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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 2, Band 1): Grundsätze des Philosophierens: Einführung in philosophisches Leben — Basel: Schwabe Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.69897#0238
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Grundsätze des Philosophierens

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mich lehrt, wohin ich gehöre, womit ich mich identisch weiss. Das Bild der Geschichte
gestaltet sich im Objektiven aus dieser eigenen Grundentscheidung, welche erst ei-
gentlich sieht, was geschah und was getan wurde.
Im Wechsel der realen Daseinsbedingungen ist die Aufgabe, die höchsten Möglich-
keiten des jeweiligen Daseins zu ergreifen und nicht an das Unmögliche zu verfallen.
Da aber nie endgiltig zu wissen ist, was gelingen wird, so ist das Scheitern an sich kein
Beweis der Unmöglichkeit. Es gibt das edle Scheitern, das das Mögliche ergriff, aber
nicht erreichte, unda Wegweiser bleibt für die Nachfolgenden.
Die historische Erforschung der Wirkung der Ideale und Willensziele, welche sich
auf das Ganze richten, bewegt sich im Greifbaren der aus jenen Idealen ausgesproche-
nen Sätze und ihrer faktischen Wirkungen im Zusammenhang der sociologischen Rea-
lität (z.B. Wirkung calvinistischer Ethik auf die Entwicklung des Kapitalismus nach
Max Weber).174 In der Erscheinung dieses Erforschbaren aber wird die Vergewisserung
gesucht des grossen Kampfes zwischen gut und böse. Die geschichtliche Anschauung,
in der Forschung auf das Objektive beschränkt und sich der Wertung enthaltend, er-
blickt, über das Erforschbare hinausgreifend, gerade in dessen Klarheit, den verborge-
nen ungeheuren Kampf des Menschen um sich selbst in der Geschichte, um seine
Würde, seinen Aufschwung, seinen ewigen Sinn.
5. Von vorn anfangen des Einzelnen in der Kontinuität der Überlieferung: Jeder
einzelne Mensch fängt von vorn an. Doch er beginnt aus der Überlieferung, durch die
er sich bewusst wird in einem Weltzustand, der zwar durch Menschen einst geworden,
ihm aber, als schon da, gegeben ist.
Es ist daher keine Kontinuität einfachen Wachsens, sondern eine ständige Unter-
brechung des menschlichen Tuns. Wenn der Einzelne gerade recht anfangen könnte,
muss er sterben und seine Sache wieder dem Abc-Schützen übergeben, sagte Kant.175
Aber gerade dadurch wird aus neuem Ursprung auch ermöglicht, was aus dem einfach
kontinuierlichen Gang nicht entstehen könnte. Der neue Mensch bringt aus der Über-
lieferung hervor, was diese im einen sich gleichen Menschen in einem einzigen Leben
aus sich nicht hervorgebracht hätte. Denn es scheint, dass in jedem Menschen nur Ei-
nes ganz sein und sich verwirklichen kann. Sein Ursprung ist gebunden an sein erstes,
einmaliges, begründendes Erleben, an Wiederholung und Treue, an Identität in seiner
geschichtlichen Einsenkung, in der er übernimmt, was er ist und sein kann. Was der
Frühere nicht mehr konnte, weil der erste schaffende Ansatz schon vergeben war, das
vermag der Spätere, der hier einsetzt, von vorn anfängt und es ganz werden kann. Der
Einzelne verzehrt gleichsam sich und seine Möglichkeit, indem er in Einem wahrhaft
wirklich wird und darin schafft, was besteht.

nach und im Ms. gestr. das Vorbild und
 
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