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Die Trugwahrnehmungen
Kanonendonner. Diese Phänomene werden als Hyperästhesie zusammengefaßt, für die
vielfältige Beobachtungen mitgeteilt sind1.594 Sehen wir uns aber diese genauer an, so
finden wir neben solchen, die wir eben durch Beispiele belegten, auch solche folgen-
der Art: alle Geräusche sind lästig, durch jede Gehörswahrnehmung wird das Ohr mal-
trätiert, jeder Vorgang in der Umgebung berührt den Kranken schmerzlich. Diese
Erscheinungen sind gewiß von den vorhergehenden als etwas ganz Verschiedenes zu
unterscheiden. Als Hyperästhesie wird also beschrieben: i) eine wirkliche Intensitätsver-
stärkung der Empfindungselemente bei gleichen Reizen, 2) eine abnorme Gefühlswir-
kung von Wahrnehmungen, welche der Intensität nach unverändert sind. - Beachten
wir diesen Unterschied, so sind Beobachtungen folgender Art in ihrer Deutung zwei-
felhaft. Ein paranoischer Kranker sagt: »Sie machen mir grelles Gehör, daß auf ein
Geräusch mir Schaudern durch Mark und Bein fährt« (Dees).595 Oder man hört von
rekonvaleszenten Kranken, daß die halluzinatorischen Bilder ihnen noch schärfer,
gleichsam wirklicher erschienen seien als die normale Wahrnehmung (Sandberg).596
Es ist wohl zweifelhaft, ob in solchen Fällen Intensitätsveränderungen der Empfindun-
gen oder abnorme Wirkungen der der Intensität nach unauffälligen Empfindungen
vorliegen. - Eine Hyperästhesie des Gehörorgans im Sinne einer Tieferlegung der Reiz-
schwelle ist bei einigen Kranken mit dem elektrischen Strom nachgewiesen (Jolly,597
Chvostek598 u.a.). -
25p | Eine Verschiebung der EmpfindungsguczZztät bei gleichbleibender gegenständli-
cher Wahrnehmung, so daß die Qualität nicht dem Reize entspricht, ist vorwiegend
beim Gesichtssinn beobachtet und hier oft beschrieben. Alle diese Erscheinungen wer-
den zusammenfassend Dyschromatopsie (Fischer)5" genannt. Im einzelnen werden
Xanthopsie, Chloropsie, Erythropsie beschrieben.600 Rose lieferte eine sorgfältige Dar-
stellung des Gelb- und Violettsehens nach Santon-Vergiftung. Wilbrand und Saenger
beschreiben, wie bei der nervösen Asthenopie601 während des Lesens die Seiten plötz-
lich rot, die Buchstaben grün erscheinen usw.6°2 In der senilen Demenz erscheinen
manchmal alle Gegenstände blau (Obersteiner S. 246).603 Fischers Kranke mit
Makropsie sah alles »dunkler«, »einen weißen Mantel sah sie grau, Milch sah sie als
schmutziges Wasser, die Farbe der Gesichter war eigenartig braun; sie stellte sich so
Chinesen und Indianer vor; eine beschneite Fläche kam ihr grau und berußt vor.«6°4
Die Augen waren völlig intakt, die Störung bei der hysterischen Patientin mußte eine
zentrale sein. - Alter resümiert die Beobachtung seines Falles: »bei einem Paralytiker,
der sehr wahrscheinlich hemiachromatisch ist, tritt wiederholt ganz im Charakter
eines Anfalls, schubartig, eine ausgesprochene Monochromatopsie, jedesmal auf
Grün, ein. Dreimal verschwindet die Erscheinung ohne jede Konsequenz und im all-
mählichen Zurückgehen, zweimal folgt ihr, das eine Mal sicher ganz unmittelbar, eine
totale Achromatopsie.«605
Zusammenfassend bei Goldstein (3) S. 1036 ff.
Die Trugwahrnehmungen
Kanonendonner. Diese Phänomene werden als Hyperästhesie zusammengefaßt, für die
vielfältige Beobachtungen mitgeteilt sind1.594 Sehen wir uns aber diese genauer an, so
finden wir neben solchen, die wir eben durch Beispiele belegten, auch solche folgen-
der Art: alle Geräusche sind lästig, durch jede Gehörswahrnehmung wird das Ohr mal-
trätiert, jeder Vorgang in der Umgebung berührt den Kranken schmerzlich. Diese
Erscheinungen sind gewiß von den vorhergehenden als etwas ganz Verschiedenes zu
unterscheiden. Als Hyperästhesie wird also beschrieben: i) eine wirkliche Intensitätsver-
stärkung der Empfindungselemente bei gleichen Reizen, 2) eine abnorme Gefühlswir-
kung von Wahrnehmungen, welche der Intensität nach unverändert sind. - Beachten
wir diesen Unterschied, so sind Beobachtungen folgender Art in ihrer Deutung zwei-
felhaft. Ein paranoischer Kranker sagt: »Sie machen mir grelles Gehör, daß auf ein
Geräusch mir Schaudern durch Mark und Bein fährt« (Dees).595 Oder man hört von
rekonvaleszenten Kranken, daß die halluzinatorischen Bilder ihnen noch schärfer,
gleichsam wirklicher erschienen seien als die normale Wahrnehmung (Sandberg).596
Es ist wohl zweifelhaft, ob in solchen Fällen Intensitätsveränderungen der Empfindun-
gen oder abnorme Wirkungen der der Intensität nach unauffälligen Empfindungen
vorliegen. - Eine Hyperästhesie des Gehörorgans im Sinne einer Tieferlegung der Reiz-
schwelle ist bei einigen Kranken mit dem elektrischen Strom nachgewiesen (Jolly,597
Chvostek598 u.a.). -
25p | Eine Verschiebung der EmpfindungsguczZztät bei gleichbleibender gegenständli-
cher Wahrnehmung, so daß die Qualität nicht dem Reize entspricht, ist vorwiegend
beim Gesichtssinn beobachtet und hier oft beschrieben. Alle diese Erscheinungen wer-
den zusammenfassend Dyschromatopsie (Fischer)5" genannt. Im einzelnen werden
Xanthopsie, Chloropsie, Erythropsie beschrieben.600 Rose lieferte eine sorgfältige Dar-
stellung des Gelb- und Violettsehens nach Santon-Vergiftung. Wilbrand und Saenger
beschreiben, wie bei der nervösen Asthenopie601 während des Lesens die Seiten plötz-
lich rot, die Buchstaben grün erscheinen usw.6°2 In der senilen Demenz erscheinen
manchmal alle Gegenstände blau (Obersteiner S. 246).603 Fischers Kranke mit
Makropsie sah alles »dunkler«, »einen weißen Mantel sah sie grau, Milch sah sie als
schmutziges Wasser, die Farbe der Gesichter war eigenartig braun; sie stellte sich so
Chinesen und Indianer vor; eine beschneite Fläche kam ihr grau und berußt vor.«6°4
Die Augen waren völlig intakt, die Störung bei der hysterischen Patientin mußte eine
zentrale sein. - Alter resümiert die Beobachtung seines Falles: »bei einem Paralytiker,
der sehr wahrscheinlich hemiachromatisch ist, tritt wiederholt ganz im Charakter
eines Anfalls, schubartig, eine ausgesprochene Monochromatopsie, jedesmal auf
Grün, ein. Dreimal verschwindet die Erscheinung ohne jede Konsequenz und im all-
mählichen Zurückgehen, zweimal folgt ihr, das eine Mal sicher ganz unmittelbar, eine
totale Achromatopsie.«605
Zusammenfassend bei Goldstein (3) S. 1036 ff.