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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0031
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XXX

Einleitung des Herausgebers

meine zukünftigen psychopathologischen Monographien eine weitere Verbreitung
finden können, als das sonst bei Arbeiten über begrenztere Themata möglich ist.«3
Als dann wenige Jahre später eine zweite Auflage der Allgemeinen Psychopathologie
erforderlich wurde, stand bereits die nächste Publikation, die Psychologie der Weltan-
schauungen, am Horizont, ein Buch, das zwar noch längst nicht fertig war, aber den
Wirkungskreis seines Autors erheblich zu erweitern versprach und deshalb Priorität
hatte: »Was die neue Auflage betrifft, so habe ich mir folgende Gedanken gemacht: ich
möchte gern als erstes meine »Psychologie der Weltanschauungem erscheinen lassen.
Dieses Buch dient mir gegenwärtig zum zweiten Mal zum Inhalt einer sehr besuch-
ten Vorlesung. Ich hoffe von seinem Erscheinen einen Erfolg auch in weiteren Krei-
sen der Gebildeten. Wenn die 2. Auflage meiner Psychopathologie ein wenig nachher
erscheint, hoffe ich für diese auch einen grösseren Erfolg, da ich zur Zeit doch nur als
Psychiater bekannt bin und nur bei Psychiatern.«4
Noch einmal anders war schließlich die Situation, als 1931 nach mehrjähriger har-
ter Arbeit die Philosophie kurz vor dem Abschluss stand. Der Weg von der Psychopa-
thologie über die Psychologie zur Philosophie war zurückgelegt, das Resultat ist ein
Werk, das nicht nur dem Umfang nach, sondern auch im Stil der Darstellung die bei-
den ersten Werke hinter sich ließ. Das Buch verlange eine »besinnliche Leseweise«,
weshalb Jaspers für Druckspiegel und Format einen »gleichsam intimen Charakter«
wünschte.5 Im Bewusstsein der vollbrachten Leistung distanzierte er sich von den
philosophischen Publikationen der Zeit - »im Aussehen unangemessen«6 - und be-
anspruchte ein äußeres Erscheinungsbild, das in seiner Großzügigkeit eigentlich den
Klassikern zukam: »Bei einem philosophischen Buche darf nicht zuviel auf einer Seite
stehen. Ist die Sache vom Autor richtig gearbeitet, so hat jeder Satz Gewicht und sitzt
notwendig an seiner Stelle; daher muss das Lesen ruhig, vergegenwärtigend, eindrin-
gend geschehen. Ist die Seite zu gross, so entsteht ein falscher Impuls zum überfliegen-
den Lesen. Mir scheint es nicht zufällig, dass die Werke früherer Philosophen relativ
kleine Seiten hatten. Ideal scheinen mir noch heute die Gesamtausgaben Hegels und
Schellings aus den 30er und 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts.«7
Angesichts dieses ausgeprägten Selbstbewusstseins überrascht es nicht, dass Jas-
pers die Publikation seiner Werke mit gezielten strategischen Vorschlägen begleitete.
Wiederholt begegnet in den Verlagsbriefen die Sorge um einen günstigen Erschei-

3 K. Jaspers an F. Springer, 15. November 1913, ebd., 276.
4 K. Jaspers an F. Springer, 1. Juni 1917, ebd., 282.
5 K. Jaspers an F. Springer, 17. August 1931, ebd., 332.
6 Ebd., 334.
7 K. Jaspers an P. Gosse, 4. September 1931, ebd., 336.
 
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