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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0306
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Hochschulreform? Das Gutachten des Hamburger Studienausschusses

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lieh, aber es wäre eine universale Botanik, Zoologie, Biologie aus ordnenden Ideen als
eine universale, in alle Richtungen gehende, im Grundsätzlichen nichts auslassende
Erkenntnis, eine Gestaltwerdung von Wissenschaften gerade in Deutschland möglich,
auf eine für die Welt unersetzliche Weise.
Die Geisteswissenschaften sind zwar in bezug auf ihre kritischen Methoden, das
heißt im Unterbau ihres Erkennens, der in der Ebene zwingender Wissenschaft bleibt,
in der Kontinuität der Überlieferung vortrefflich geborgen, bedürfen aber nach den
Katastrophen einer vielfach bis in den Grund gehenden Neuschöpfung ihres Gehalts,
für Deutschland insbesondere für die Geschichte. Daß Alfred Weber noch unter den
Lebenden weilt in geistig jugendlicher Frische, könnte ein Ansporn sein. Aber es kann
manchmal scheinen, als drängten sich jetzt schon wieder alte Denkgewohnheiten und
Bilder der Geschichte vor, die verführen zum geistig bequemen Hineingleiten in starre
Bahnen. Da hilft keine Institution, keine Verwaltungsregelung. Es kommt darauf an,
daß man den Sinn für Rang und Persönlichkeit der Forscher und Lehrer hat, der nicht
durch den öffentlichen modischen Ruhm in der Presse bestimmt wird. In jedem Ge-
spräch der mit der Verwaltung beschäftigten Persönlichkeiten sollte der Sinn für die
geistige Aristokratie gesteigert werden und der Sinn für die Kostbarkeit Einzelner. Es ist
diese Aristokratie, die nicht auf Geburt, nicht auf Politik und Kirchlichkeit beruht, son-
dern auf geistigen Leistungen, die trotz Jugend für Sachkundige oft schon im Ansatz,
wenn auch immer ungewiß, erkennbar sind. Damit sie wachsen und zur Geltung kom-
men können, brauchen die Universitäten Ruhe in der Verwaltungstechnik und im Ma-
teriellen, - aber die Unruhe, die äußerste Unruhe im Geistigen selbst.
| Man kann nicht genug betonen, daß die eigentliche Reform der Hochschule eine
geistige Wiedergeburt bedeutet, die sich in geistigen Werken zeigen muß. Nicht genug
kann man das Bewußtsein dessen stärken und jeden Ansatz schaffender Leistung er-
mutigen, nicht genug die Bequemlichkeit des Gewohnten und die Selbstsicherheit
überlieferter Haltung bekämpfen.
Von all dem handelt das Gutachten nicht. Man weiß nicht, wie es darüber denkt.
Da das Gutachten praktisch sein will, verzichtet es nicht nur auf die Entfaltung der
Idee der Universität. Es verschweigt auch die Notwendigkeit der deutschen Wiederge-
burt. Nur in wenigen, ungemein vorsichtigen, zuweilen mehrdeutigen Sätzen wird die
Idee berührt. Dabei wirkten einige Bemerkungen, wie mir scheint, durch ihre mögli-
che Interpretierbarkeit bedrohlich. Wenn über die Freiheit von Forschung und Lehre
gesprochen wird, heißt es, »daß es eine innere Grenze dieser Freiheit gibt, die nicht
überschritten werden darf. Diese innere Grenze ist bestimmt durch die verantwortli-
che Gebundenheit aller wissenschaftlichen Forschung und Lehre an die Rücksicht auf
den Mitmenschen. Wann diese Grenze überschritten wird, läßt sich nicht allgemein
festlegen, sondern kann nur im konkreten Einzelfall entschieden werden.«314

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