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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0573
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Stellenkommentar

versität erlassen. Gegenüber der 1088 gegründeten Universität Bologna, die v.a. die Ausbil-
dung von Juristen in den Vordergrund stellte, lag der Schwerpunkt in Paris auf Philosophie
und Theologie. Ihre frühe Blüte erlebte die Universität im 13. Jh. mit den Scholastikern Al-
bertus Magnus, Bonaventura, Boetius von Dacien und Thomas von Aquin (vgl. J. Verger:
»Grundlagen«, bes. 61-62; H. A. Koch: UGI, bes. 26-42). Jaspers war 1959 die Ehrendoktor-
würde der Universität Paris verliehen worden.
372 Vgl. hierzu K. Jaspers: Von der Wahrheit, 158-161. Jaspers hat die »Periechontologie« als
»Lehre von den Weisen des Umgreifenden« nach Vorarbeiten in Vernunft und Existenz und
Existenzphilosophie vor allem im ersten Band seiner »Philosophischen Logik«: Von der Wahr-
heit, als Gegenkonzept zur Ontologie entfaltet.
373 Dieser Abschnitt ist von »Die mittelalterliche Universität« an bis hierher aus dem Aufsatz
»Das Doppelgesicht der Universitätsreform«, in diesem Band, 243-245, übernommen.
374 Vgl. zur Humboldtuniversität: Einleitung zu diesem Band, Lußnote Nr. 7.
375 Die These von einer »Ohnmacht des Geistes« wurde zuerst von Max Scheier in seiner anth-
ropologischen Spätschrift Die Stellung des Menschen im Kosmos [1928] vertreten (GW 9, 46).
Scheier sah den Geist als von sich aus kraftloses Moment menschlichen Seins an, das erst
durch den sublimierten, triebhemmenden Drang belebt wird. Kurt Lenk hat in seinem Buch
Von der Ohnmacht des Geistes. Darstellung der Spätphilosophie Max Scheiers (Tübingen 1959)
den Zusammenhang der anthropologischen These von der Ohnmacht des Geistes und der
Geschichtsphilosophie Scheiers herausgearbeitet und kam dabei zu dem Ergebnis, dass
Scheiers Konzept eine Entfaltung des Geistigen nur innerhalb enger, von den jeweiligen
historischen Realfaktoren gegebener Spielräume erlaubt, und Scheier insofern eine gera-
dezu fatalistische Geschichtsauffassung vertritt (ebd., 18). Die zeitliche Nähe von Lenks
und Jaspers’ Veröffentlichungen legt nahe, dass Jaspers mit seiner Bemerkung auf die Er-
gebnisse von Lenks Arbeit anspielt.
376 Die Wendung findet sich in Nietzsches Ecce homo aus dem Jahr 1889. Dort heißt es: »Die
stillsten Worte sind es, welche den Sturm bringen, Gedanken, die mit Taubenfüssen kom-
men, lenken die Welt -« (KGW VI/3, 257).
377 Das Zitat stammt aus einer unveröffentlichten Abschiedsrede Max Webers, die er ein Jahr
nach seinem psychischen Zusammenbruch 1899 anlässlich seiner Befreiung von Lehrver-
anstaltungen gehalten hatte. Das Zitat ist durch Jaspers überliefert (vgl. K. Jaspers: Max We-
ber. Politiker, Forscher, Philosoph [1932], 8).
378 Jaspers wendet den auf Alfred Weber zurückgehenden und von Karl Mannheim 1929 in
Ideologie und Utopie zu einem zentralen soziologischen Begriff ausgebauten Ausdruck hier
im Sinne der geschilderten soziologischen Anschauung. Als »freischwebende Intelligenz«
bezeichnet Mannheim eine gebildete Schicht der »Intelligenz«, die durch eine relative Un-
abhängigkeit gegenüber tradierten kulturellen Konventionen, Anschauungen und Klassen-
zugehörigkeiten ausgezeichnet ist, somit nach Mannheim ohne weltanschauliche Rücken-
deckung frei über den Dingen schwebt und als ungebunden, kritisch und weltoffen gelten
kann (vgl. Ideologie und Utopie, Frankfurt a.M. 8i995, 137-139). Jaspers’ Aussage folgt dem
Gedanken, dass eine von der »Ohnmacht des Geistes« überzeugte und sich dem soziologi-
schen Determinismus hingebende »freischwebende Intelligenz« den jeweiligen politischen
Mächten in die Hände spielt und die politische Instrumentalisierung der gesamten Intel-
ligenz vorbereitet. Mannheim war Jaspers persönlich aus dessen Zeit als Privatdozent in
Heidelberg (1926-1930) bekannt.
 
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