Metadaten

Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0537
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4Ö2

Stellenkommentar

27 Dieser Begriff ist als philosophischer Terminus nicht bekannt. Der Künstler Paul Klee (1879-
1940) fertigte 1921 eine Lithographie mit dem Titel »Pathos der Fruchtbarkeit« an. Ob Jas-
pers’ Begriff von diesem Werk inspiriert ist, lässt sich nicht nachweisen.
28 Jaspers rekurriert hier auf Friedrich Nietzsche, bei dem von einem »Pathos der Wahrheit
und Wahrhaftigkeit« die Rede ist (Nachgelassene Fragmente Sommer 18/2 bis Ende 1974, KGW
III/4, 74)-
29 Der Ausdruck »Wille zur Objektivität« war im wissenschaftlichen Diskurs des 19. und be-
ginnenden 20. Jahrhunderts weit verbreitet, ohne dass er sich verlässlich einem bestimm-
ten Autor zuordnen ließe. Von einem »Willen zur Wahrheit« ist bei Friedrich Nietzsche die
Rede, der ihn folgendermaßen charakterisiert: Er bedeute »nicht >ich will mich nicht täu-
schen lassem, sondern [...] >ich will nicht täuschen, auch mich selbst nicht<« (Die fröhliche
Wissenschaft, KGW V/2, 258).
30 Dieser Gedanke steht augenscheinlich in Zusammenhang mit Jaspers’ Nietzsche-Rezep-
tion. Nietzsche hatte in Morgenröthe geschrieben: »[D]ie anderen suchen Heilmittel für
sich, mögen sie noch so stolz über ihren Intellect und dessen Freiheit denken, - sie suchen
nicht die Wahrheit. Daher kommt es, dass diese Anderen so wenig ächte Freude an der Wis-
senschaft haben und ihr Kälte, Trockenheit und Unmenschlichkeit zum Vorwurf machen:
es ist diess das Urtheil der Kranken über die Spiele der Gesunden« (KGW V/i, 265).
31 Unter einem »Weltbild« versteht Jaspers in seiner Psychologie der Weltanschauungen »die Ge-
samtheit der gegenständlichen [geistigen] Inhalte, die ein Mensch hat« (ebd., 141). Einen be-
sonderen psychologischen Stellenwert nimmt das Weltbild als »Gehäuse« ein, mit dem das
Weltbild als Sinn- und Deutungsmuster vermittelnder kultureller Interpretationshorizont
akzentuiert wird (vgl. Stellenkommentar Nr. 36).
32 Vgl. Einleitung zu diesem Band, Fußnote Nr. 55.
33 Die Textstelle, der Jaspers diesen Ausdruck entnimmt, lautet vollständig: »Wem ein thätiger
und stürmereicher Morgen des Lebens beschieden war, dessen Seele überfällt um den Mit-
tag des Lebens eine seltsame Ruhesucht, die Monden und Jahre lang dauern kann. Es wird
still um ihn, die Stimmen klingen fern und ferner; die Sonne scheint steil auf ihn herab. Auf
einer verborgenen Waldwiese sieht er den grossen Pan schlafend; alle Dinge der Natur sind
mit ihm eingeschlafen, einen Ausdruck von Ewigkeit im Gesichte - so dünkt es ihm. Er will
Nichts, er sorgt sich um Nichts, sein Herz steht still, nur sein Auge lebt, - es ist ein Tod mit
wachen Augen« (Menschliches, Allzumenschliches. Zweiter Band, KGW IV/3, 328).
34 Im Gegensatz zum »Weltbild« (vgl. Stellenkommentar Nr. 31) versteht Jaspers unter einer
»Weltanschauung« die individuelle Weise des Umgangs mit Weltbildern, die sich im Wech-
selspiel zwischen »subjektiver« Einstellung und »objektivem« Weltbild vollzieht. Da sich
in diesem Verhältnis eine geistige Richtung für die Weltorientierung und das Handeln des
Einzelnen herausbildet, spricht Jaspers auch von einem sinnerfüllten »Halt«, den der
Mensch durch die vermittelnde Kraft zwischen Einstellung und Weltbild erfahre (vgl. Psy-
chologie der Weltanschauungen, 1,304, 314).
35 Die Forderung »sapere aude!« geht auf einen Brief des römischen Dichters Horaz (eigtl. Quin-
tus Horatius Flaccus, 65-8 v.Chr.) an Lollius Maximus zurück, in dem es heißt: »Dimidium facti,
qui coepit, habet: sapere aude, incipe« (Horaz: Satiren und Episteln, lat. und dt. von O. Schönber-
ger, 2. erweiterte Auflage, Berlin 1991,158). Durch I. Kant und seine Interpretation »habe Muth
dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!« wurde der Ausdruck zum Leitspruch der Aufklä-
rungsbewegung (vgl. I. Kant: »Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?«, AA VIII, 35).
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften