Die Idee der Universität [1946]
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| II. Die Aufgaben der Universität 3s
Aufgabe der Universität ist die Wissenschaft. Aber Forschung und Lehre der Wissen-
schaft dienen der Bildung geistigen Lebens als Offenbarwerden der Wahrheit.
Die Aufgabe läßt sich daher als Forschung, als Lehre, als Bildung (Erziehung) fas-
sen. Wenn jede dieser drei Aufgaben für sich erörtert wird, so zeigt sich zugleich deren
unlösbare Einheit (4. Kapitel).
Die Erfüllung dieser Aufgabe ist gebunden an die Kommunikation zwischen den
denkenden Menschen, der Forscher untereinander, der Lehrer und Schüler, der Schü-
ler untereinander, und je nach der geistigen Lage aller mit allen. Der Sinn dieser Kom-
munikation, ihrer Gestaltungen und ihrer Freiheit als der Mitte des Universitätslebens
ist zu vergegenwärtigen (5. Kapitel).
Die Aufgabe der Universität wird erfüllt im Rahmen einer Institution, die mit den
Daseinsbedingungen zugleich Formen für die Arbeit und die Verwaltung gestaltet. Das
Institutionelle ist ebenso unerläßlich wie es ständige Gefahr ist (6. Kapitel).
Die Wissenschaft ist ihrem Sinne nach ein Ganzes. Mögen die Wissenschaften zer-
streut entstehen und jederzeit auch zerfallen, sie suchen sich doch wieder im Kosmos
der Wissenschaften. Die Universität ist gegliedert in einer Weise, die eine Repräsenta-
tion der Gesamtheit der Wissenschaften bedeutet (7. Kapitel).
Viertes Kapitel
Forschung. Erziehung (Bildung). Unterricht
Der Student kommt zur Universität, um Wissenschaften zu studieren und sich für ei-
nen Beruf vorzubereiten. Trotzdem Aufgabe und Situation scheinbar klar sind, ist der
Student oft ratlos. Zunächst überwältigt ihn die Menge des Lernbaren, er fragt, worauf
es vor allem ankommt. Einführungs| Vorlesungen, Übungskurse, Studienpläne helfen 39
nur zum Teil über diese Schwierigkeiten hinweg; letzthin muß er sich in der Welt der
Vorlesungen und Übungen doch selbst zurechtfinden.
Aber der Student erwartet von der Universität mehr. Zwar studiert er ein Fach und
denkt an einen Beruf, jedoch die Universität, ihm in ihrem ererbten Glanz erschei-
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| II. Die Aufgaben der Universität 3s
Aufgabe der Universität ist die Wissenschaft. Aber Forschung und Lehre der Wissen-
schaft dienen der Bildung geistigen Lebens als Offenbarwerden der Wahrheit.
Die Aufgabe läßt sich daher als Forschung, als Lehre, als Bildung (Erziehung) fas-
sen. Wenn jede dieser drei Aufgaben für sich erörtert wird, so zeigt sich zugleich deren
unlösbare Einheit (4. Kapitel).
Die Erfüllung dieser Aufgabe ist gebunden an die Kommunikation zwischen den
denkenden Menschen, der Forscher untereinander, der Lehrer und Schüler, der Schü-
ler untereinander, und je nach der geistigen Lage aller mit allen. Der Sinn dieser Kom-
munikation, ihrer Gestaltungen und ihrer Freiheit als der Mitte des Universitätslebens
ist zu vergegenwärtigen (5. Kapitel).
Die Aufgabe der Universität wird erfüllt im Rahmen einer Institution, die mit den
Daseinsbedingungen zugleich Formen für die Arbeit und die Verwaltung gestaltet. Das
Institutionelle ist ebenso unerläßlich wie es ständige Gefahr ist (6. Kapitel).
Die Wissenschaft ist ihrem Sinne nach ein Ganzes. Mögen die Wissenschaften zer-
streut entstehen und jederzeit auch zerfallen, sie suchen sich doch wieder im Kosmos
der Wissenschaften. Die Universität ist gegliedert in einer Weise, die eine Repräsenta-
tion der Gesamtheit der Wissenschaften bedeutet (7. Kapitel).
Viertes Kapitel
Forschung. Erziehung (Bildung). Unterricht
Der Student kommt zur Universität, um Wissenschaften zu studieren und sich für ei-
nen Beruf vorzubereiten. Trotzdem Aufgabe und Situation scheinbar klar sind, ist der
Student oft ratlos. Zunächst überwältigt ihn die Menge des Lernbaren, er fragt, worauf
es vor allem ankommt. Einführungs| Vorlesungen, Übungskurse, Studienpläne helfen 39
nur zum Teil über diese Schwierigkeiten hinweg; letzthin muß er sich in der Welt der
Vorlesungen und Übungen doch selbst zurechtfinden.
Aber der Student erwartet von der Universität mehr. Zwar studiert er ein Fach und
denkt an einen Beruf, jedoch die Universität, ihm in ihrem ererbten Glanz erschei-