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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0457
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382

Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]

166

| Zweiter Teil
VON
Kurt Rossmann

Von der Notwendigkeit,
den Bedingungen und den Möglichkeiten
DER DEUTSCHEN UNIVERSITÄTSREFORM

Einleitung
Die politische Bedeutung der Reform
Das Postulat der Wiedergewinnung der Idee der Universität in neuer Gestalt kann kei-
nen restaurativen Sinn, sondern nur den Sinn einer Neuschöpfung haben. Es hat sei-
nen Rechtsgrund in der Frage nach einer dem Geist der modernen Wissenschaft ge-
nuinen Organisationsform. Damit aber ist es zugleich ein politisches Postulat, das auf
nichts geringeres zielt als die Verwirklichung einer Universität, die das lebendige gei-
stige Zentrum einer freien menschlichen Welt in allen ihren politischen und gesell-
schaftlichen Daseinsformen zu sein vermag.
Die Universität in ihrer bei uns überlieferten Gestalt bildet trotz ihrer ehrwürdigen
Tradition diese Mitte nicht mehr und hat es in einem der modernen Wissenschaftlich-
keit entsprechenden Sinne bisher nur in Ansätzen getan. Ihre institutionelle Form ent-
stammt dem Mittelalter. Die kirchlich-theologische Weltauslegung bestimmte den Be-
reich ihrer Aufgaben und ihre organisatorische Struktur. Damit hatte sie ein in sich
geschlossenes mythologisches Weltbild zur Voraussetzung. Es ist das antike, nach dem
Maßstab der modernen Wissenschaft unwissenschaftliche, am Denken nach dem Au-
genschein orientierte Weltbild in christlicher Umdeutung. Mit dessen Desillusionie-
167 rung | begann der Weg der modernen Wissenschaft. So galt sie den Theologen als glau-
bensfeindliche Macht.
Nicht aber als eine den Glauben zerstörende, sondern als eine den lebendigen
Wahrheitsglauben selber bezeugende und zur Geltung bringende Macht ist die mo-
derne Wissenschaft in Erscheinung getreten. Sie ist nicht nur auf dem biblisch-christ-
 
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