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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 6): Psychologie der Weltanschauungen — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69894#0557
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464

Stellenkommentar

chiatrischen Klinik, mit dem Jaspers mehrere Jahre in engem Kontakt stand, verwendete den
Ausdruck. Im späteren Verlauf des Textes bringt Jaspers den Begriff »Hirnmythologie« aus-
drücklich mit Carl Wernicke in Zusammenhang (vgl. hierzu: Stellenkommentar Nr. 245).
172 Die von Albert Einstein 1915 in einem Vortrag an der Preußischen Akademie der Wissenschaf-
ten vorgestellte »Allgemeine Relativitätstheorie« bildet die theoretische Basis der modernen
Kosmologie und beruht auf Vorüberlegungen von Hendrik Antoon Lorentz und Henri Poin-
care. Gegenüber Newtons Vorstellung, Raum und Zeit existierten getrennt voneinander und
unabhängig von physikalischen Körpern oder Vorgängen, stellte Einstein 1905 mit der »spe-
ziellen Relativitätstheorie« fest, dass es keinen absoluten Raum und keine absolute Zeit gibt,
sondern Längen und Dauern relativ zum Bewegungszustand des Betrachters sind - Bewegun-
gen sich also nur relativ zu einem Bezugssystem beobachten lassen. So ist es für einen Beob-
achter im Inneren eines geschlossenen Kastens nicht möglich, durch mechanische Experi-
mente zu entscheiden, ob der Kasten ruht oder sich gleichförmig geradlinig bewegt
(Inertialsystem). Auf dem Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit gegenüber der Ver-
änderlichkeit von Raum und Zeit baute Einstein eine neue Lehre auf, nach der auch jede Zeit-
angabe an ein Bezugssystem gebunden ist. So vergeht die Zeit eines in schnelle Bewegung ver-
setzten Gegenstandes für den ruhenden Beobachter langsamer als für einen mitbewegten.
Gleichzeitig verkürzen sich die in die Bewegungsrichtung fallenden räumlichen Abmessun-
gen des bewegten Gegenstandes, von einem ruhenden Beobachter gemessen, gegenüber der
vom mitbewegten Beobachter gemessenen Länge. In der Allgemeinen Relativitätstheorie er-
weiterte Einstein diese Überlegungen und Beobachtungen um die Berücksichtigung von Gra-
vitationsfeldern und stellte die Krümmung der Raumzeit durch Materie fest, wodurch sich
die Geometrie des vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuums als von den Kräften und der
Bewegung der Materie im All abhängig erweist.
173 Ernst Haeckel (1834-1919) war Zoologe, Naturphilosoph und ein führender Vertreter der Evo-
lutionstheorie; 1865 erhielt er ein Ordinariat für Zoologie an der Universität Jena. Haeckel
machte die Abstammungslehre Charles Darwins durch seine populären Schriften in Deutsch-
land bekannt und vertrat eine monistische Weltanschauung, der zufolge Kraft und Materie
eine Einheit bilden und in der Gott mit dem allgemeinen Kausalgesetz der Natur gleichge-
setzt wird. Durch die Übertragung der Selektionstheorie auf die Entwicklung der menschli-
chen Gesellschaft wurde Haeckel zu einem Vordenker des Sozialdarwinismus und der Euge-
nik. Hauptwerke: Generelle Morphologie der Organismen. Allgemeine Grundzüge der organischen
Formenwissenschaft, mechanisch begründet durch die von Charles Darwin reformierte Descendenz-
Theorie (1866); Die Welträthsel. Gemeinverständliche Studien über monistische Philosophie (1899).
Vgl. zum Weltbild Haeckels auch: Einleitung zu diesem Band, XI.
174 Der Naturphilosoph Gustav Theodor Fechner (1801-1887) wurde - obwohl ursprünglich als
Mediziner ausgebildet -1834 Professor der Physik in Leipzig. Er begründete die sog. »Psycho-
physik«, mit der auf empirisch-experimenteller Grundlage das Verhältnis zwischen Leib und
Seele analysiert und in eine mathematisch exakte Form gebracht werden sollte. Eine schwere
Erkrankung in den Jahren 1840-1843 führte zu seiner Pensionierung und ermöglichte ihm
die ausschließliche Beschäftigung mit der Naturphilosophie und Psychophysik. Fechners
Denken steht für eine eng an die christliche Lehre angelehnte, auf mystischen Vorstellun-
gen fußende panentheistische Naturphilosophie. Er hielt den gesamten Kosmos für beseelt
und beschäftigte sich u.a. mit der Intensität der Empfindungen, die er mit dem Anliegen,
für Physisches und Psychisches ein gemeinsames Maß zu etablieren, physikalisch auszumes-
 
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