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Grundsätze des Philosophierens
ches Haben und Seina. Er wird zum Hochmut der moralischen Selbstzufriedenheit (als
ob man seiner Handlungen gewiss sei in dem Sinne, dass sie durch ihre äussereb Reali-
tät für das eigene Wesen einen Beweis lieferten), oder des Stolzes auf die eigene gute
Artung (als ob angeborenes Wesen sei, was in der Freiheit transzendent geschenkt wird
und ausbleiben kann).65
4. Der Mensch kann in Führung durch Gott leben66
Wenn der Mensch, seiner Endlichkeit und Unvollendbarkeit sich bewusst, den Weg sei-
nes Selbstwerdens geht, und wenn er auf diesem Wege sich Gottes vergewissert und das
Unbedingte erfährt, so ist für ihn eine Wirklichkeit, welche dies alles in eins bindet: im
Unbedingten glaubt er, der endliche Mensch, die Führung durch Gott zu spüren.d
Wenn Gott führt, so ist die Frage: Wodurch hört der Mensch, was Gott will? Gibt
es eine Begegnung des Menschen mit Gott? Wie vollzieht sie sich?
a. Historische Beispiele. - Im Gebet liegt von alters her das Suchen nach der Führung
Gottes. Sogar ein Staatsmann wie Cromwell betete Nächte hindurch, sich zu klären, bis
seine politischen Entschlüsse ihm reif wurden als gottgewollte Notwendigkeiten.67
Menschen wussten sich in der Gnade Gottes ohne bestimmtes Wissen, mit Schwan-
kungen, als ob Gott ihnen nahe oder ferne sei, sie behüte oder sie vergesse, und als ob
er sich fühlbar zeige und dann verberge, oder gar verschwinde und gar nicht sei.
Propheten haben bekundet, sie hätten Gott gehört, und haben mitgeteilt, was Gott
zu ihnen sprach und durch sie den Menschen sagen wollte.
Menschenmassen haben geglaubt, dass in Aussagen von Propheten und in Ereig-
nissen der Geschichte Gott sich geoffenbart habe, so dass sie leben konnten im Gehor-
sam gegen die von da kommenden Weisungen.
In autobiographischen Schilderungen (z.B. des Mineralogen Neumann)e wird be-
richtet, wie in Entscheidungsfragen des Lebenswegs nach langem Zweifeln plötzliches
Gewißsein eintritt. Diese Gewissheit ist nach der Fesselung im ratlosen Schwanken die
Freiheit des Handelnkönnens. Aber je entschiedener sich der Mensch in der Klarheit derf
Gewissheit frei weiss, desto heller wird ihm auch die Transzendenz, durch die er ist.68
a und Sein im Vorlesungs-Ms. 1945/46 gestr.
b äussere im Vorlesungs-Ms. 1945/46gestr.
c sich Gottes vergewissert und das Unbedingte erfährt im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu das Un-
bedingte erfährt und sich Gottes vergewissert
d nach spüren, im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. Aber wie ist das möglich, wenn Gott in keiner
Weise leibhaftig, eindeutig, als Gott selber da ist?
e (z.B. des Mineralogen Neumann) im Vorlesungs-Ms. 1945/46gestr.
f der im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu dieser
Grundsätze des Philosophierens
ches Haben und Seina. Er wird zum Hochmut der moralischen Selbstzufriedenheit (als
ob man seiner Handlungen gewiss sei in dem Sinne, dass sie durch ihre äussereb Reali-
tät für das eigene Wesen einen Beweis lieferten), oder des Stolzes auf die eigene gute
Artung (als ob angeborenes Wesen sei, was in der Freiheit transzendent geschenkt wird
und ausbleiben kann).65
4. Der Mensch kann in Führung durch Gott leben66
Wenn der Mensch, seiner Endlichkeit und Unvollendbarkeit sich bewusst, den Weg sei-
nes Selbstwerdens geht, und wenn er auf diesem Wege sich Gottes vergewissert und das
Unbedingte erfährt, so ist für ihn eine Wirklichkeit, welche dies alles in eins bindet: im
Unbedingten glaubt er, der endliche Mensch, die Führung durch Gott zu spüren.d
Wenn Gott führt, so ist die Frage: Wodurch hört der Mensch, was Gott will? Gibt
es eine Begegnung des Menschen mit Gott? Wie vollzieht sie sich?
a. Historische Beispiele. - Im Gebet liegt von alters her das Suchen nach der Führung
Gottes. Sogar ein Staatsmann wie Cromwell betete Nächte hindurch, sich zu klären, bis
seine politischen Entschlüsse ihm reif wurden als gottgewollte Notwendigkeiten.67
Menschen wussten sich in der Gnade Gottes ohne bestimmtes Wissen, mit Schwan-
kungen, als ob Gott ihnen nahe oder ferne sei, sie behüte oder sie vergesse, und als ob
er sich fühlbar zeige und dann verberge, oder gar verschwinde und gar nicht sei.
Propheten haben bekundet, sie hätten Gott gehört, und haben mitgeteilt, was Gott
zu ihnen sprach und durch sie den Menschen sagen wollte.
Menschenmassen haben geglaubt, dass in Aussagen von Propheten und in Ereig-
nissen der Geschichte Gott sich geoffenbart habe, so dass sie leben konnten im Gehor-
sam gegen die von da kommenden Weisungen.
In autobiographischen Schilderungen (z.B. des Mineralogen Neumann)e wird be-
richtet, wie in Entscheidungsfragen des Lebenswegs nach langem Zweifeln plötzliches
Gewißsein eintritt. Diese Gewissheit ist nach der Fesselung im ratlosen Schwanken die
Freiheit des Handelnkönnens. Aber je entschiedener sich der Mensch in der Klarheit derf
Gewissheit frei weiss, desto heller wird ihm auch die Transzendenz, durch die er ist.68
a und Sein im Vorlesungs-Ms. 1945/46 gestr.
b äussere im Vorlesungs-Ms. 1945/46gestr.
c sich Gottes vergewissert und das Unbedingte erfährt im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu das Un-
bedingte erfährt und sich Gottes vergewissert
d nach spüren, im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. Aber wie ist das möglich, wenn Gott in keiner
Weise leibhaftig, eindeutig, als Gott selber da ist?
e (z.B. des Mineralogen Neumann) im Vorlesungs-Ms. 1945/46gestr.
f der im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu dieser