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Psychologie der Weltanschauungen
Solche Prozesse schaffender Vergegenständlichung sind das Ungewöhnliche, die
bewegenden Erlebnisse ohne erreichte Subjekt-Objekt-Spaltung sind häufig. Aber wir
können hier begreifen, wie in dem Medium der Subjekt-Objekt-Spaltung im Sinnli-
chen eine mystische Sphäre sich auswirkt, die in einer weiteren Ebene sich auch in
Subjekt und Objekt, Gegenstände gestaltend, spalten kann. Und nur weil viele Men-
schen dieser mystischen Bewegungen fähig sind, können sie, wenn ein Schaffender
eine Gestalt findet, diese unmittelbar als die ihre begreifen: es wird ihnen gesagt, was
sie wußten, was sie aber, da bei ihnen in dieser Sphäre die Subjekt-Objekt-Spaltung
mangelte, selbst nie hätten sagen können.
Was wir der Landschaft gegenüber in diesem Falle »Stimmung« nennen, ist also ein
Sammelbegriff für recht Verschiedenartiges: i. Einfache Gefühle ohne Inhalt, ruhig
zerrinnend, sich im Bereiche der Lust-Unlust bewegend. 2. Seelenbewegungen man-
gelnder Subjekt-Objekt-Spaltung, Keime, die Gestalt gewinnen können. 3. Reprodu-
zierte Stimmungen und Seelenbewegungen rückwärts von den geschaffenen und von
anderer Seite dargebotenen Gestalten her. - Oder wir können den einen großen Ge-
gensatz aufstellen: sie sind entweder bloße Erlebnisse, die genossen werden oder Sym-
ptome von Kräften, die zu Gestalten, zu Vergegenständlichungen drängen; die ersteren
in sich beschlossen, ohne Drang und Qual, in ruhigem Genüsse hingenommen, die
letzteren von Bewegungskraft, Spannung, Drang, von Jauchzen und Beklemmungen
begleitet; die ersteren ohne erhebliche Folgewirkung, ohne Ernst, ohne eigentliche
Realität; die letzteren von erheblicher Folge für die Seele, ernst, real; die ersteren sen-
timental, die letzteren kraftvoll, ursprünglich.
Definieren wir zusammenfassend die weiteste Sphäre der bisher gemeinten Erleb-
nisse: während die meisten seelischen Phänomene, die wir beschreiben können, in ei-
ner Subjekt-Objekt-Spaltung als Eigenschaften der Subjektseite oder der Gegenstands-
seite beschrieben werden, gibt es außer diesen solche seelischen Erlebnisse, in denen
die Subjekt-Objekt-Spaltung noch nicht da oder aufgehoben ist.
Diese so allgemein definierte Sphäre psychischer Phänomene umfaßt nun das He-
445 terogenste: 1. Bewußtseinstrübungen, seelische | Gesamtzustände einerseits und and-
rerseits seelische Teilbewegungen auf dem Grunde oder in dem Medium der Subjekt-
Objekt-Spaltung bei Bewußtseinsklarheit; 2. was die Bedeutung (Abhängigkeit und
Wirkung) im seelischen Gesamtleben angeht, einerseits die gleichgültigsten bloßen
Phänomene zufälliger Art ohne jede Nachwirkung, andrerseits Phänomene als Sym-
ptome von Kräften, die das ganze Leben beherrschen, Erlebnisse, die der Ausgangs-
punkt Persönlichkeit- oder weltumgestaltender Bewegungen werden; 3. was die Ten-
denz zum Objektivieren in Gegenständlichkeiten angeht, sowohl solche Erlebnisse,
die in sich abgeschlossen und befriedigt jeder gegenständlichen Auswirkung entbeh-
ren, als auch solche, deren Qual und Drang zum Gegenstände geht in der Schöpfung
von Gedanken, Kunstwerken, Taten; 4. Seelenzustände, die jeder Gegenständlichkeit
als Basis entbehren und solche, die auf der Basis von gegenständlichen Inhalten erst
Psychologie der Weltanschauungen
Solche Prozesse schaffender Vergegenständlichung sind das Ungewöhnliche, die
bewegenden Erlebnisse ohne erreichte Subjekt-Objekt-Spaltung sind häufig. Aber wir
können hier begreifen, wie in dem Medium der Subjekt-Objekt-Spaltung im Sinnli-
chen eine mystische Sphäre sich auswirkt, die in einer weiteren Ebene sich auch in
Subjekt und Objekt, Gegenstände gestaltend, spalten kann. Und nur weil viele Men-
schen dieser mystischen Bewegungen fähig sind, können sie, wenn ein Schaffender
eine Gestalt findet, diese unmittelbar als die ihre begreifen: es wird ihnen gesagt, was
sie wußten, was sie aber, da bei ihnen in dieser Sphäre die Subjekt-Objekt-Spaltung
mangelte, selbst nie hätten sagen können.
