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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0025
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Grundsätze des Philosophierens

sophische Wahrheit kann in einfachster Gestalt gegenwärtig sein. Das Einfache ist für
das Wesentliche sogar die angemessenste Gestalt. Das Einfache kann unmittelbar an-
sprechen, wenn darin sein Verständnis auch nicht erfüllt ist; denn der Keim der Ein-
sicht, im ersten Verstehen gewonnen, ist nicht die vollständige Entfaltung der Ein-
sicht.
d. Übersicht. - Es gibt uralte Glaubensgehalte, die, obgleich geschichtlich entstan-
den, in einer Allgemeinheit ausgesprochen werden können, als welche sie die Grund-
lage der Philosophie wie der Religion sind, im Unterschied vom bodenlosen Denken
der Unphilosophie. Aber noch in dieser Allgemeinheit sind sie nicht loslösbare zwin-
gend gütige Wahrheiten für alle, sondern haben immer noch eine geschichtliche
Farbe. Im Ausgesagtsein bewahren sie für den Verstand etwas Schwebendes. Ihre abso-
lute Fixierung wäre unwahr. Diese Glaubensgehalte sind Thema des I. Teils.
Es ist weiter zu sehen, durch welche im Denken zu gewinnende Voraussetzungen
diese Glaubensgehalte frei gemacht und geschützt werden können. Solches Denken,
auf das Umgreifende gerichtet, vollzieht sich als Transzendieren über das Verstandes-
denken. Dieses transzendierende Denken - eine Sache der fachlichen, methodischen
Bemühungen der Philosophie - ist im II. Teil zu vergegenwärtigen.
Im III. Teil erörtern wir, wie der Mensch mit solchem Glauben sich in der Welt zu-
rechtfinden kann, im IV. Teil insbesondere, wie er sich durch Wissenschaft orientiert3.
Wie von dem philosophischen Glauben her mit den Mitteln der Wissenschaft das
Aussehen der Welt sich gestaltet, wird in den drei folgenden Teilen beispielsweise er-
örtert, im V. Teil die Natur, im VI. Teil die Geschichte und gegenwärtige Situation, im
VII. Teil die Zukunft, wie sie im Ganzen gewollt werden kann.
Weiter hat das Philosophieren abzuwehren, was aus ihm selber als Abgleitung ent-
steht und es zerstört[,] die Unphilosophie (VIII. Teil), und hat sich zu rechtfertigen und
sich abzugrenzen gegen das Wahre, das es selbst nicht ist und nicht begreift, die Reli-
gion (IX. Teil).
Zuletzt wird im X. Teil ein Blick geworfen auf die Geschichte der Philosophie als
Quelle philosophischen Studiums. -
I: Es werden Glaubensgrundsätze ausgesprochen. Wir prüfen mit unserem Wesen,
ob wir so glauben.
II: Es wird durch transcendierendes Denken ein Seinswissen behauptet, in dem der
Raum solchen Glaubens logisch klar wird. Wir prüfen mit unserem Denken, was Sinn
und Voraussetzung des Glaubens im Sein ist.
III: Es werden Grundsätze aufgestellt, nach denen wir uns in der Welt zurechtfin-
den. Wir werden uns unserer Situation im Dasein bewusst.

wie er sich durch Wissenschaft orientiert in der Abschrift Gertrud Jaspers hs. Vdg. für wie von die-
sem Glauben her mit dem Mittel der Wissenschaft Natur und Geschichte aussehen
 
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