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Stellenkommentar
Romantik auf die französische Literatur. Hauptwerke: De la litterature consideree dans ses rap-
ports avecles institutions socials (2 Bde., 1800; Über Literatur, in ihren Verhältnissen mit den gesell-
schaftlichen Einrichtungen und dem Geiste derzeit); Delphine (1802).
36 Diese Aussage von Staels, in ihren veröffentlichten Schriften, Memoiren und Briefen nicht
nachweisbar, ist von Kierkegaard überliefert (vgl. Der Begriff Angst, GWb n, 10).
37 Vgl. hierzu: Einleitung zu diesem Band, XXIX-XXXII.
38 DK, 22 B. In der Übersetzung von Hermann Diels lautet das Fragment: »Der Seele Grenzen
kannst du im Gehen nicht ausfindig machen, und ob du jegliche Straße abschrittest; so tie-
fen Sinn hat sie« (DieFragmente der Vorsokratiker, griechisch und deutsch von H. Diels, hg. von
W. Kranz, Bd. I, Berlin 51934, 161).
39 Gustav Teichmüller (1832-1888). Nach dem Studium der Philosophie in Berlin und Tübingen
und kurzzeitiger Tätigkeit als Erzieher promovierte Teichmüller 1856 in Halle und arbeitete
mehrere Jahre als Lehrer in St. Petersburg. 1860 wurde er a.o. Professor in Göttingen, wo sich
eine Freundschaft mit Hermann Lotze bildete. 1868 folgte Teichmüller einem Ruf an die Uni-
versität Basel, bevor er schließlich 1871 ein Ordinariat in Dorpat antrat. Hauptwerke: Aristo-
telische Forschungen (3 Bde., 1867-1873); Studien zur Geschichte der Begriffe (1874); Die wirkliche
und die scheinbare Welt. Neue Grundlegung der Metaphysik (1882); Religionsphilosophie (1886).
Vgl. zum Perspektivismus Teichmüllers bes.: Die wirkliche und die scheinbare Welt. Neue Grund-
legung der Metaphysik, Breslau 1882, XVI-XVIII.
40 Philosophiehistorisch thematisiert Jaspers die Subjekt-Objekt-Spaltung, die er in seiner »Phi-
losophischen Logik« als »Urphänomen unseres Bewußtseins« versteht (Von der Wahrheit
[1947], 231), am ausführlichsten in seiner Darstellung der Philosophie Immanuel Kants 1957
(vgl. K. Jaspers: Die großen Philosophen, 415-435) sowie seiner Schelling-Monographie aus
dem Jahr 1955 (vgl. K. Jaspers: Schelling, 74). Als imjaspers’schen Sinne konstitutive episte-
mologische Grundfigur wird die Subjekt-Objekt-Spaltung - allerdings nicht unter diesem
Titel - von Schopenhauer angesehen. Schopenhauer zufolge ist die Welt nur als Vorstellung
da, »d.h. durchweg nur in Beziehung auf ein Anderes, das Vorstellende, welches er selbst [der
Mensch] ist« (Die Welt als Wille und Vorstellung. Erster Band, ZA 1,29). Für Schopenhauer ist
es eine unumstößliche Wahrheit, dass »[a]lles, was für die Erkenntnis da ist, also diese ganze
Welt, nur Objekt in Beziehung auf das Subjekt ist« (ebd.). Das »Zerfallen« in Subjekt und Ob-
jekt ist bei ihm die wesentlichste Form der Vorstellung (ebd., 55). Schopenhauer schreibt:
»Keine Wahrheit ist also gewisser, von allen andern unabhängiger und eines Beweises weni-
ger bedürftig, als diese, daß [a]lies, was für die Erkenntniß da ist, also diese ganze Welt, nur
Objekt in Beziehung auf das Subjekt ist, Anschauung des Anschauenden, mit Einem Wort,
Vorstellung« (ebd., 29). Auch Kierkegaard greift das Problem des Subjekt-Objekt-Verhältnis-
ses auf. In seiner Abschließenden unwissenschaftlichen Nachschrift zu den Philosophischen Bro-
cken. Erster Teil, schreibt er: »Die systematische Idee ist das Subjekt=Objekt, ist die Einheit
von Denken und Sein; Existenz ist dagegen gerade die Trennung. Daraus folgt keineswegs,
daß die Existenz gedankenlos ist, aber sie hat das Subjekt vom Objekt, das Denken vom Sein
spatiiert und spatiiert es« (GWa 6,207 [KJB Oldenburg: KJ 3646]; GWb 16,116).
41 In der ersten Ausgabe 1919 hatte Jaspers hinter diesem Begriff in Klammern William James
genannt, diesen Hinweis aber später getilgt. James gilt in den USA als Begründer der Psycho-
logie und hatte 1890 das grundlegende Werk The Principles ofPsychology veröffentlicht, das
Jaspers in deutscher Übersetzung studiert hatte (W. James: Psychologie, übersetzt von M. Dürr,
mit Anmerkungen von E. Dürr, Leipzig 1909 [KJB Oldenburg: KK 0014]). Der Begriff des »Er-
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Romantik auf die französische Literatur. Hauptwerke: De la litterature consideree dans ses rap-
ports avecles institutions socials (2 Bde., 1800; Über Literatur, in ihren Verhältnissen mit den gesell-
schaftlichen Einrichtungen und dem Geiste derzeit); Delphine (1802).
