
Sie hat ihre Herrschaft in der Geschichte der Menschheit jederzeit in irgendeiner
Gestalt, bestimmt geformt oder verworren. Die Weise dieser Herrschaft aber ist grund-
sätzlich von zweierlei Art. Entweder erhebt die Transzendenz als Leibhaftigkeit ihren
Anspruch in der Welt, und dieser Anspruch wird, weil er leibhaftig ist, auch zur leib-
haftigen, physischen Gewalt, oder die der Leibhaftigkeit entkleideten Chiffern treffen
mit ihrer Sprache den Ernst der immer persönlichen Existenz. Entweder tritt der An-
spruch als festes Behaupten auf, dem anderes Behaupten kommunikationslos gegen-
übersteht, oder die Chiffern bleiben im Schweben, entkleidet auch der Allgemeingül-
tigkeit, erst recht der Absolutheit, und werden jeweils geschichtlich wirklich.
Das Reich der Chiffern wird seinem Wesen nach im vierten Teil gezeigt, im fünften
Teil als Kampf der Chiffern in konkreten Gestalten als Erscheinung existentieller Selbst-
vergewisserungen angeeignet. In diesem Teil möchte ich das Schwergewicht dessen
sehen, was in diesem Buch erörtert wird.
Im sechsten Teil wird die geistige Situation der Zeit zum Thema, unsere gegenwär-
tige Situation, in der wir dies alles denken. Wir stellen die Frage: haben die Befreiun-
gen, die vollzogen wurden, auch die Freiheit zur Folge?
40 Wir schließen im siebenten Teil mit der Frage, ob philosophischer | Glaube und Of-
fenbarungsglaube sich treffen können, ohne identisch zu werden. Wenn solches Tref-
fen möglich wäre, so jedenfalls nur durch uneingeschränkte Wahrhaftigkeit gegen
sich selbst und den anderen. Diese Wahrhaftigkeit ist keines Menschen Besitz. Um sie
muß ein jeder sein Leben lang mit sich selber kämpfen im Kampfe mit den anderen.
Nur in solcher Wahrhaftigkeit könnte erwachsen, was kein Kompromiß, keine Tole-
ranz und keine Intoleranz, kein schonendes Schweigen und kein plötzliches Urteilen
zu erreichen vermag, das Einmütigwerden von Menschen im nicht aufhörenden lie-
benden Kampf.
Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
39 philosophische Grund| Orientierung im Sein, im Hinblick auf Dasein, Bewußtsein,
Geist, auf Welt und Transzendenz, auf Existenz und Vernunft.
Dieses Grundwissen ist zwar nicht allgemeingültig wie wissenschaftliche Erkennt-
nisse; das zeigt sich daran, daß es bisher in keiner Gestalt allgemein verbreitet und ein-
mütig anerkannt wurde. Jedoch handelt es sich um ein Gebiet philosophischen Den-
kens, auf dem begründete Hoffnung auf Einmütigkeit der Menschen als Menschen
unsere Gedanken führt. Sie wäre das Medium der uneingeschränkten Kommunikation
ganz verschiedener Glaubens- und Lebensverfassungen. Sie selber ist zwar nie vollen-
det, sondern, wie Wissenschaften, auf dem Wege des Fortschreitens. Aber es wäre ein
immer noch werdendes philosophisches Grundwissen möglich als Raum, in dem alle
Weisen der Einsicht sich treffen können.
Im vierten Teil beginnt das Thema, das uns als die Mitte dieses Buches gilt, die Er-
örterung des Reiches der Chiffern. Der Glaube versteht sich in einer Sprache, in der
Transzendenz spricht und angesprochen wird. Diese Sprache ist vielfältig und viel-
deutig.
Sie hat ihre Herrschaft in der Geschichte der Menschheit jederzeit in irgendeiner
Gestalt, bestimmt geformt oder verworren. Die Weise dieser Herrschaft aber ist grund-
sätzlich von zweierlei Art. Entweder erhebt die Transzendenz als Leibhaftigkeit ihren
Anspruch in der Welt, und dieser Anspruch wird, weil er leibhaftig ist, auch zur leib-
haftigen, physischen Gewalt, oder die der Leibhaftigkeit entkleideten Chiffern treffen
mit ihrer Sprache den Ernst der immer persönlichen Existenz. Entweder tritt der An-
spruch als festes Behaupten auf, dem anderes Behaupten kommunikationslos gegen-
übersteht, oder die Chiffern bleiben im Schweben, entkleidet auch der Allgemeingül-
tigkeit, erst recht der Absolutheit, und werden jeweils geschichtlich wirklich.
Das Reich der Chiffern wird seinem Wesen nach im vierten Teil gezeigt, im fünften
Teil als Kampf der Chiffern in konkreten Gestalten als Erscheinung existentieller Selbst-
vergewisserungen angeeignet. In diesem Teil möchte ich das Schwergewicht dessen
sehen, was in diesem Buch erörtert wird.
Im sechsten Teil wird die geistige Situation der Zeit zum Thema, unsere gegenwär-
tige Situation, in der wir dies alles denken. Wir stellen die Frage: haben die Befreiun-
gen, die vollzogen wurden, auch die Freiheit zur Folge?
40 Wir schließen im siebenten Teil mit der Frage, ob philosophischer | Glaube und Of-
fenbarungsglaube sich treffen können, ohne identisch zu werden. Wenn solches Tref-
fen möglich wäre, so jedenfalls nur durch uneingeschränkte Wahrhaftigkeit gegen
sich selbst und den anderen. Diese Wahrhaftigkeit ist keines Menschen Besitz. Um sie
muß ein jeder sein Leben lang mit sich selber kämpfen im Kampfe mit den anderen.
Nur in solcher Wahrhaftigkeit könnte erwachsen, was kein Kompromiß, keine Tole-
ranz und keine Intoleranz, kein schonendes Schweigen und kein plötzliches Urteilen
zu erreichen vermag, das Einmütigwerden von Menschen im nicht aufhörenden lie-
benden Kampf.