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Jaspers, Karl; Immel, Oliver [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 6): Psychologie der Weltanschauungen — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69894#0585
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492

Stellenkommentar

448 Der Philosoph und Mathematiker Christian Wolff (1679-1754) gilt als der wegweisende deut-
sche Aufklärungsphilosoph und Systematiker des frühen 18. Jahrhunderts. 1706 wurde er Pro-
fessor in Halle. 1723 auf Betreiben orthodoxer Pietisten als angeblicher Religionsfeind und
Determinist des Landes verwiesen, folgte er zunächst einem Ruf nach Marburg, von wo aus
ihn 1740 Friedrich II. nach Halle zurückholte. In Anlehnung an Leibniz und in Übertragung
der mathematisch-logischen Methode auf alle Wissenschaften entwickelte Wolff erstmals in
Deutschland ein ausgefeiltes, in sich geschlossenes philosophisches System. Wolffs Erfolg be-
ruhte nicht zuletzt darauf, dass er den Usus durchsetzte, in deutscher Sprache zu lehren und
zu schreiben, wodurch er eine wesentliche Grundlage für die Entstehung einer genuin deut-
schen philosophischen Terminologie schuf. Durch seine zahlreichen Schüler, die Mitte des
18. Jahrhunderts einen großen Teil der philosophischen Lehrstühle der deutschen Universi-
täten besetzten und seine Lehre verbreiteten, gilt Wolff als einer der einflussreichsten Philo-
sophen der Aufklärung. Werke: Vernünftige Gedanken von den Kräften des menschlichen Verstan-
des und ihrem richtigen Gebrauche in Erkenntnis der Wahrheit (1712); Metaphysik, oder vernünftige
Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt (2 Bde.,
1719-1720); Vernünftige Gedanken von der Menschen Tun und Lassen, zur Beförderung ihrer Glück-
seligkeit (1720); Vernünftige Gedanken von den Absichten der natürlichen Dinge (1724).
449 Jaspers widmete Lionardo später die kleine Monographie Lionardo als Philosoph [1953], in der
auch vom Fragmentarischen seines Schaffens die Rede ist (vgl. bes. 56-57, 64).
450 Ignatius von Loyola (eigtl. Inigo Lopez de Loyola; 1491-1556); Gründer des Jesuitenordens.
Als junger Adliger zunächst höfisch-ritterlich ausgebildet, führte 1521 eine schwere Verle-
tzung zur Beendigung seiner militärischen Karriere. Die mangels Alternativen eingeschla-
gene Lektüre der christlichen Erbauungsbücher Vita Christi von Ludolf von Sachsen und der
Legenda aurea von Jakob von Voragine ließ die Idee, einen Orden zu stiften, in ihm aufkei-
men. Nach schwerem Ringen mit seinen weltlichen Sünden, Erleuchtungserfahrungen und
einem von Extremen beherrschten Büßerdasein studierte er 1524-1527 an der Lateinschule
in Barcelona sowie an den Universitäten Alcalä und Salamanca Grammatik und Artes libera-
les. Der Drang zur Seelsorge und zur Verbreitung seiner spirituellen Erfahrungen führten 1526
zu Verdächtigungen der Inquisition. Nach kurzer Haft studierte er 1528-1535 in Paris Philo-
sophie und Theologie; 1534 gründete er einen Freundschaftsbund, geweiht dem Dienste Got-
tes in Armut. 1537 fiel in Rom der Beschluss, ihre Gemeinschaft »Compania de Jesüs« zu nen-
nen und sich dem Papst zu unterstellen. Dort blieb Ignatius bis zu seinem Lebensende und
betätigte sich vor allem in der Seelsorgearbeit, innerkirchlichen Reformunternehmungen
und der Erteilung von Exerzitien, denen Ignatius ihr besonderes Gepräge verlieh. Die Schrif-
ten des Ignatius und der von ihm begründete Jesuitenorden gelten neben der Reformation
als maßgebliche Inspirationsquellen der sog. »katholischen Reform« des 16. und 17. Jhs., bei
der v.a. die Verbreitung des katholischen Glaubens und dessen Vertiefung durch religiöse Un-
terweisung im Vordergrund standen.
451 Vgl. L. Tolstoj: Meine Beichte, in: Gesammelte Werke, Bd. II/i, übersetzt von R. Löwenfeld, Jena
1911, 94-98 (KJB Oldenburg: KJ 3724).
452 Zur Fußnote: vgl. E. Troeltsch: Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen, in: Gesam-
melte Schriften, Bd. 1, 3. Neudruck der Ausgabe, Tübingen 1912, Aalen 1977,178-426; M. We-
ber: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. II, Tübingen 71988,141-146.
453 Jaspers zitiert hier und im Folgenden nach G. W. F. Hegel: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften im Grundrisse. Erster Theil, HWj 6, 4 (KJB Oldenburg: KJ 3172); GW 19,27-28.
 
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