36 Diese Aussage von Staels, in ihren veröffentlichten Schriften, Memoiren und Briefen nicht
nachweisbar, ist von Kierkegaard überliefert (vgl. Der Begriff Angst, GWb n, 10).
37 Vgl. hierzu: Einleitung zu diesem Band, XXIX-XXXII.
38 DK, 22 B. In der Übersetzung von Hermann Diels lautet das Fragment: »Der Seele Grenzen
kannst du im Gehen nicht ausfindig machen, und ob du jegliche Straße abschrittest; so tie-
fen Sinn hat sie« (DieFragmente der Vorsokratiker, griechisch und deutsch von H. Diels, hg. von
W. Kranz, Bd. I, Berlin 51934, 161).
39 Gustav Teichmüller (1832-1888). Nach dem Studium der Philosophie in Berlin und Tübingen
und kurzzeitiger Tätigkeit als Erzieher promovierte Teichmüller 1856 in Halle und arbeitete
mehrere Jahre als Lehrer in St. Petersburg. 1860 wurde er a.o. Professor in Göttingen, wo sich
eine Freundschaft mit Hermann Lotze bildete. 1868 folgte Teichmüller einem Ruf an die Uni-
versität Basel, bevor er schließlich 1871 ein Ordinariat in Dorpat antrat. Hauptwerke: Aristo-
telische Forschungen (3 Bde., 1867-1873); Studien zur Geschichte der Begriffe (1874); Die wirkliche
und die scheinbare Welt. Neue Grundlegung der Metaphysik (1882); Religionsphilosophie (1886).
Vgl. zum Perspektivismus Teichmüllers bes.: Die wirkliche und die scheinbare Welt. Neue Grund-
legung der Metaphysik, Breslau 1882, XVI-XVIII.
40 Philosophiehistorisch thematisiert Jaspers die Subjekt-Objekt-Spaltung, die er in seiner »Phi-
losophischen Logik« als »Urphänomen unseres Bewußtseins« versteht (Von der Wahrheit
[1947], 231), am ausführlichsten in seiner Darstellung der Philosophie Immanuel Kants 1957
(vgl. K. Jaspers: Die großen Philosophen, 415-435) sowie seiner Schelling-Monographie aus
dem Jahr 1955 (vgl. K. Jaspers: Schelling, 74). Als imjaspers’schen Sinne konstitutive episte-
mologische Grundfigur wird die Subjekt-Objekt-Spaltung - allerdings nicht unter diesem
Titel - von Schopenhauer angesehen. Schopenhauer zufolge ist die Welt nur als Vorstellung
da, »d.h. durchweg nur in Beziehung auf ein Anderes, das Vorstellende, welches er selbst [der
Mensch] ist« (Die Welt als Wille und Vorstellung. Erster Band, ZA 1,29). Für Schopenhauer ist
es eine unumstößliche Wahrheit, dass »[a]lles, was für die Erkenntnis da ist, also diese ganze
Welt, nur Objekt in Beziehung auf das Subjekt ist« (ebd.). Das »Zerfallen« in Subjekt und Ob-
jekt ist bei ihm die wesentlichste Form der Vorstellung (ebd., 55). Schopenhauer schreibt:
»Keine Wahrheit ist also gewisser, von allen andern unabhängiger und eines Beweises weni-
ger bedürftig, als diese, daß [a]lies, was für die Erkenntniß da ist, also diese ganze Welt, nur
Objekt in Beziehung auf das Subjekt ist, Anschauung des Anschauenden, mit Einem Wort,
Vorstellung« (ebd., 29). Auch Kierkegaard greift das Problem des Subjekt-Objekt-Verhältnis-
ses auf. In seiner Abschließenden unwissenschaftlichen Nachschrift zu den Philosophischen Bro-
cken. Erster Teil, schreibt er: »Die systematische Idee ist das Subjekt=Objekt, ist die Einheit
von Denken und Sein; Existenz ist dagegen gerade die Trennung. Daraus folgt keineswegs,
daß die Existenz gedankenlos ist, aber sie hat das Subjekt vom Objekt, das Denken vom Sein
spatiiert und spatiiert es« (GWa 6,207 [KJB Oldenburg: KJ 3646]; GWb 16,116).
41 In der ersten Ausgabe 1919 hatte Jaspers hinter diesem Begriff in Klammern William James
genannt, diesen Hinweis aber später getilgt. James gilt in den USA als Begründer der Psycho-
logie und hatte 1890 das grundlegende Werk The Principles ofPsychology veröffentlicht, das
Jaspers in deutscher Übersetzung studiert hatte (W. James: Psychologie, übersetzt von M. Dürr,
mit Anmerkungen von E. Dürr, Leipzig 1909 [KJB Oldenburg: KK 0014]). Der Begriff des »Er-