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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Hrsg.]; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0552
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Stellenkommentar

509

291 Pseudologisten sind krankhafte Lügner.
292 Es handelt sich hier um eine Paraphrase. Bei Gross lautet die Stelle: »Wo da die Grenze des
Abnormalen anfängt, muss der Arzt beurtheilen, der daher stets zu fragen ist, wenn man
Heimweh als den Grund des Verbrechens vermuthet« (Gross: Criminalpsychologie, 92-93).
293 Wilmanns: »Heimweh«, 148. Wilmanns schreibt: »Wenn die Tat weder durch die geistige und
sittliche Veranlagung der Täterin, noch durch mächtige Beweggründe zu erklären ist, dann ist
sie mir ein psychologisches Rätsel. Dann darf ich sie jedoch nicht als physiologisch betrachten,
sondern zum mindesten den Verdacht äußern, daß sie krankhaften Ursprungs ist«.
294 Der Ausdruck >non liquet< (wtl.: >es löst sich nicht auf<) deutet im gerichtlichen Verfahren
daraufhin, dass eine Tatsache offen geblieben ist. Dies wirkt sich im Strafprozess zugunsten
des Angeklagten aus, da es in diesem Falle keine Beweislast gibt.
295 Zur Anmerkung: Vgl. O. Bumke: »Kritik zu Karl Wilmanns (Heidelberg) Heimweh oder
impulsives Irresein?«, in: Centralblatt für Nervenheilkunde und Psychiatrie 17 (1906) 818-821.
Eifersuchtswahn
Ein Beitrag zur Frage: » Entwicklung einer Persönlichkeit« oder »Prozess«?
296 Der Text erschien unter dem Titel »Eifersuchtswahn. Ein Beitrag zur Frage: Entwicklung
einer Persönlichkeit* oder >Prozeß<?« zuerst als Originalbeitrag in: Zeitschrift für die gesamte
Neurologie und Psychiatrie n (1910) 567-637. Der Text ging am 16. Mai 1910 bei der Redaktion
ein. Aus dem Briefwechsel mit der Familie geht hervor, dass Jaspers Anfang Januar schon län-
ger - und parallel zum Intelligenz-Referat (siehe Stellenkommentar, Nr. 372) - daran arbei-
tete. Im Unterschied zur Dissertation (vgl. Einleitung zu diesem Band, S. X-XI) hielt Jaspers
diesen Aufsatz für einen originellen Beitrag zum Fachdiskurs, mit dem er sich innerhalb der
wissenschaftlichen Gemeinschaft behaupten könnte. Dem Vater präsentierte er diesen als
»eine Arbeit, die geeignet ist, mich in die psychiatr. Litteratur [sic!] einzuführen, um mir
nachher für meine geplanten mehr principiellen Arbeiten mehr Recht zu geben« (K. Jaspers
an K. Jaspers senior, 23. Januar 1910, DLA, A: Jaspers).
297 Die Paranoiafrage war eines der hartnäckigsten Kernprobleme der damaligen psychiatri-
schen Diagnostik (vgl. hierzu, im Spiegel der Kraepelin’schen Krankheitslehre, P. Hoff: Emil
Kraepelin und die Psychiatrie als klinische Wissenschaft, Berlin u.a. 1994, 126-142). Aus dem
Briefwechsel mit der Familie geht hervor, dass Jaspers unmittelbar nach Abschluss dieses Bei-
trages einen weiteren zu diesem Thema ins Auge gefasst hatte, wofür er sich die »selteneren
Paranoiker« aussuchte (K. Jaspers an die Eltern, 20. Juni 1910, DLA, A: Jaspers). Im Jahre 1913
plante er noch eine »empirische Arbeit über paranoische Zustände« (vgl. K. Jaspers an E. Jas-
pers, 4. März 1913, ebd.), zu der es jedoch nie kam.
298 Der Begriff >Dementia praecox* taucht zum ersten Mal in der vierten Auflage von Kraepelins
Lehrbuch (1893) auf und wurde wahrscheinlich in Heidelberg formuliert. In dieser und in der
folgenden Auflage war die Dementia praecox noch weitgehend deckungsgleich mit der
Kahlbaum’schen Hebephrenie (siehe Stellenkommentar, Nr. 343). Diese wurde in den fol-
gendenjahren um die katatone und paranoide Form ergänzt. Mit der sechsten Auflage (1899)
war die Definition der neuen, umfassenden Krankheitseinheit abgeschlossen. Auch änderte
sich mit der Zeit Kraepelins Haltung zur Remission der Krankheit. Hatte er ursprünglich eine
affektive bzw. »gemüthliche Verblödung« als Endzustand der Krankheit definiert und die
Prognose als »vollständig ungünstig« erklärt, schloss er nach der Jahrhundertwende die Hei-
 
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