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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0455
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38o

Die Idee der Universität. Für die gegenwärtige Situation entworfen [1961]

hat sich dankbar zu erweisen durch ihr Dasein und ihre Leistungen. Aber sie hat sich
auch persönlich dankbar gezeigt durch Verleihung von Titeln. Es ist nicht zu leugnen,
daß die Erwerbung von Titeln manchen großzügigen souveränen Stiftern unerheblich
ist, anderen aber der Erwerb vor allem des Doctor honoris causa erwünscht ist, und
daß die Chancen zu solchem Erwerb einen Anreiz für Schenkungen bilden. Um den
Doktortitel allein für wissenschaftliche Verdienste zu bewahren, haben die Universi-
täten um sie verdiente Männer zu Ehrenbürgern und Ehrensenatoren ernannt. Es sind
das heikle Fragen, bei denen zur Wahrung von Ehre und Würde alles stillschweigend
zu geschehen pflegt. Für die Universitäten kommt es letzthin auf die Höhe der Ge-
schenke an. Der Unterschied der Quantität bedeutet auch einen der Qualität. Früher
haben die Universitäten Fürsten zu Rektoren gehabt, weil der Staat die Existenz der
ganzen Universität begründete. Wenn ein Trustmagnat100 eine Universität durch eine
Stiftung völlig auf eigene Füße stellen würde, wäre kein Grund zu sehen, diesen Ma-
gnaten nicht auch zum Rektor zu machen (die faktischen Geschäfte würde wie zu Zei-
ten der Fürsten der Prorektor übernehmen). Bei nicht die Gesamtexistenz begründen-
den Stiftungen aber liegt die Situation anders als bei einem bloßen Titelkauf, wenn
eine angesehene Persönlichkeit durch längere Zeit sich immer von neuem mit erheb-
lichen Geschenken in offenbarem Interesse um die Universität Verdienste erwirbt.
164 | Diese seltenen Fälle auch beim Fehlen eigentlicher Forschungsleistungen ein für al-
lemal vom Doctor honoris causa auszuschließen, wäre vielleicht ein der Not der Uni-
versität inadäquater Scheinidealismus. Allerdings ist der Mißbrauch gefährlich. Hier
ist immer die Grenze nahe, wo die Ehre der Universität auf dem Spiel steht.
b) Der frühere ökonomische Zustand für den akademischen Nachwuchs
Bei uns war es bis zum ersten Weltkrieg so:
Die Studenten lebten von dem Wechsel, den ihnen Eltern oder Verwandte gaben.
Sie hatten normalerweise genug zum Leben. »Werkstudenten«414 gab es verschwindend
wenige. Das bedeutete eine große Freiheit. Nichts Schöneres als das Studentenleben!
Keine ständigen Belastungen mit den Eingaben, der Unterziehung unter erbetene Gut-
achten und Prüfungen, keine Sorgen als allein die durch das Abschlußexamen, die aber
nichts als Fleiß und Strenge der freien Arbeit forderte.
Der Nachwuchs der Privatdozenten riskierte auf eigene Gefahr die Laufbahn, lebte
von mehr oder weniger kleinen Renteneinkommen und wurde getragen von der frü-
her breiten Schicht der Besitzer kleiner Vermögen. Das Motiv war vorwiegend das reine
wissenschaftliche Interesse, das Berufensein zur Wissenschaft. Nur ein Teil erreichte
das Ziel des beamteten Professors.
Die Auswahl der Studenten und Dozenten geschah also aus einer zwar »plutokra-
tisch« begrenzten, aber doch relativ großen Masse von Menschen. Diese Schicht maß-
voller Wohlhabenheit trug die finanzielle Existenz von Studenten und Privatdozen-
ten. Das war einst eine Gegebenheit, die heute verloren ist. Die Expropriation des
 
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