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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0043
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XLII

Einleitung des Herausgebers

der Nachkriegszeit geschaffen.182 Unter der erklärten Absicht, die neuhumanistische
Bildungstradition einschließlich der Freiheit von Forschung und Lehre zu bewahren,
befasste sich der Studienausschuss darin mit Fragen der Vermehrung der Lehrkräfte,
der praxisorientierten Fachausbildung, der Berücksichtigung sozialer Umschichtun-
gen, der Auswahl der Studierenden aus allen Bevölkerungsschichten und der Einrich-
tung eines von einem Präsidenten geleiteten und mit umfassenden Befugnissen ausge-
statteten Hochschulrates. Während der Studienausschuss noch den Auftrag hatte,
die Möglichkeiten und Bedingungen einer Hochschulreform auf allgemeiner Ebene
auszuloten, widmeten sich die vier Jahre später von der Westdeutschen Rektorenkonfe-
renz ausgerichteten »Hinterzartener Arbeitstagungen« vorrangig den praktischen Fra-
gen ihrer Umsetzung.183 Die in diesem Rahmen eingesetzten Arbeitsausschüsse spra-
chen sich u.a. für die Implementierung von Hochschulbeiräten aus, denen allerdings
nur eine beratende Funktion zugedacht war.184 Ferner sah man die Einrichtung uni-
versitärer Pressestellen vor und befasste sich mit der Frage der zahlreich gewordenen
»Nichtordinarien«, die nach dem Krieg für die Lehre eingesetzt wurden, aber nach wie
vor unter prekären wirtschaftlichen Verhältnissen lebten.185 Um diesem Problem zu
begegnen, schlug man eine starke Vermehrung von Ordinariaten, Extraordinariaten,
Diätendozenturen und Assistenzstellen vor. Trotz hohem Aufwand und einer grund-
sätzlichen Aufgeschlossenheit gegenüber Reformen blieben aber die meisten Empfeh-
lungen zu vage, um sich einer politischen Umsetzung zu empfehlen.186
Erst die Forderungen der Folgekonferenz, der »Bad Honnefer Hochschultagung«
von 1955,187 stießen in der Wissenschaftspolitik auf Gehör und wurden z.T. in konkrete
Maßnahmen umgesetzt, mit denen besonders die Probleme des wissenschaftlichen
Nachwuchses und der Studentenförderung entschärft werden sollten.188 Den nach
dem »Hamburger Gutachten« wohl stärksten Einfluss auf den Reformdiskurs der Nach-
kriegszeit übte aber die vom »Hofgeismarer Kreis«189 ausgearbeitete und im Juli 1956

182 Vgl. J. Fischer: »Hochschulrevolution oder Hochschulreformen?«, in: Die Deutsche Universitätszei-
tung, Nr. 1 (1962) 28-32,31-32.
183 Die Tagungen waren 1954 vom Hochschulverband und der amerikanischen »Hohen Kommis-
sion« veranlasst worden (vgl. Westdeutsche Rektorenkonferenz [Hg.]: Dokumente zur Hochschul-
reform 1945-1959, bearbeitet von R. Neuhaus, Wiesbaden 1961, 629-630; ebd., Anm. 26).
184 Vgl. S. Paulus: Vorbild USA? Amerikanisierung von Universität und Wissenschaft in Westdeutschland
1945-19/6, München 2010,154.
185 Ebd., 155.
186 Ebd.
187 Die Hochschultagung wurde von der Westdeutschen Rektorenkonferenz und der Konferenz der
Kultusminister vom 19. bis 22.Oktober 1955 unter Mitwirkung des Hochschulverbandes durchge-
führt (vgl. Westdeutsche Rektorenkonferenz [Hg.]: Dokumente zur Hochschulreform, 631, Anm. 29).
188 S. Paulus: Vorbild USA?, 156.
189 Der »Hofgeismarer Kreis« bildete sich einer Selbstbeschreibung nach im Juli 1953 mit dem Ziel,
»in der Form einer freien Arbeitsgemeinschaft aus dem geistigen Erbe der deutschen Universität
heraus an einer gegenwartsnahen inneren und äußeren Erneuerung des Hochschulwesens mit-
 
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