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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0072
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Grundsätze des Philosophierens

69

Kant selber mit seiner Lehre vom radikal Bösen den Tatbestand des in der Wurzel ver-
dorbenen Menschseins gesetzt haben.
In der Tat kann der Mensch nie im Ganzen und endgültig mit sich zufrieden sein;
im Urteil über sich kann er sich nicht auf sich allein stützen. Er verlangt dahera nach
einem Urteil’3 über sein Tun. Dieses Urteil ist ihm wertvolF nach dem Wert der Urtei-
lenden. Ein Mensch, der er selbst geworden ist, wird empfindlich für den Rang der
Menschen, deren Urteil und deren Widerhall in Sympathie und Antipathie er erfährt.
Was Durchschnitt und Menge, was Abgeglittene und Blinde, was verwahrloste Insti-
tutionen sagen, berührt ihn innerlich nichtd. Das entscheidende Urteil ist aber am
Ende auch nicht das der hohene Menschen, obgleich dieses das einzige in der Realität
zugängliche ist; entscheidend istf das Urteil Gottes.
Darum ist die Eigenmächtigkeit des Einzelnen im Urteil über siehe kaum je wirk-
lich gewesen. Die heroische Haltung der Primitiven, welche unbeirrbar tapfer in den
Tod gehen, lebt angesichts ihres Nachruhms. Dass ihr Ruhm unvergänglich sei, ist der
Trost der sterbenden Helden der Edda. Auf das Urteil der Anderen blickt erst recht der
durchschnittliche11 Heroismus, der stets Anerkennung verlangt.
Anders der eigentliche einsame Heroismus, der weder in der Gemeinschaft eines
Tuns gestützt ist noch Nachruhm im Auge hat. Dieses echte Auf-sich-selber-stehen ist
vielleicht getragen von dem Einklang eines glücklich gearteten Wesens mit sich selbst,
zehrt vielleicht unbewusst noch von einer geschichtlich gewordenen, ihm überliefer-
ten Substanz, findet jedoch für sein Bewusstsein nichts in der Welt, an das es sich hält.
Aber wenn dieser Heroismus nicht am Ende ins Nichts versinkt, so weist er auf eine tie-
fere’ existentielle Bindung in dem, was eigentlich ist, und das angesprochen statt des
Urteils der Menschen das Urteil Gottes wäre.
f. Gottes Stimme in der Freiheit der Selbstüberzeugung. - Von' den allgemeinen
sittlichen Forderungen überzeugt sich der Mensch durch eigene Einsicht. Diese Ge-
bote als Forderungen Gottes aufzufassen, ist seit dem Dekalog die Form der Gegenwart
a nach daher im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. notwendig
b nach Urteil im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. seiner Mitmenschen
c nach wertvoll im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. nicht von jeder Seite, sondern
d berührt ihn innerlich nicht im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu das berührt ihn innerlich nicht
mehr
e hohen im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu ihm wesentlichen
f ist im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu wäre
g nach sich im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. tatsächlich
h nach durchschnittliche im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Einf. sogenannte
i tiefere im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg. zu tiefe
j f. Gottes Stimme in der Freiheit der Selbstüberzeugung. - Von im Vorlesungs-Ms. 1945/46 hs. Vdg.
zu Die Wahrheit des Urteils wird also allein auf dem Wege über die Selbstüberzeugung erreicht,
sei es [,] dass die Forderung auf tritt als allgemeingiltig, sei es [,] dass sie geschichtlich in Anspruch
nimmt. 11 Von
 
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