Was wir der Landschaft gegenüber in diesem Falle »Stimmung« nennen, ist also ein
Sammelbegriff für recht Verschiedenartiges: i. Einfache Gefühle ohne Inhalt, ruhig
zerrinnend, sich im Bereiche der Lust-Unlust bewegend. 2. Seelenbewegungen man-
gelnder Subjekt-Objekt-Spaltung, Keime, die Gestalt gewinnen können. 3. Reprodu-
zierte Stimmungen und Seelenbewegungen rückwärts von den geschaffenen und von
anderer Seite dargebotenen Gestalten her. - Oder wir können den einen großen Ge-
gensatz aufstellen: sie sind entweder bloße Erlebnisse, die genossen werden oder Sym-
ptome von Kräften, die zu Gestalten, zu Vergegenständlichungen drängen; die ersteren
in sich beschlossen, ohne Drang und Qual, in ruhigem Genüsse hingenommen, die
letzteren von Bewegungskraft, Spannung, Drang, von Jauchzen und Beklemmungen
begleitet; die ersteren ohne erhebliche Folgewirkung, ohne Ernst, ohne eigentliche
Realität; die letzteren von erheblicher Folge für die Seele, ernst, real; die ersteren sen-
timental, die letzteren kraftvoll, ursprünglich.
Definieren wir zusammenfassend die weiteste Sphäre der bisher gemeinten Erleb-
nisse: während die meisten seelischen Phänomene, die wir beschreiben können, in ei-
ner Subjekt-Objekt-Spaltung als Eigenschaften der Subjektseite oder der Gegenstands-
seite beschrieben werden, gibt es außer diesen solche seelischen Erlebnisse, in denen
die Subjekt-Objekt-Spaltung noch nicht da oder aufgehoben ist.
Diese so allgemein definierte Sphäre psychischer Phänomene umfaßt nun das He-
445 terogenste: 1. Bewußtseinstrübungen, seelische | Gesamtzustände einerseits und and-
rerseits seelische Teilbewegungen auf dem Grunde oder in dem Medium der Subjekt-
Objekt-Spaltung bei Bewußtseinsklarheit; 2. was die Bedeutung (Abhängigkeit und
Wirkung) im seelischen Gesamtleben angeht, einerseits die gleichgültigsten bloßen
Phänomene zufälliger Art ohne jede Nachwirkung, andrerseits Phänomene als Sym-
ptome von Kräften, die das ganze Leben beherrschen, Erlebnisse, die der Ausgangs-
punkt Persönlichkeit- oder weltumgestaltender Bewegungen werden; 3. was die Ten-
denz zum Objektivieren in Gegenständlichkeiten angeht, sowohl solche Erlebnisse,
die in sich abgeschlossen und befriedigt jeder gegenständlichen Auswirkung entbeh-
ren, als auch solche, deren Qual und Drang zum Gegenstände geht in der Schöpfung
von Gedanken, Kunstwerken, Taten; 4. Seelenzustände, die jeder Gegenständlichkeit
als Basis entbehren und solche, die auf der Basis von gegenständlichen Inhalten erst