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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0032
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Einleitung des Herausgebers

XXXI

nungstermin oder einen niedrigen Preis.8 Dabei spielte das Ausschalten potentiel-
ler Konkurrenten eine nicht unerhebliche Rolle. Kurz vor dem Druck der Allgemei-
nen Psychopathologie schrieb Jaspers an Springer: »Vor einigen Wochen hörte ich, dass
in den nächsten Monaten Aschaffenburgs »allgemeine Symptomatologie< in dessen
Handbuch (Wien, Deuticke) erscheint. Der Autor bestätigte es mir persönlich. Wenn
auch eigentlich keine Konkurrenz entstehen sollte - mein Buch behandelt in Kürze
die gesamte Psychopath., Aschaffenburg handbuchmässig nur einen Teil -, so ver-
mute ich doch, dass es faktisch ziemlich viel ausmachen wird, welches Buch früher
erscheint. Wer sich Aschaff. grade gekauft hätte, würde vielleicht zögern, sofort dar-
auf mein Buch zu kaufen. Ich meine daher, wir sollten den Druck beschleunigen, da
mein Buch dann sicher früher erscheint.«9 Vielsagend auch ein anderes Beispiel: Von
Springer auf die Notwendigkeit einer Neuauflage der Psychologie der Weltanschauun-
gen angesprochen, wehrte Jaspers eine »irgendwie wesentliche Neubearbeitung« ent-
schieden ab, erwog lediglich ein »vielleicht etwas längeres Vorwort« und empfiehlt
zur Herstellung das Manulverfahren, einen Vorläufer der Reprographie, um schließ-
lich zu resümieren: »Auf diese Weise, scheint mir, könnten die Druckkosten erheblich
geringer sein und entsprechend der Ladenpreis niedrig werden, sodass ein grösserer
Absatz infolge mässigeren Preises möglich wäre. Das Buch von Spranger, »Lebensfor-
men< (bei Niemeyer, Halle), ist inhaltlich vielleicht ein >Concurrenzbuch< und durch
billigen Preis erheblich im Vorteil.«10
In gleicher Weise wusste Jaspers auch seine Rolle als Ratgeber zu nutzen. Springer
hatte sich angewöhnt, ihn bei Anfragen von Autoren aus Psychiatrie, Psychologie und
Philosophie um sein sachverständiges Urteil zu bitten. Kam die Anfrage von einem
potentiellen Konkurrenten, konnte Jaspers’ Antwort vernichtend ausfallen. Dabei
machte er keinerlei Anstalten, seine Motive zu verbergen. Im Gegenteil: Als ihn Sprin-
ger um eine Einschätzung der von Paul Häberlin eingesandten Disposition zu dem
Buchprojekt Der Gegenstand der Psychologie bat, wies Jaspers gleich zu Beginn seiner
Antwort darauf hin, dass er zwar, wie er hoffe, »sachverständig«, aber »grade darum
auch voreingenommen« sei.11 Das einmal klargestellt, konnte er jede Rücksicht fah-

8 So sieht Jaspers »mit grosser Spannung« Springers Preisfestsetzung für die Psychologie der Welt-
anschauungen entgegen: »Der Preis ist schliesslich eine Art Lebens- oder Todesurteil für ein Buch
wie dieses. Da es begrenzte wissenschaftliche Kreise, die das Buch kaufen müssen, nicht gibt, so
ist der Absatz auf einen grösseren Kreis von Interessierten angewiesen, die aus der Gesamtheit
der Geisteswissenschaften zusammenkommen.« (K. Jaspers an F. Springer, 8. Juli 1919, ebd., 291)
9 K. Jaspers an F. Springer, 15. April 1913, ebd., 273-274. -Vgl. G. Aschaffenburg: »Allgemeine Symp-
tomatologie der Psychosen«, in: ders. (Hg.): Handbuch der Psychiatrie. Allgemeiner Teil, Abt. 3, Leip-
zig, Wien 1915,117-464.
10 K. Jaspers an F. Springer, 3. November 1924, in diesem Band, S. 313. - Vgl. E. Spranger: Lebensfor-
men. Geisteswissenschaftliche Psychologie und Ethik der Persönlichkeit, Halle 41924.
11 K. Jaspers an F. Springer, 15. Mai 1917, in diesem Band, S. 279.
 
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