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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 21): Schriften zur Universitätsidee — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51221#0572
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Stellenkommentar

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Universitätsschrift aufgekommene »Kuba-Krise« vom Oktober 1962, bei der die sowjetische
Führung atomare Mittelstreckenraketen auf der Insel stationieren ließ und es beinahe zu
einem nuklearen Schlagabtausch gekommen wäre, dokumentiert die Realitätsnähe der von
Jaspers skizzierten Bedrohung.
Diesen Absatz hat Jaspers unverändert seinem erstmals 1960 erschienenen Aufsatz »Das
Doppelgesicht der Universitätsreform« entnommen (in diesem Band, 241-253,248).
Diese These hat Jaspers erstmals in »Das Doppelgesicht der Universitätsreform« vertreten
(in diesem Band, 248). Sie gründet in seiner Auffassung eines wechselseitigen Abhängig-
keitsverhältnisses von Wahrheit, Freiheit und Friede, das er durch die Auflösung der akade-
mischen Freiheit gefährdet sieht (vgl. hierzu: K. Jaspers: »Wahrheit, Freiheit und Friede«
[1958], bes. 45-47, 53).
Diese Textpassage wurde fast wörtlich aus »Das Doppelgesicht der Universitätsreform«
übernommen (vgl. ebd., 248).
Vgl. hierzu: K. Jaspers: »Wahrheit, Freiheit und Friede«.
Indem Jaspers die Selbstbehauptung von Volk und Staat an die Freiheit koppelt und er diese
durch Wahrheit begründet sieht, bildet die Universität als Ort der Wahrheitssuche aus Jas-
pers’ Sicht die Grundlage für die Selbstbehauptung einer freiheitlichen demokratischen
Grundordnung. Jaspers bringt dies in dem Satz zum Ausdruck: »Erst in der Hingabe an
Wahrheit ist erfüllte Freiheit möglich. Kein Friede ohne Freiheit, aber keine Freiheit ohne
Wahrheit [...]. Freiheit ist leer, wenn nicht die Wahrheit gemeint ist, der sie entspringt und
der sie dient« (»Wahrheit, Freiheit und Friede«, 45-46).
Vgl. Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Artikel 5, Absatz 3.
Vgl. Einleitung zu diesem Band, Fußnote Nr. 136.
Jaspers hat sich im Anhang der Psychologie der Weltanschauungen ausführlich mit Kants Ide-
enlehre auseinandergesetzt (vgl. ebd., 463-486). Dort greift Jaspers Kants Begriff der Idee
als reinen Vernunftbegriff mit regulativer Funktion auf. Bezogen auf den hier genannten
Ursprung heißt es: »Es sind z.B. die Ideen von Seele, Welt, Gott. Sie können nicht anschau-
lich gegeben werden, weil sie sich auf das Ganze beziehen, während der Anschauung im-
mer nur Einzelnes gegeben wird; weil sie sich auf das Unbedingte beziehen, während alles
Anschauliche in der Reihe des Bedingten steht; weil sie sich auf das Unendliche beziehen,
während aller Inhalt unserer Anschauung endlich ist« (465).
Hierzu zählt neben dem Fragment »Über die innere und äussere Organisation der höheren
wissenschaftlichen Anstalten in Berlin« vor allem die Dokumentensammlung »Zur Grün-
dung der Universität Berlin« (in: GS X, 250-260,139-160).
Diese Bemerkungen tragen starke autobiographische Züge. So schreibt Jaspers in seiner Phi-
losophischen Autobiographie: »Die Universität war mir, seitdem ich in der Kindheit zuerst
ahnungsvoll von ihr hörte, eine Instanz der Wahrheit schlechthin«, und: »Seit meiner Stu-
dentenzeit war mir die Universität die Institution, zu der ich mich gehörend fühlte [...]. Das
Haus, die Räume, die Formen der Überlieferung waren mir ein Gegenstand der Pietät« (ebd.,
57,54)-
Die Universität Paris gilt zusammen mit Bologna und Oxford als eine der ersten europäi-
schen Universitäten und war aus einem Zusammenschluss mehrerer geistlicher Schulen,
u.a. der bedeutsamen Kathedralschule vonNotre Dame hervorgegangen. König Philippe II.
hatte sie 1200 als »universitas magistrorum et scholarium« (»Vereinigung von Lehrern und
Scholaren«) anerkannt; 1215 und 1231 wurden durch den Papst die ersten Statuten der Uni-
 
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