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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0044
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Einleitung des Herausgebers

XLIII

veröffentlichte Denkschrift Gedanken zur Hochschulreform* * * * * 190 aus. Die Autoren plädie-
ren darin für eine Beibehaltung der Gliederung nach Fakultäten und die Berücksich-
tigung der »vornehmsten Aufgabe der Hochschule«, der Bildung einer »kleinen Zahl
junger Menschen«, die reif genug sind, die akademische Freiheit voll zu nutzen. Aller-
dings mahnen sie gleichzeitig, die Hochschule dürfe nicht länger die Berufsvorbil-
dung der großen Mehrheit der Studienabgänger vernachlässigen, da die Gesellschaft
auf diese Akademiker angewiesen sei.191 Beiden Gruppen müsse folglich durch eine
überlegte Neugliederung und Stufung des Unterrichts ebenso wie durch einen Neu-
aufbau des Lehrkörpers Rechnung getragen werden.192 Für eine der wichtigsten Maß-
nahmen einer Hochschulreform erachten die Autoren die Implementierung einer bes-
seren Arbeits- und Funktionsteilung in die Universitäten. Sie fordern eine Entlastung
der Lehrkräfte von technischen Funktionen und Verwaltungsaufgaben und sehen die
Bildung einer neuen Gruppe mit den Schwerpunkten der methodischen Schulung
und Berufsvorbildung innerhalb des Lehrkörpers vor.193 Auch wenn die Gedanken des
Hofgeismarer Kreises als eines der ambitioniertesten und aussichtsreichsten Konzept-
papiere der ipsoer-Jahre angesehen wurden und Jaspers Rossmann aus diesem Grund
darum bat, einen programmatischen Gegenentwurf zu entwickeln,194 blieben auch
sie weitgehend folgenlos.195 Jaspers gaben die genannten Reformimpulse indes Anlass,

zuarbeiten« (L. Raiser: Die Universität im Staat [Schriften des Hofgeismarer Kreises], Heidelberg
1958, Coverinnenseite). Anfang Januar 1954 fand die erste Arbeitstagung des Kreises in der Evan-
gelischen Akademie in Hofgeismar statt, der weitere folgten. Im Juli 1956 veröffentlichte der »Hof-
geismarer Kreis«, dem u.a. Max Horkheimer und Helmuth Plessner angehörten, die Denkschrift
Gedanken zur Hochschulreform. Neugliederung des Lehrkörpers (Göttingen 1956).
190 Ebd.; eine Zusammenfassung der in Gedanken zur Hochschulreform geäußerten Positionen durch
Rossmann findet sich in: Die Idee der Universität [1961], in diesem Band, 440.
191 Hofgeismarer Kreis (Hg.): Gedanken zur Hochschulreform, 15.
192 Ebd., 16.
193 Ebd., 33.
194 In einem Brief vom 6. August 1959 spricht Rossmann davon, dass »der einzige allgemein konstruk-
tive Reformvorschlag [...] bisher immer noch der des Hofgeismarer Kreises« sei: »Hier wird der
Versuch gemacht, aus der gegenwärtigen Situation bestimmte Konsequenzen zu ziehen, leider,
wie ich meine, trotz mancher guter Einzelvorschläge im Ganzen nicht zum Guten. Die Tendenz
geht praktisch auf eine Trennung von Forschung und Lehre mit dem Ziel einer in sich komplet-
ten schulmäßigen Wissenschaftsorganisation. [...] Der Denkschrift des »Hofgeismarer Kreises<
kommt insofern besondere Bedeutung zu, als sie stillschweigend sowohl von der Kultusminister-
konferenz wie vom Wissenschaftsrat und dem Hochschulverband wirklich als das einzige konstruk-
tive Modell angesehen wird. Ich glaube, man kann hier nur ganz entschieden >Nein< sagen«.
Jaspers bat Rossmann in einem Antwortbrief zwei Tage später darum, ein Programm zu entwer-
fen, das dem Hofgeismarer Entwurf entgegengestellt werden könne (Jaspers an Rossmann, 8. Au-
gust 1959, DLA, A: Jaspers).
195 Vgl. hierzu:). Fischer: »Hochschulrevolution«, 29; A. Natan: »Dokumente zur Hochschulreform.
Einige kritische Bemerkungen aus England zu einer Veröffentlichung der Westdeutschen Rekto-
renkonferenz«, in: Die Deutsche Universitätszeitung, Nr. 1 (1962) 33; W. Mommsen: »Eine echte Re-
form wurde bisher vertagt«, in: ebd., Nr. 12 (1962) 3-8.
 
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