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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0456
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Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]

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deutschen Mittelstandes hat dem früheren Daseinstypus der Studenten und Dozen-
ten den Boden entzogen (außer in Resten, die für die Gesamtstruktur der Universität
nicht mehr bestimmend sind).
1945 konnte man in Deutschland sagen: Forschung und Studium können mit re-
duzierten Mitteln sich vielleicht einrichten und leben, unter einem Minimum tritt
einfach das Ende ein. Es gilt für den einzelnen wie für die Universität Nietzsches Wort:
es sei kein großer Unterschied, ob einer 300 oder 3000 | Taler Renteneinkommen habe, 165
jedoch sei es ein die Existenz entscheidender Unterschied, ob er nichts oder 300 Taler
habe.98 Heute ist das ganz anders geworden. Die Mittel sind infolge der unerwarteten
neuen Wirtschaftsblüte der Möglichkeit nach groß. Aber keineswegs hat sich der frü-
here Zustand wiederhergestellt. Die Gründung des Nachwuchses auf eine breite wohl-
habende Schicht ist ausgeschlossen.
Wir sind am Ende der Darstellung der Idee. Unser Weg führte von der Frage nach dem
Wesen der Wissenschaft über die Aufgaben der Universität und ihre Einrichtung bis
zu den Daseinsvoraussetzungen in den gegebenen Menschen, in Staat und Gesell-
schaft, in den ökonomischen Grundlagen.
Die Mannigfaltigkeit der Gesichtspunkte kann ablenken von dem Einen, auf das
alles ankommt, der Universitätsidee als solcher, in der und aus der zu leben den Sinn
der Hochschule ausmacht. Die Idee war nicht in einigen Formulierungen fertig vor
Augen zu stellen, sondern indirekt zu erwecken. Sie soll den Maßstab geben für die Be-
urteilung aller besonderen Realitäten der Institution und ihrer Daseinsnotwendigkei-
ten. Man kann sie niemandem vermitteln, der sie nicht verborgen schon mitbringt.
Wir können nur klären, was uns gemeinsam ist.
Wir wissen, daß an die Verwirklichung der Idee der Universität in ständig sich wan-
delnder Gestalt das Leben der zur Erscheinung drängenden Wahrheit im Ganzen ge-
bunden ist. Möge dieser Verwirklichung ein Raum vergönnt bleiben, in dem sich be-
währen darf, was jederzeit, im Glück und im Verhängnis, unser redlichstes Bemühen
sein kann. Die Rückkehr zu unseren besten zeitlos gültigen Überlieferungen durch ge-
genwärtige Neuschöpfung ist eine Schicksalsfrage unseres geistigen Lebens überhaupt.
Wir, jeder Dozent und jeder Student, tragen die Verantwortung für das, was aus uns
werden soll. Nur unser Ernst kann durch Urteil, Entschluß, nicht durch bloße Arbeit,
an dem Ort, an den der Einzelne gestellt ist, noch verwirklichen, was in Bezug auf das
Ganze möglich ist.
Wir versuchen in einem zweiten Teil aus dem Raum der Idee der Universität her an
dort gewonnenen Maßstäben die große Reihe der Fragen zur gegenwärtigen Universi-
tätsreform zu erörtern.
 
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